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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Pazaurek, Gustav E.: Die Leipziger Schriftschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0203

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196

ARBEITEN VON A. KAHLBRANDT

über die Rücken legten, verrieten durchwegs ein feines
künstlerisches Empfinden und eine treffsichere Hand;
während die auch vertretenen schablonierten Bände
etwas zurücktraten, sah man noch manche reizvolle
Spezialität, so z. B. das in bemaltes Pergament ge-
bundene Gedichtbuch »Des Knaben Wunderhorn«,
bei welchem auch der Schnitt eine wirkungsvolle
farbige Schrift aufwies. □
□ Wenn unter den Ausstellungsobjekten auch ein
Buch ausschließlich geschrieben war, so wollen wir
dies als eine Ausnahme gelten lassen; zur Regel kann
selbstverständlich etwas derartiges nie werden. Ein
Zurückgreifen in frühmittelalterliche Zeiten wäre gewiß
wenig angebracht, und wir freuen uns, daß gerade bei
Delitsch und seiner Schule das archaisierende Moment
nur ganz leicht anklingt, aber niemals zu einer direkten
Entlehnung führt. o
□ So viel steht jedenfalls fest, daß die Leipziger
Schriftschule, die sich mit der genannten Ausstellung
sehr gut einführte, einen ausgesprochen individuellen

Charakter hat. Aber auch innerhalb dieser Schule
hat jeder Vertreter sein eigenes Gepräge, und gerade
das ist das Interessante. Wir sind zwar in der Gegen-
wart in den graphischen Künsten keineswegs arm an
Individualität. Im Gegenteil, es wird fast des Guten
zu viel getan, indem es bald kaum einen namhaften
modernen Kunstgewerbler geben wird, der für den
Buchdruck nicht schon mindestens ein Alphabet ent-
worfen hätte, was unseren Schriftgießereien ja an-
genehmer sein mag, als unseren Buchdruckereien.
Aber während der Typensatz in unserer Zeit so viel-
gestaltig wird, hat gerade die Schriftkunst, in welcher
sich die Individualität ja viel leichter entfalten kann,
bisher noch wenig aufzuweisen gehabt, was den
Drucktypen ebenbürtig gewesen wäre. Um so ver-
dienstlicher ist daher das Auftreten der Leipziger
Schriftschule und bei der Jugend ihrer Mitglieder
und bei ihrem zielbewußten Streben können wir von
ihnen die fruchtbarsten Anregungen mit Sicherheit
erwarten. G. E. PA ZA UREK-


ALBERT KAHLBRANDT
GRAVEUR UND ZISELEUR
HAMBURG
OBEN LINKS: ZINNTELLER. GE-
PUNZTES ORNAMENT, DURCH
EINSCHLAGEN EINIGER PUNKTE
U. FASSONPUNSEN HERGESTELLT


OBEN RECHTS: ZINNTELLER, VON
DER RÜCKSEITE AUS GETRIEBENE
SCHRIFT UND ORNAMENT SIL-
□ HOUETTENARTIG □
UNTEN: ZINNTELLER, SCHRIFT
UND ORNAMENT VON DER RÜCK-
SEITE GETRIEBEN, FRÜCHTE UND
□ BLÄTTER MODELLIERT □
 
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