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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Hoeber, Fritz: Peter Behrens Verwaltungsgebäude der Mannesmann-Röhren-Werke in Düsseldorf am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0196

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PETER BEHRENS’ MANNESMANN-HAUS

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der Fassade zu einer je nach Bedarf freien Abmessung
ihrer Raumeinheiten, so daß sich jede beliebige Ver-
kleinerung oder Vergrößerung des Einzelgemaches
vom schmälsten, nur zwei Fensterbreiten messenden
Vorzimmer an bis zu den längsten Arbeitssälen von
sehr vielen Querachsen leicht bewerkstelligen läßt.
Diese praktische Nutzungsmöglichkeit wird noch durch
in die Korridorwand eingebaute Aktenschränke ver-
vollkommnet. n
□ Von der Innenausstattung des Verwaltungsgebäudes
der Mannesmannröhren-Werke hat der Künstler selbst-
verständlich nur die hervorragendsten Gemächer ent-
worfen, einige Direktions- und Konferenzzimmer usw.
Sie zeigen eine harmonische Wand- und Deckenauf-
teilung in jener klassisch schönen Felderung, wie sie
für Peter Behrens so charakteristisch erscheint. Dazu
sind die köstlichen Mobilien gut abgestimmtt. □
III.
□ Wie schon in der Einleitung ausgeführt, stellt das
Mannesmanngebäude einen neuen Typus für einen
neuen Inhalt dar. Der Bau entwickelt sich, wie das
ein Wesensprinzip der Architektur verlangt, aus rea-

listischen Prämissen zu einer geistlichen Idealität der
Form. In derartigen Gestaltungen ist Peter Behrens
Meister, vielleicht — wenn es möglich ist,kunstgeschicht-
lich gerecht über Zeitgenössisches zu urteilen — der
größte unserer Tage. Seiner eigenen Auffassung ge-
mäß, geht gerade des Künstlers Hauptabsicht darauf
hin, die großen praktischen Bauaufgaben unserer Zeit
in solchen Typenbildungen formal zu kondensieren:
es wäre schon im rein theoretischen Interesse der
Weiterentwicklung unseres modernen Stils sehr zu be-
grüßen, wenn die Lösung ähnlicher Monumentalauf-
gaben einmal dem energisch gerichteten Kunstwollen
eines Architekten wie Peter Behrens anvertraut würden.
Gerade dieser besitzt noch bisher unverwirklichte
Ideen zum Bau eines Museums wie auch zur archi-
tektonischen Gestaltung des heute wieder so akut ge-
wordenen Problems der Schaffung eines großen
Nationaltheaters: Denn wer die unbefriedigende Aus-
stellung der Konkurrenzentwürfe für das neue Ber-
liner Opernhaus gesehen hat, fragt sich mit Recht,
ob es nicht klüger gewesen wäre, an Stelle aller mini-
steriell beengter Preisausschreiben den Bauauftrag
direkt der tatkräftigen Intuition eines einzigen großen,
wahrhaft modernen Baukünstlers zu übertragen □


Kunstgewerbeblatt. N. F. XXIV. H. 10

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