PETER BEHRENS UND DIE A. E. O.
151
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Peter Behrens
Turbinenfabrik der A. E. G.
□ Wenn wir so erkannt haben, welche Aufgaben
sich die A. E. G. mit der Vereinigung von Technik
und Kunst gestellt hat, dann können wir jetzt fragen,
wie sie die Erfüllung dieser Aufgaben begonnen
habe. □
□ Die Technik an sich erstrebt schon eine mög-
lichste Knappheit und innere Vereinfachung, d. h. es
wirkt schon von ihr aus die Notwendigkeit des
Zweckes und des Materiales, die, ästhetisch geleitet,
ja ein mechanischer Bestandteil der Stilbildung sein
kann, zu dieser Vereinfachung mit. Wenn wir die
heute hier abgebildete ältere Produktion der A. E. G.
mit den neuen Typen von Peter Behrens vergleichen,
so mögen wir ruhig manche Veränderungen auch in
der äußeren Gestaltung dem Fortschritt der Technik
und der Verbesserung des Materiales zuschreiben.
Z. B. kann eine Verbesserung des Glasmateriales in
bezug auf die Lichtdurchlässigkeit und die Strahlen-
brechung eine Verkleinerung der früher unmäßig
großen Bogenlampenkuppeln ermöglicht haben; eine
Vervollkommnung in der Fabrikation der Kohlestifte
und deren Stellung zueinander hat vielleicht die dabei
erforderliche größere Intensität des Lichtes geliefert;
vielleicht konnte man bei der indirekten Beleuchtung
die reflektierenden Glasschalen verkleinern, weil man
für den Deckenanstrich bessere und eine größere
Leuchtkraft besitzende Anstrichfarben gefunden hatte
usw. Alle solche Fortschritte haben aber wohl auf
eine Vereinfachung aus technischen Rücksichten, doch
weniger auf ein ästhetisches Gleichgewicht der äußeren
Form gewirkt; ja, in bezug auf die ästhetische Ba-
lance der äußeren Form hätten diese nachträglichen
Verbesserungen und Veränderungen wohl eher zu
einer Zerreißung der ursprünglichen Logik der äußeren
Gestalt geführt, wenn nicht rechtzeitig das Eingreifen
eines mit ganz besonderem Gefühl für konstruktiven
Rhythmus begabten Künstlers veranlaßt worden wäre.
□ Die Beteiligung Peter Behrens’ an der Produktion
der A. E. G. erschöpft sich aber keineswegs darin,
daß er die Gesetzmäßigkeit der mechanischen Kon-
struktion wiederherstellte, sondern er hat — und dies
findet seinen Ausdruck am deutlichsten in seinen Ge-
bäuden für die A. E. G. — den Schöpfungen im
Kleinen wie im Großen seinen persönlichen Kunst-
willen aufgedrückt, zum Teil sogar erst im Kampfe
mit den beteiligten Zweckfaktoren. Hiervon sei im
nächsten Hefte gehandelt.
(Schluß folgt.)
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Peter Behrens
Turbinenfabrik der A. E. G.
□ Wenn wir so erkannt haben, welche Aufgaben
sich die A. E. G. mit der Vereinigung von Technik
und Kunst gestellt hat, dann können wir jetzt fragen,
wie sie die Erfüllung dieser Aufgaben begonnen
habe. □
□ Die Technik an sich erstrebt schon eine mög-
lichste Knappheit und innere Vereinfachung, d. h. es
wirkt schon von ihr aus die Notwendigkeit des
Zweckes und des Materiales, die, ästhetisch geleitet,
ja ein mechanischer Bestandteil der Stilbildung sein
kann, zu dieser Vereinfachung mit. Wenn wir die
heute hier abgebildete ältere Produktion der A. E. G.
mit den neuen Typen von Peter Behrens vergleichen,
so mögen wir ruhig manche Veränderungen auch in
der äußeren Gestaltung dem Fortschritt der Technik
und der Verbesserung des Materiales zuschreiben.
Z. B. kann eine Verbesserung des Glasmateriales in
bezug auf die Lichtdurchlässigkeit und die Strahlen-
brechung eine Verkleinerung der früher unmäßig
großen Bogenlampenkuppeln ermöglicht haben; eine
Vervollkommnung in der Fabrikation der Kohlestifte
und deren Stellung zueinander hat vielleicht die dabei
erforderliche größere Intensität des Lichtes geliefert;
vielleicht konnte man bei der indirekten Beleuchtung
die reflektierenden Glasschalen verkleinern, weil man
für den Deckenanstrich bessere und eine größere
Leuchtkraft besitzende Anstrichfarben gefunden hatte
usw. Alle solche Fortschritte haben aber wohl auf
eine Vereinfachung aus technischen Rücksichten, doch
weniger auf ein ästhetisches Gleichgewicht der äußeren
Form gewirkt; ja, in bezug auf die ästhetische Ba-
lance der äußeren Form hätten diese nachträglichen
Verbesserungen und Veränderungen wohl eher zu
einer Zerreißung der ursprünglichen Logik der äußeren
Gestalt geführt, wenn nicht rechtzeitig das Eingreifen
eines mit ganz besonderem Gefühl für konstruktiven
Rhythmus begabten Künstlers veranlaßt worden wäre.
□ Die Beteiligung Peter Behrens’ an der Produktion
der A. E. G. erschöpft sich aber keineswegs darin,
daß er die Gesetzmäßigkeit der mechanischen Kon-
struktion wiederherstellte, sondern er hat — und dies
findet seinen Ausdruck am deutlichsten in seinen Ge-
bäuden für die A. E. G. — den Schöpfungen im
Kleinen wie im Großen seinen persönlichen Kunst-
willen aufgedrückt, zum Teil sogar erst im Kampfe
mit den beteiligten Zweckfaktoren. Hiervon sei im
nächsten Hefte gehandelt.
(Schluß folgt.)
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