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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0086

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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hatten. Diese Tatsache kann nicht befremden, wenn wir
aus den Urkunden erfahren, daßdie meisten in der Schweiz
tätigen Meister aus Schwaben und Franken'stammten. Erst
mit dem 16. Jahrhundert tritt die Wendung zugunsten der
schweizerischen Glasmalerei ein, welche die in satten Farben
leuchtenden Gläser weiter verwendete, während man nörd-
lich des Rheins immer mehr hellere und sogar farblose
Gläser bevorzugte, was von selbst i zu einer^Verflachung
dieser in erster Linie auf die Leuchtkraft der Farben und
nicht auf die Feinheit der Zeichnung angewiesenen Kunst
herbeiführen mußte. Dabei mag die in den Landen der
Eidgenossen stetig zunehmende staatliche und private Sitte
der Fenster- und Wappenschenkung mächtig fördernd auf
die Entwicklung dieses Kunstgewerbes gewirkt haben, da
die am gleichen Orte arbeitenden Meister zufolge der
gegenseitigen Konkurrenz sich sehr anstrengen mußten,
wenn sie sich auch nur einen bescheidenen Lebensunterhalt
sichern wollten, ln Süddeutschland scheint die Betätigung
auf diesem Gebiete stets eine beschränkte gewesen zu sein.
Denn wenn wir auch in Rechnung ziehen, daß den Stürmen
des Dreißigjährigen Krieges, vor dessen Greueln die Lande
der Eidgenossen verschont blieben, eine große Zahl dieser
Kunstwerke zum Opfer fielen, so beweisen doch die
Bestände, welche in den süddeutschen Staaten einerseits
und in der Schweiz andererseits erhalten blieben, daß die
Glasmalereien in der letzteren von jeher viel zahlreicher
gewesen sein müssen. □
□ Aber auch mit Bezug auf die Stellung der Glasmaler
wechselten während des 16. Jahrhunderts die Verhältnisse
vollständig. Denn seit dieser Zeit sindjes nicht mehr süd-
deutsche Gesellen, welche ihre Kunst in die Lande der
Eidgenossen tragen, sondern die besten Arbeiten werden
auch in Süddeutschland vielfach durch Meister geschaffen,
deren Wiege in der Schweiz stand, und wir können, sofern
es sich nicht um die Erzeugnisse der in Norddeutschland
und am Niederrhein zu hoher Blüte gelangten Grau-Malerei
handelt, sogar als Gradmesser für den künstlerischen Wert

der Glasgemälde im allgemeinen den Satz aufstellen, daß
dieser um so höher ist, je näher sie den guten Arbeiten
schweizerischer Meister stehen. Diese Tatsache hat ihnen
sogar die Aufträge süddeutscher Fürstenhäuser und hoher
Adelspersonen zugewendet, wofür auch die Stuttgarter
Sammlung Belege enthält. n
□ Die technische Abfassung des Kataloges verdient alles
Lob. Die Beschreibungen sind kurz und klar und ent-
halten alles Wissenswerte. Wenn der Verfasser bei der
Bestimmung der einzelnen Meister vorsichtig war, so ist
auch dieses Verfahren jedenfalls einem leichtfertigen, auf
ein mangelhaftes Ausweismaterial sich stützendes Taufen«
vorzuziehen. Ebenso gereicht die prachtvolle Ausstattung
dieser Kataloge der Deutschen Verlagsanstalt zur größten
Ehre. H. Lehmann.
Landhäuser von Hermann Muthesius, Abbildungen
und Pläne ausgeführter Bauten, mit Erläuterungen des
Architekten. München 1912, F. Bruckmann, A.-G. Ge-
bunden M. 15.—. □
□ Der Verlag beginnt mit diesem Bande die Herausgabe
einer Reihe von Monographien, die hervorragenden Bau-
künstlern unserer Zeit gewidmet sein sollen. Ihn veranlaßte
dazu die Überzeugung, daß nach »all dem Theoretisieren
des letzten Jahrzehntes« die Zeit gekommen sei, einmal
das Resultat der inzwischen geleisteten praktischen Arbeit
festzustellen und aus dem vielen Problematischen, das in
solcher Übergangszeit naturnotwendig entstehen mußte,
herauszugreifen, was ihm gut und in seiner Art vorbildlich
zu sein dünkt. Das ist sicher ein guter Gedanke gewesen,
und man kann es wohl verstehen, daß der Verlag zuerst
demjenigen Architekten, nämlich Hermann Muthesius eine
Monographie widmete, von dem er ein in zwei Auflagen
verbreitetes theoretisches Werk »Landhaus und Garten«
verlegt hatte. In jenem Werk hatte Muthesius eine allge-
meine Besprechung gegeben von den Bedingungen für die
Anlage und den inneren Ausbau eines in jeder Beziehung


Hermann Muthesius. Haus Kosmack in Alt-Ruppin. Pferdestall, Remise und Autogarage
Aus: Landhäuser von Hermann Muthesius. Verlag von F. Bruckmann A.-G., München

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