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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Über altes und neues Zinngerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0194
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ÜBER ALTES UND NEUES ZINNGERÄT.

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solches Kunstwerk nicht für die gemeine Zinngießerei
geschaffen sein könne, sondern dass ein silbernes Original
zu Grunde gelegen habe. Eine genauere
Besichtigimg zeigte aber, dass das Eelief
vollkommen den Charakter des Medaillen-
stiches, des Tiefschnittes, nicht aber der
Treibarbeit trägt.

Es haben sich zwei Gattungen der

Temperanti a Schüssel
erhalten, die sich auf
den ersten Blick zum

Verwechseln ähnlich
sehen, die aber zwei
verschiedene Meister-
bezeichnungen tragen.
Die eine Gruppe hat
auf der Eückseite ein
Porträtmedaillon mit
der Umschrift: Francis-
cus Briot sculpebat und
auf der Vorderseite das
Monogramm F. B., die
andere an der gleichen
Stelle die Worte: Cas-
par Enderlein sculpebat
nebst dessen Brustbild,
und vorne neben dem
Monogramm C. E. die

Jahreszahl 1611. Francois Briot war ein Medaillen-
stecher französischer Herkunft, der zeitweilig an der
Münze in Besancon thätig war und von
1585 bis 1615 als Medailleur in Mont-
beliard, dem damals württembergischen
Mömpelgard, arbeitete. Caspar Enderlein
stammte aus Basel und lebte als Zinn-
gießer und Formstecher in Nürnberg, wo
er sich großen Bufes
erfreute und 1633 starb.
Beide Künstler
machen durch die Be-
zeichnung der Gussform
den Anspruch, die Er-
finder der Temperantia-
schüssel zu sein; not-
wendigerweise muss
einer den anderen ko-
pirt haben. Die Streit-
frage ist durch eine

scharfsinnige Unter-
suchung J. Lessing's in
den Jahrbüchern der

preußischen Kunst-
sammlungen 1889 end-
giltig zu Gunsten Briots
entschieden. So. eng
verwandt die Tempe-

Der Traum, Kanne aus Zinn, modellirt von de Eüdder in Brüssel.
 
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