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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN.

AUSSTELLUNGEN.

Das Kunstgewerbe in den Pariser Salons.
Während der Deutsche bei den Gegenständen
des täglichen Gebrauchs vor allem auf Wohl-
feilheit und der Engländer auf Zweckdien-
lichkeit sieht, so hat der Franzose mit seinem
ausgebildeten Schönheitsgefühl von Alters
her auch auf das gefällige Äußere derselben
den größten Wert gelegt. Mit einem für
Farbenwirkung und Eleganz der Formen ge-
übten Auge verbindet letzterer eine große

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den deutschen Kunstgewerbetag in Berlin und zum Schluss
wurden Mitteilungen über das Würzburger Residenzschloss
und dessen Erbauer gegeben. °- S.

SCHULEN.

-u- Cassel. Die Gewerbliche Zcichen-
undKimstgewerbescIiulc veranstaltete im Schul-
jahr 1895/96 zwei Ausstellungen von Schüler-
arbeiten, die eine vom 15.—22. September
bei Gelegenheit der Versammlung der deut-
schen Gewerbe vereine in Cassel, die andere
vom 6. —13. Oktober im Rathause zu Det-
mold auf Veranlassung des Lippeschen Zeichen-
lehrerverbandes. Schon seit Jahren ist der
Zudrang zu den vorhandenen Baugewerk-
schulen so groß, dass nur ein Teil der sich Mel-
denden aufgenommen werden konnte. Da
in dem Tagesunterricht der Anstalt schon seit
1890 eine von den Angehörigen des Bauge-
werbes sehr stark besuchte Klasse für Bau-
konstruktionszeichnen bestand, so regten
deren Leistungen schon bei der Versamm-
lung des Verbandes deutscher Gewerbe-
schulmänner in Cassel vom Jahr 1893 den
Heferenten im Ministerium zu dem Gedanken
an, diese bautechnische Abteilung zu einer
Baugewerkschule auszubauen. Nachdem der
Direktor der Kunstgewerbeschule sich be-
reit erklärt hatte, auch die Leitung der Bau-
gewerkschule zu übernehmen, wurde er durch
Erlass vom 6. Juni 1894 aufgefordert, Vor-
schläge wegen geeigneter Unterbringung 'der
Baugewerkschule und der, abgesehen von
der bautechnischen Klasse, in ihrem vollen
Umfange zu erhaltenden Kunstgewerbeschule
zu machen. Diese Schwierigkeiten sind zur
Zufriedenheit gehoben worden. Da der von
der Stadt Cassel zu leistende Zuschuss von
14000 M. schon bewilligt ist, und an der
Übernahme der Baukosten für die not-
wendig werdenden Um- und Ausbauten des
Gebäudes der Kunstgewerbeschule nicht zu
zweifeln ist, so ist die Baugewerkschulc
bereits für das Jahr 1890/97 in den Staats-
haushaltetat eingesetzt und soll |als König-
liche Anstalt schon in diesem Herbst mit den
unteren Klassen eröffnet werden. Die Kunst-
gewerbeschule bleibt ihrem vollen Umfang
nach, mit Ausschluss eben der bautech-
nischen Abteilung, bestehen.



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'So.

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Messer, entworfen von Prof.
Eud. Mayer in Karlsruhe.

Ausdauer, Genauigkeit und manuelle Geschicklichkeit und
liefert daher in allen Gewerben äußerst saubere und ge-
diegene Arbeiten, so dass seine Erzeugnisse stets ein künst-
lerisches Gepräge erhalten. Dazu kommt noch,
dass zwischen der Malerei und Bildhauerei
und dem Handwerk niemals eine so weite
Kluft bestand wie bei uns, sondern dass ge-
rade die Vertreter der schönen Künste stets
enge Fühlung mit den Gewerbetreibenden
gehalten haben. Sie haben ihnen die Ent-
würfe für ihre Arbeiten vorgezeichnet und
sie mit ihrem Rat und ihrer Erfahrung unter-
stützt. Da das Gewerbe auch stets bei dem
kunstsinnigen Geburts- und Geldadel Ver-
ständnis seiner Leistungen und Unterstützung
durch Ankäufe fand, so entwickelte sich das
Kunsthaudwerk in Frankreich glänzend und
ging immer mit der Ausbildung der schönen
Künste Hand in Hand. Dass es so natürlich
aus dem "Volke heraus entstanden, das giebt
ihm die Unmittelbarkeit, welche anderen Na-
tionen abgeht, wo dasselbe mehr die Frucht
des Studiums der Stilarten und alter Vor-
bilder ist. Im Gegensatz zu dem Durchein-
ander der allerverschiedensten Manieren des
Altertums, des Orients und der Renaissance,
wie in Deutschland, hat Frankreich in seiner
historischen Entwickelung eine feste einheit-
liche Basis. Sehr zu Gute kam ihm auch
die systematische Erziehung nach seit Jahr-
hunderten bewährten Regeln in der Aeade-
mie des beaux arts und den Fachanstalten,
wie der Porzellanfabrik in Sevres, der Pariser
Teppichweberei der Gobelins etc. Wenn das
französische Kunstgewerbe seit dem Auf-
schwung, welchen dieser Erwerbszweig in
Deutschland und England genommen, auch
nicht mehr unbestritten die erste Stelle ein-
nimmt, so ist es doch seinen ruhmreichen
Traditionen treu geblieben, hat sich aber
den Zeitverhältnissen stets angepasst und ist
den neuen künstlerischen Strömungen ver-
ständnisvoll gefolgt. Dies zeigt wieder deut-
lich die Ausstellung kunstgewerblicher Er-
zeugnisse in den diesjährigen Pariser Salons;
dem seit 114 Jahren bestehenden altern im
Industriepalast und dem seit 7 Jahren be-
gründeten des Marsfeldes. Gerade in letz-
terem wird dem Kunstgewerbe eine hervor-
ragende Berücksichtigung zu Teil, während
in den Champs Elysees nicht alle Richtungen
desselben vertreten sind, dagegen weisen die
Erzeugnisse daselbst besonders auf dem Ge-
biete der Keramik und des Bronzegusses
äußerst formvollendete Leistungen auf. Von
"den naturalistischen, symbolistischen und son-
stigen Absonderlichkeiten hat sich dieser
Kunstzweig ferngehalten. Eine bevorzugte
Stellung in beiden Salons nimmt die Kera-
mik ein. Zunächst fällt hier eine Richtung
auf, deren Augenmerk auf Herstellung eines
vollkommenen Materials gerichtet ist, wäh-
rend sie von plastischer oder malerischer Aus-
schmückung absieht und in Einfachheit der
Form sich an die antiken Grundtypen anlehnt.
 
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