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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0167

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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kritische Analyse in den Vordergrund. Dazu genügt aber
keine Handlangerarbeit, dazu gehört ein feines und
sicheres Erfassen all der zahlreichen, oft unwesentlich er-
scheinenden Merkmale, ein zartes Abwägen der verschie-
densten Verhältnisse, kurz eine Reife des ästhetischen
Urteils, die sonst nur in jahrelanger, ununterbrochener
Beschäftigung mit diesen Dingen erworben wird. Um so
mehr Anerkennung verdient die Arbeit Balets, der von
sicheren Prämissen ausgehend, eine Fülle der feinsten
Beobachtungen erkennen läßt und sich nur selten in ge-
wagte Hypothesen verliert, denen man nicht beipflichten
könnte. Namentlich die Kapitel über Pustelli (1760—62),
Ferretti (1762—67), J. C. W. Beyer (1762—67), Lejeune
(1768—78) und Dannecker (1790—95) bringen zahlreiche
Überraschungen, die sich sicherlich in der Literatur er-
folgreich behaupten werden. Die Behandlung der Marken-
frage, nämlich die Deutung der Krone als Qualitätsaus-
druck, will mir noch nicht ganz einleuchten. Ein weiteres
Material wird auch diese Frage gewiß bald klären. Balet,
dem ja die Stuttgarter Altertümersammlung leider keine
großen Reisen ermöglichte, hat sich ja absichtlich nur auf
die Schätze dieses Museums, das mit diesem Prachtwerke
die Reihe ihrer wissenschaftlichen Kataloge eröffnet, be-
schränkt und wird ja sicherlich noch Gelegenheit haben,
dieses Gebiet weiter zu verfolgen und auch die Geschirre
von Ludwigsburg wissenschaftlich zu behandeln. Hoffent-
lich wird noch einmal ein glücklicher Archivfund urkund-
liche Handhaben für die Meisterbestimmung beibringen,
und der größte Erfolg wäre es dann, wenn die beglaubigte
Zuteilung — wie zu hoffen ist — mit den Untersuchungen
Balets in allen wesentlichen Punkten übereinstimmt. —
Die Ausstattung des Werkes ist vornehm und gediegen;
namentlich die Lichtdrucktafeln sind über jedes Lob er-
haben. Pazaurek.
PREISAUSSCHREIBEN

□ Frankfurt a. M. Ein Eigenheim-Wettbewerb. Wenn
eine Baugesellschaft, die nur eine rein kaufmännisch ge-
leitete Erwerbs-Vereinigung darstellt, zum Zwecke künst-
lerischen Bauens einen Wettbewerb mit guten Preissummen
ausschreibt, so ist das ein gutes Zeichen für unsere empor-
strebende Baukultur. Einen solchen erließ vor einiger
Zeit die Frankfurter »Eigenheim - Baugesellschaft« zum
Zwecke der Bebauung des alten schönen Holzhausenparkes,
nachdem Professor Pützer-Darmstadt für das ganze Ge-
lände einen neuen, den modernen, städtebaulichen An-
forderungen genügenden Aufteilungsplan entworfen hatte.
Es gingen 237 Arbeiten aus ganz Deutschland ein. Das
Preisgericht, in welchem u. a. auch Prof. Pützer-Darm-
stadt, Geh. Regierungsrat Architekt Dr. Ing. Muthesius-
Nicolasee bei Berlin und Baurat Grässel-München saßen,
sprachen den ersten Preis (2500 M.) dem Frankfurter
Architekten Herrn. Senf B. D. A. (Mitarbeiter Wilh. Haller),
den zweiten Preis (1500 M.) dem Bremer Architekten
Stoffregen B. D. A. und den dritten Preis (1000 M.) dem
Dipl. Ingeneur und Architekten Paul Schmitthenner-Pasing-
München zu. —• Das eingegangene, jetzt öffentlich aus-
gestellte Material stellt in quantitativer Beziehung eine
kolossale Arbeitsleistung dar und, daß dabei die Qualität
nicht immer die beste war, läßt sich wohl denken. Es ist
eben nicht so leicht, ein Bauwerk, und wenn es auch nur ein
einfaches Eigenheim ist, praktisch und ästhetisch so zu
lösen, daß es in dieser Hinsicht unsere heutigen, geklärten
Anforderungen ganz befriedigt. — Der erste Preis, die

Senf-Hallersche Arbeit zeigt ein Projekt, welches uns auf
den ersten Blick in seinen Bann zieht auf Grund seiner
vornehmen, klassischen, anheimelnden Ruhe, die in seinen
äußeren Formen liegt. Diese beiden gleichen Eckhäuser
mit ausgebautem zweiten Obergeschoß (infolge ihrer be-
herrschenden Lage an der schönen, alten Kastanienallee)
zeigen an ihren Fassaden durch Säulen und Festons klassi-
zistische Motive und passen sich dadurch reizend an die
älteren Häuser des betreffenden Viertels an, ebenso an
den alten Park und Allee, aber vor allem an die Zeit,
in welcher das im Park liegende Stammschlößchen der
Herren von Holzhausen eine Rolle spielte. Für die Ar-
chitekten war das ein gewisses Risiko, wo heute fast ein
jeder aufs Historische schimpft. — Die zweite Preisarbeit
ist seinen äußeren Formen nach das gerade Gegenteil,
hier ist jede Linie und Fläche äußerst modern gegeben
und alles dient nur dem Selbstzweck. Alle Teilungen,
Fenster, Eingänge und Erker zeigen entzückende, zeich-
nerische Einfachheit. Die Durcharbeitung der Grundrisse
der ganzen Häusergruppe ist glänzend. Das letztere kann
man auch von der dritten Arbeit sagen, mit welcher uns
der Verfasser einen malerisch vortrefflichen Entwurf eines
Eigenheimes in altverträumtem Landhauscharakter zeigt.
Das Preisgericht empfahl noch den Ankauf von vier Ent-
würfen zu je 500 M. und von acht Entwürfen zu je 150 M. □
H. Kr.
AUSSTELLUNGEN
a Frankfurt a. M. Ausstellung der Schülerarbeiten der
Kunstgewerbeschule. Sie findet im schönen, neuen Hörsaal
der Polytechnischen Gesellschaft statt und vermittelt einen
guten Eindruck über das Gesamtschaffen innerhalb dieses
Institutes. Wenn man aber nach den Namen der einzelnen
Schüler sieht, findet man, daß fast in allen Sparten —
abgesehen von den Vorklassen— immer wieder dieselben
wenigen Namen einzelner, tüchtiger Lernender wieder-
kehren. — Die Arbeiten in der Fachklasse für Maler (Lehrer
Heinz Wetzel) überraschen wieder, wie immer, durch ihre
aparten, feinfühligen, hellmodernen Farbenzusammenstel-
lungen und ihre ornamentale Behandlung. Gut vertreten
ist auch die Klasse für Aktzeichnen (Lehrer Emil Hub)
und die für Architektur und Perspektive (Lehrer C. Lennartz).
In der Abteilung für Modellieren (Lehrer Professor Haus-
mann) stellt Bruno Schäfer-Rom, ein ehemaliger Schüler,
einen ornamental reizenden kleinen Brunnen in Marmor
aus. Hier zeichnen sich die Schüler Albert Kramer (männ-
licher Akt in natürlicher Größe), Rudolf Schäfer, Otto Weiß-
müller (Tiere) und Edmund Feist mit einem recht guten
Wandbrunnen aus. Die Klasse für Möbel und Gerät
(Lehrer Professor Luthmer) zeigt gute, nach bestimmten
Angaben gefertigte, modern aufgefaßte Entwürfe. Die
Klasse für Aquarellmalen (Lehrer Professor C. Nebel)
spielt an einer Kunstgewerbeschule eine untergeordnete
Rolle. Auch von der Holzbildhauerabteilung (Lehrer Carl
Mohr) ist wenig zu sagen. Die Vorschule für Modellieren
(Lehrer C. Wetzel) kann sich dagegen mit einigen recht
forschen Arbeiten in Natur wie Ornament sehen lassen.
Am geringsten ist das Material im Ziselieren (Lehrer Ed.
Staniek). Hier beherrscht neben Ferd. Kertz der sehr
tüchtige Ludwig Mergehen mit einigen Tieren und einem
prachtvollen silbernen Schirmgriff die ganze kleine Situa-
tion, — tüchtige weitere Schüler sind z. B. noch J Röhmig,
Heinr. Müller, Haag, Eugen Eisele, W. Sonntag, Kling,
Eugen Müller, Rosenbauer, Hans Reh und Kurt Weidmüller.
H. Kr.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwag, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h. in Leipzig
 
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