DER KUNSTMARKT
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NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE
Am 4. - 7. Dezember findet in Köln a. Rh. bei J. M.
Heberle (H. Lempertz’ Söhne) die Versteigerung einer
sehr reichhaltigen Japan- und China-Sammlung aus dem
Besitz der verstorbenen Herren Otto de la Parra, Köln, und
des Geheimrat Jakob Schismarew, Moskau, statt. Der
prächtig illustrierte Katalog weist insgesamt 1067 Nummern
auf, von denen der größere Teil, an die 700 Nummern,
Werke der zweitgenannten Sammlung umfaßt. In der
ersten Abteilung der Sammlung de la Parra werden 25 Ar-
beiten in Ton und Porzellan aufgeführt, die zumeist japa-
nisch-chinesische Schalen, Gefäße, Dosen, Becher, Büchsen
und Kannen darstellen, und alle ihrer Qualität nach große
Beachtung zu verdienen scheinen. Unter den 32 Arbeiten
in Emaille, die zum großen Teil Vasen verschiedener Form
und künstlerischer Ausführung darstellen, befinden sich
außerdem noch einige sehr feine kleine Arbeiten, wie Dosen,
Büchsen und Becher, die für den Sammler und Japankenner
von gleichem Wert sein dürften. 400 Stücke in Elfenbein
weisen, nach den Abbildungen zu urteilen, entzückende
Arbeiten der japanischen Kunst auf. Auch die Arbeiten
in Silber, Bronze und Eisen scheinen auf dem Gebiet der
japanischen Kleinkunst einen besonderen Hinweis zu recht-
fertigen. Endlich möchten wir noch auf die reichhaltige
Sammlung von Schwertstichblättern aufmerksam machen,
die allein an die 130, zum Teil mehr oder weniger kost-
bare Nummern enthalten. Was endlich die Arbeiten in
Stein und Lack anlangt, so dürften hier einige besondere
Stücke, wie Nr. 276, die Standfigur eines Buddha, ver-
schiedene Götterbilder, Masken als Zeugnisse der buddhi-
stischen Kultur von großem Interesse sein. Zwanzig ver-
schiedene Möbel und Arbeiten in Holz, unter denen ein
großer Prunkschrank, der, überaus reich und zierlich mit
geschnitztem Rankenwerk versehen, als dekoratives Möbel
besonders auffällt, beschließen diese im einzelnen sehr
wertvolle Sammlung.
Während die eben besprochene Sammlung chinesisch-
japanischer Kunst ihr Schwergewicht hauptsächlich auf dem
Gebiet des Kunstgewerbes hatte, bringt die Sammlung der
Exzellenz Jakob Schismarew auch vorzügliche Beiträge zur
bildenden Kunst. Die über 100 Nummern umfassenden
Farbdrucke geben einen vollkommenen Überblick über die
historische Entwickelung dieses Zweiges japanischer Kunst,
da sich unter den vertretenen Meistern fast ausschließlich
die besten Namen der alten Harunobu-, Hiroshige- und
Moronobu-Schule befinden. Auch die Kakemonos, etwa
60 Stück, scheinen künstlerisch Beachtenswertes aufzuweisen,
trotzdem sie historisch weniger Anspruch auf Wert machen
können, da die Mehrzahl derselben der modernen Zeit
entstammt. Daneben weist diese Sammlung an über
200 Arbeiten in Ton und Porzellan auf, unter denen vor
allem die große gedeckelte Satsumavase (Nr. 497) auf drei
hohen Füßen in Form von Elefantenköpfen, ein Pracht-
stück ersten Ranges, auffällt. An die 40 Tabakflaschen,
zum Teil aus Porzellan, zum Teil aus Glas und edlem
Achat gefertigt, bilden einen eigenartigen Bestand dieser
Sammlung. Unter den Arbeiten in Elfenbein und Emaille
fallen zwei kostbare hohe birnenförmige Vasen mit seit-
lichen Henkeln, aus fünfklauigen Drachenfiguren gebildet,
auf. Dieselben haben auf Vorder- und Rückseite je ein
Rundmedaillon und stehen auf 1 Meter hohen viereckigen
Postamenten, die gleich prächtig wie die Vasen selbst ge-
ziert sind. Auch der große kugelförmige Pflanzenkübel
(Nr. 726) ist ein prächtiges Stück und gleichzeitig wegen
seines Alters bemerkenswert. Neben den zahlreichen Ar-
beiten in Bronze, Zinn, Metall, die zum großen Teil Sta-
tuetten von Göttern, Götzen, Wahrsagern, Mandarinen und
phantastischen Tierfiguren darstellen, auf die wir im einzelnen
nicht eingehen können, und einigen 30 Arbeiten in Lack,
Horn, meistens Teekasten, Dosen und Teebretter, ferner
Waffen, Arbeiten in Eisen, Gebrauchsgeräten in Stein und
an die 70 Nummern von kostbaren Textilien, Vorhängen,
Decken usw., wollen wir zum Schluß nur noch auf die
etwa 50 Nummern von Arbeiten in Holz, die zum größten
TeilKultusgerätedarstellen, ihres kulturgeschichtlichenwertes
wegen hinweisen. Vor allem verdienen hier die Götter-
bilder und Götzenfiguren Erwähnung, daneben Hausaltäre
und eine Sammlung von Musikinstrumenten und sonstigen
Gegenständen, wie sie beim mongolischen Götzendienste
in Gebrauch sind. Der verstorbene Geheimrat Schismarew
war ehemaliger Generalkonsul der Mongolei und hat als
solcher sicher die beste Gelegenheit gehabt, eine Sammlung
von durchaus erstklassigem Range zustande zu bringen.
Vom g.—16. Dezember werden in Köln gleichfalls durch
J. M. Heberle verschiedene kleinere Sammlungen, die zum
Teil noch Bestandteile der beiden oben besprochenen des
Herrn de la Parra und des Qeheimrat Schismarew bilden,
versteigert werden. Der Katalog umfaßt 2044 Nummern und
verzeichnet Arbeiten in Ton, Glas, Gold, Silber, Bronze,
Zinn, Eisen, Stein, Elfenbein, Fayencen, Porzellan, Juwelen,
Miniaturen, Kupferstiche, Waffen, Arbeiten in Holz, und
endlich Möbel und Einrichtungsgegenstände. Auch dieser
Katalog ist illustriert, und wenn die Abbildungen ein Urteil
über den Wert dieser im einzelnen sehr verschiedenartigen
Gegenstände zulassen, so darf man schließen, daß sich
unter denselben bedeutende Stücke von großem Wert be-
finden. Es ist unmöglich, im einzelnen auf diese reich-
haltigen Sammlungen einzugehen, die zum Teil alle Zeiten
und jegliche Geschmacksrichtung in sich vereinen, und von
denen vielleicht die Zeugnisse der Gotik, Kruzifixe, Scheiben
und einige sehr schöne Möbel und Holzskulpturen in erster
Linie beachtenswert sind. Zumeist ist die Kleinplastik ver-
treten; die Liebhaber und vor allen Dingen die Kenner des
Kunstgewerbes dürften hier zahlreiche, ihren Interessen
besonders entgegenkommende Stücke finden. Im einzelnen
verweisen wir auch hier auf den Katalog.
Frederik Muller & Co. versteigern am 11.—15. Dezem-
ber in Amsterdam die Bibliothek des Herrn van Havre
aus Antwerpen. Dieselbe enthält viele Seltenheiten ersten
Ranges und besonders sind die schönen Holzschnittwerke
des 15. Jahrhunderts, welche in Antwerpen gedruckt wurden,
hervorzuheben; ferner dürfte eine Serie der ältesten Zeitungen
Europas, die Abraham Verhoven im Jahre 1618—1621 in
Antwerpen publiziert hat, für Liebhaber von großem Interesse
sein. Eine merkwürdige Sammlung Volksbücher des 16. Jahr-
hunderts und seltene illustrierte Werke über Sport und
festliche Einzüge von Fürsten, die ältesten französischen
Modejournale bilden einen Hauptbestandteil dieser Biblio-
thek. Endlich mag noch auf eine Reihe wertvoller und
alter Ausgaben von berühmten Autoren wie Rabelais, Eras-
mus, Du Bartas hingewiesen werden, während wir unter
den modernen Büchern eine reichhaltige Sammlung ge-
nealogischer und heraldischer Werke erwähnen. Gleich-
zeitig wird auch die numismatische Bibliothek des Herrn
Joh. W. Stephanik und Werke aus den Sammlungen Boas
Berg und De la Court versteigert werden, für die wir im
einzelnen auf den Katalog, der noch zahlreiche Bücher über
Kunst, Architektur, Kunstgewerbe und seltene Erscheinungen
des literarischen Marktes aufweist, verweisen.
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NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE
Am 4. - 7. Dezember findet in Köln a. Rh. bei J. M.
Heberle (H. Lempertz’ Söhne) die Versteigerung einer
sehr reichhaltigen Japan- und China-Sammlung aus dem
Besitz der verstorbenen Herren Otto de la Parra, Köln, und
des Geheimrat Jakob Schismarew, Moskau, statt. Der
prächtig illustrierte Katalog weist insgesamt 1067 Nummern
auf, von denen der größere Teil, an die 700 Nummern,
Werke der zweitgenannten Sammlung umfaßt. In der
ersten Abteilung der Sammlung de la Parra werden 25 Ar-
beiten in Ton und Porzellan aufgeführt, die zumeist japa-
nisch-chinesische Schalen, Gefäße, Dosen, Becher, Büchsen
und Kannen darstellen, und alle ihrer Qualität nach große
Beachtung zu verdienen scheinen. Unter den 32 Arbeiten
in Emaille, die zum großen Teil Vasen verschiedener Form
und künstlerischer Ausführung darstellen, befinden sich
außerdem noch einige sehr feine kleine Arbeiten, wie Dosen,
Büchsen und Becher, die für den Sammler und Japankenner
von gleichem Wert sein dürften. 400 Stücke in Elfenbein
weisen, nach den Abbildungen zu urteilen, entzückende
Arbeiten der japanischen Kunst auf. Auch die Arbeiten
in Silber, Bronze und Eisen scheinen auf dem Gebiet der
japanischen Kleinkunst einen besonderen Hinweis zu recht-
fertigen. Endlich möchten wir noch auf die reichhaltige
Sammlung von Schwertstichblättern aufmerksam machen,
die allein an die 130, zum Teil mehr oder weniger kost-
bare Nummern enthalten. Was endlich die Arbeiten in
Stein und Lack anlangt, so dürften hier einige besondere
Stücke, wie Nr. 276, die Standfigur eines Buddha, ver-
schiedene Götterbilder, Masken als Zeugnisse der buddhi-
stischen Kultur von großem Interesse sein. Zwanzig ver-
schiedene Möbel und Arbeiten in Holz, unter denen ein
großer Prunkschrank, der, überaus reich und zierlich mit
geschnitztem Rankenwerk versehen, als dekoratives Möbel
besonders auffällt, beschließen diese im einzelnen sehr
wertvolle Sammlung.
Während die eben besprochene Sammlung chinesisch-
japanischer Kunst ihr Schwergewicht hauptsächlich auf dem
Gebiet des Kunstgewerbes hatte, bringt die Sammlung der
Exzellenz Jakob Schismarew auch vorzügliche Beiträge zur
bildenden Kunst. Die über 100 Nummern umfassenden
Farbdrucke geben einen vollkommenen Überblick über die
historische Entwickelung dieses Zweiges japanischer Kunst,
da sich unter den vertretenen Meistern fast ausschließlich
die besten Namen der alten Harunobu-, Hiroshige- und
Moronobu-Schule befinden. Auch die Kakemonos, etwa
60 Stück, scheinen künstlerisch Beachtenswertes aufzuweisen,
trotzdem sie historisch weniger Anspruch auf Wert machen
können, da die Mehrzahl derselben der modernen Zeit
entstammt. Daneben weist diese Sammlung an über
200 Arbeiten in Ton und Porzellan auf, unter denen vor
allem die große gedeckelte Satsumavase (Nr. 497) auf drei
hohen Füßen in Form von Elefantenköpfen, ein Pracht-
stück ersten Ranges, auffällt. An die 40 Tabakflaschen,
zum Teil aus Porzellan, zum Teil aus Glas und edlem
Achat gefertigt, bilden einen eigenartigen Bestand dieser
Sammlung. Unter den Arbeiten in Elfenbein und Emaille
fallen zwei kostbare hohe birnenförmige Vasen mit seit-
lichen Henkeln, aus fünfklauigen Drachenfiguren gebildet,
auf. Dieselben haben auf Vorder- und Rückseite je ein
Rundmedaillon und stehen auf 1 Meter hohen viereckigen
Postamenten, die gleich prächtig wie die Vasen selbst ge-
ziert sind. Auch der große kugelförmige Pflanzenkübel
(Nr. 726) ist ein prächtiges Stück und gleichzeitig wegen
seines Alters bemerkenswert. Neben den zahlreichen Ar-
beiten in Bronze, Zinn, Metall, die zum großen Teil Sta-
tuetten von Göttern, Götzen, Wahrsagern, Mandarinen und
phantastischen Tierfiguren darstellen, auf die wir im einzelnen
nicht eingehen können, und einigen 30 Arbeiten in Lack,
Horn, meistens Teekasten, Dosen und Teebretter, ferner
Waffen, Arbeiten in Eisen, Gebrauchsgeräten in Stein und
an die 70 Nummern von kostbaren Textilien, Vorhängen,
Decken usw., wollen wir zum Schluß nur noch auf die
etwa 50 Nummern von Arbeiten in Holz, die zum größten
TeilKultusgerätedarstellen, ihres kulturgeschichtlichenwertes
wegen hinweisen. Vor allem verdienen hier die Götter-
bilder und Götzenfiguren Erwähnung, daneben Hausaltäre
und eine Sammlung von Musikinstrumenten und sonstigen
Gegenständen, wie sie beim mongolischen Götzendienste
in Gebrauch sind. Der verstorbene Geheimrat Schismarew
war ehemaliger Generalkonsul der Mongolei und hat als
solcher sicher die beste Gelegenheit gehabt, eine Sammlung
von durchaus erstklassigem Range zustande zu bringen.
Vom g.—16. Dezember werden in Köln gleichfalls durch
J. M. Heberle verschiedene kleinere Sammlungen, die zum
Teil noch Bestandteile der beiden oben besprochenen des
Herrn de la Parra und des Qeheimrat Schismarew bilden,
versteigert werden. Der Katalog umfaßt 2044 Nummern und
verzeichnet Arbeiten in Ton, Glas, Gold, Silber, Bronze,
Zinn, Eisen, Stein, Elfenbein, Fayencen, Porzellan, Juwelen,
Miniaturen, Kupferstiche, Waffen, Arbeiten in Holz, und
endlich Möbel und Einrichtungsgegenstände. Auch dieser
Katalog ist illustriert, und wenn die Abbildungen ein Urteil
über den Wert dieser im einzelnen sehr verschiedenartigen
Gegenstände zulassen, so darf man schließen, daß sich
unter denselben bedeutende Stücke von großem Wert be-
finden. Es ist unmöglich, im einzelnen auf diese reich-
haltigen Sammlungen einzugehen, die zum Teil alle Zeiten
und jegliche Geschmacksrichtung in sich vereinen, und von
denen vielleicht die Zeugnisse der Gotik, Kruzifixe, Scheiben
und einige sehr schöne Möbel und Holzskulpturen in erster
Linie beachtenswert sind. Zumeist ist die Kleinplastik ver-
treten; die Liebhaber und vor allen Dingen die Kenner des
Kunstgewerbes dürften hier zahlreiche, ihren Interessen
besonders entgegenkommende Stücke finden. Im einzelnen
verweisen wir auch hier auf den Katalog.
Frederik Muller & Co. versteigern am 11.—15. Dezem-
ber in Amsterdam die Bibliothek des Herrn van Havre
aus Antwerpen. Dieselbe enthält viele Seltenheiten ersten
Ranges und besonders sind die schönen Holzschnittwerke
des 15. Jahrhunderts, welche in Antwerpen gedruckt wurden,
hervorzuheben; ferner dürfte eine Serie der ältesten Zeitungen
Europas, die Abraham Verhoven im Jahre 1618—1621 in
Antwerpen publiziert hat, für Liebhaber von großem Interesse
sein. Eine merkwürdige Sammlung Volksbücher des 16. Jahr-
hunderts und seltene illustrierte Werke über Sport und
festliche Einzüge von Fürsten, die ältesten französischen
Modejournale bilden einen Hauptbestandteil dieser Biblio-
thek. Endlich mag noch auf eine Reihe wertvoller und
alter Ausgaben von berühmten Autoren wie Rabelais, Eras-
mus, Du Bartas hingewiesen werden, während wir unter
den modernen Büchern eine reichhaltige Sammlung ge-
nealogischer und heraldischer Werke erwähnen. Gleich-
zeitig wird auch die numismatische Bibliothek des Herrn
Joh. W. Stephanik und Werke aus den Sammlungen Boas
Berg und De la Court versteigert werden, für die wir im
einzelnen auf den Katalog, der noch zahlreiche Bücher über
Kunst, Architektur, Kunstgewerbe und seltene Erscheinungen
des literarischen Marktes aufweist, verweisen.