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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0182

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NEUE ARCHITEKTUR VON ALBIN MÜLLER

175

durch diese und ähnliche Paradoxa be-
wiesen zu haben, und — wir alle haben
wohl diesen Gedanken angehangen. □
o Nachdem die »Häßlichkeit« des Rea-
lismus durch einen Geistesblitz mit der
Ästhetik versöhnt war, schien der ober-
flächlichen Einordnung des Impressio-
nismus in die ästhetischen Gesetze nichts
Wesentliches mehr im Wege zu stehen,
und damit hat man sich wohl beruhigt.
□ Nun hat der Impressionismus nie
eigentlich über sich philosophiert; in
seiner ganzen Anlage fehlte das speku-
lativierende Moment; mit der Impression,
der Einfühlung der Natur und deren
Darstellung war es eben (bewunderungs-
würdig) getan! Seit Cezannes Unbe-
wußtheit und van Goghs dämonischem
Drang zur Konstruktion, zum Stil aber
fängt das philosophische Selbstbetrach-
ten des Künstlers — und damit der
Kunst wieder von neuem an. n
n Viele bedeutende und geniale Künst-
ler und Schriftsteller sehen hierin ein
Zurückfallen in klassizistische und un-
fruchtbar ästhetisierende Perioden der
Kunst, wie etwa der Cornelius-Kreis;
und in manchen Richtungen haben sie
nur zu sehr Recht. Aber das spekulative
Moment der Kunst, die Sehnsucht nach
Konstruktion, nach Abstraktion, nach
Stil, die sich jetzt erklärt, gänzlich aus-
schalten zu wollen, hieße doch einseitig
sein, übersähe doch edelste und höchste
Erscheinungen in der Geschichte der
Kunst. — Dies ist nur nebenbei erwähnt.
□ Seit Cezanne und van Gogh und
ihren Nachfolgern, die man Expressio-
nisten nennen will, beginnt, wie gesagt,
eine Art Sucht der künstlerischen Selbst-
betrachtung, der Betrachtung des Stils.
Das spekulative Moment
der Kunst tritt wieder auf. —


Albin Miiller-Darmstactt, Grabmäler in Magdeburg

□ Nun aber zeigt es sich,
daß mit der Ästhetik nichts
anzufangen ist. Denn der
fundamentale Begriff der
Kunstphilosophie, der
Ästhetik, der Begriff »das
Schöne« läßt sich nirgends
auf die neuen Bestrebun-
gen der Kunst anwenden,
läßt sich nicht einmal
durch Paradoxa und geist-
reiche Logik-Akrobatie
annähern. □
□ Die jungen Künstler,
die jungen Kunstschrift-
steller, die mit — viel-
leicht allzu heftigem und
jugendlichem Optimis-
mus, der jedoch durch
die ehrliche, leidenschaft-
liche Subjektivität vor-
läufig und durch den so
erwünschten Erfolg später
ganz gerechtfertigt sein
mag — an der Ausgestal-
tung jener Aufgaben, die
 
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