Peter Behrens
lution von 1848 ebenso erfolglos, wie zu Ende des
Jahrhunderts der »Jugendstil«.) — Man hat bei die-
sem Wort »Konvention« meist einen üblen Beige-
schmack. Das kommt daher, daß beschränkte Leute
dann noch auf einer Konvention herumreiten, wenn
sie ihre Aufgabe, einen Übergang von einem Emp-
finden zum anderen herbeizuführen, längst erfüllt hat.
(Z. B. wirkt die große und alle hinreißende patrio-
tische Begeisterung der Freiheitskriege in den Köpfen
beschränkter Fanatiker heute noch als lächerlicher
Ffurrapatriotismus und Chauvinismus fort.) Daß aber
eine Konvention immer wieder zu den Notwendig-
keiten jeder Stilbildung gehört, macht man sich nicht
genügend klar. □
□ Die Erfüllung unseres gegenwärtigen ökonomischen
Bedürfnisses, nämlich den Export zu erweitern und zu
sichern, bedingt also zunächst gebieterisch die Schaffung
einer Konvention, d.h. einer Vereinfachung erstens unseres
ethischen und ästhetischen Empfindens und zweitens
unserer Produktionsmittel. In erster Hinsicht sind die
Grundsätze der Geschmackskultur und einer logischen
Zweckkunst hauptsächlich von Hermann Muthesius
klargelegt worden, in zweiter Hinsicht hat zuerst
die A. E. G. ihre kapitalistischen Machtmittel, die an
Turbinen fab rik der A. E, G.
sich bereits eine Vereinfachung bedeuten, dazu an-
gewendet, ihr Angebot und damit ihre Produktions-
mittel zu vereinfachen, d. h. feststehende Typen zu
schaffen, die nicht nur technisch, sondern auch künst-
lerisch den vollkommensten, d. i. einfachsten Ausdruck
ihrer Bestimmung darstellen. Auf der einen Seite
erstrebt man also eine Vereinfachung der ästhetischen
Nachfrage und auf der anderen Seite eine Verein-
fachung des entsprechenden Angebotes; beide Be-
strebungen wirken gleichzeitig neben- und aufeinander.
□ In der Verbindung zwischen der A. E. G. und
Peter Behrens ist zum ersten Male in durchgreifender
Weise die Verknüpfung ästhetischer und wirtschaft-
licher Bedürfnisse versucht worden. Es ist auch wirk-
lich gelungen, die beiden, vor kurzem noch schein-
bar unvereinbaren, ja gegensätzlichen Bestrebungen
auf die einfachste gemeinsame Formel zu bringen.
Das größte Verdienst hierbei kann neidlos dem ge-
nialen und unendlich weit schauenden Direktor der
A. E. G., Herrn Jordan, zugesprochen werden, der
diese Notwendigkeit von allen Großindustriellen zu-
erst erkannte und in richtigem Instinkt die beste und
universalste künstlerische Kraft mit Peter Behrens an
seinen Betrieb zu fesseln wußte. □