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DER KUNSTMARKT
GALERIE HELBING, MÜNCHEN
Hervorragende Kunstauktionen
Dienstag, den 30. April 1912:
Sammlung Adolph Herbst Triebes
Oelgemälde hervorragendster moderner Meister
Katalog mit Vorwort von F. von Ostini und 61 Kupferdrucktafeln, Preis M. 8— inkl.
Porto. Mit 20 Kupferdrucktafeln, Preis M. 3.— inkl. Porto. Ohne Abbild, gratis geg. Portoersatz.
Ponnerstag, den 2. Mai 1912 und folg. Tage:
Sammlung Otto Wessner, St. Gallen
Hervorragende Kupferstiche, Radierungen, frühe Holzschnitte,
englische u. französischen Schabkunstblätter, Farbendrucke, seltene
farbige Schweizer Ansichten, hervorragende Porträts, sowie ein
prachtvolles Pergam ent-Missale.
Katalog mit 10 Lichtdrucktafeln und 23 Textklischees. Preis Mark 3.— inkl. Porto.
Ohne Tafeln gratis gegen Portoersatz.
Dienstag, den 7. bis Donnerstag, den 9. Mai 1912:
Sammlung Georg Kitzinger, München
Hervorragende fayencen
vorwiegend deutsch und schweizerisch, vom 16. -18. Jahrhundert
Katalog mit Vorwort von Dr. Stegmann, Direktor des Nationalmuseums in München, mit
32 Lichtdrucktafeln und ca. 190 Markenklischees, gebunden Preis M. 8.— inklusive Porto.
Desgleichen broschiert M. 7.— . Desgleichen ohne Tafeln M. 2.—.
Auskunft durch Hugo Helbing, München, Wagmüllerstr. 15
van Mander (Historie vom verlorenen
Sohn), Leonhard Bramer (Anbetung der
Hirten), C. de Heern (Früchtestück) u.
a. m. Unter den deutschen Bildern der
Sammlung beansprucht die erste Stelle
eine dem Meister vom Tode Mariä zu-
geschriebene »Beweinung Christi«. Her-
vorzuheben sind ferner ein kleinerMartin
Schongauer (Geburt Christi), ein Hein-
rich Aldegrever(Herkules und die Hydra)
und zwei gute Bilder der Dürer-Schule.
Bedeutende .Meisternamen verzeichnet
der Katalog unter den Italienern: jacopo
da Ponte Bassano (Jesus bei Martha),
zwei Bilder des Giorgione (Bora-Spieler
und männliches Bildnis), ein dem Pietro
Perugino zugeschriebenes Werk (Ma-
donna mit Kind und Engeln), Bernardo
Luini (Geburt Christi), Andrea del Sarto
(Der junge Johannes), Paris Bordone
(Bildnis eines Edelmannes), ein Ma-
donnenbildnis der Mailänder Schule, ein
»Edelfräulein« des Bernardino de Conti
u. a. — Auch zwei erste Meisternamen
der neuzeitlichen französischen Malerei
sind im Katalog vertreten: J. F. Millet
(Orangenverkäuferin), ein anscheinend
frühes voll bezeichnetes Werk des
Meisters, ferner J. B. C. Corot (Land-
schaft mit Weiher). — Eine große An-
zahl mittlerer und kleinerer Meister ver-
vollständigt die Kollektion, die sowohl
dem verwöhnten Kenner und Sammler
als auch den bescheideneren Bilder-
käufer reiche Auswahl bieten dürfte.
Reinhold Begas’ Künstler-Nachlaß. Versteigerung
im Berliner Kunstauktionshaus Gebr. Heilbron
15 —16. April 1912.
Die große Bismarckbüste brachte 10000 M., Venus mit
Amor, Erwerber Nationalgalerie, 16300 M., Faun und
Psyche, Marmor, Erwerber Geheimrat Woog, 37000 M.;
kleinerer elektrischer Funke in Marmor, derselbe Erwerber,
21200 M. Den großen elektrischen Funken ersteigerte
ebenfalls Herr Geheimrat Woog mit 67500 M. und an klei-
neren Werken erwarb er Adam und Eva in Bronze für 1300M.,
die individualisierte Kindergruppe in Marmor mit 8000 M.,
den lebensgroßen Merkur mit 5500 M. und eine Tänzerin
mit 2700 M. An weiteren Begaswerken wurden am ersten
Tage noch Pan mit flötenspielendem Putto in Marmor für
9550 M. erworben, für einen charakteristischen Moltkekopf
3500 M. gezahlt, während die Atelierbronzen Preise von
1000 bis 2000 Mark brachten.
Die Auktion des zweiten Tages begann mit der Ver-
steigerung des Reproduktionsrechtes sämtlicher Begas-
Werke, das vom Auktionsleiter für den Gesamtpreis von
60000 M. angeboten wurde. Es sollte damit bezweckt
werden, daß nicht kleine Fabriken die Reproduktion von
Einzelwerken in die Hand bekämen.
Die Nationalgalerie erwarb den lebensgroßen Gips-
abguß »Badendes Mädchen« für 1400 M. Einige kleinere
Marmorarbeiten brachten 2400 M. bis 3000 M. Ein Wett-
kampf zwischen Direktor Mackowsky vom Rauch-Museum
und dem Kapitän Begas in Kiel entstand um den Erwerb
eines Tondo, das von Lenbach und Hertel bemalt war.
Kapitän Begas siegte mit dem für diesen Gipsabguß an-
gelegten Preis von 3100 M. Von Gipsskulpturen wurden
eine Tänzerin für 500 M., Abgüsse von den ausgeführten
Werken von Begas in größerer Anzahl noch verkauft.
Am dritten Tage kaufte Direktor Justi für die National-
galerie die Menzelsche Totenmaske und die beiden Menzel-
hände, die ursprünglich von den Erben zurückgezogen
wurden, aber der öffentlichen Galerie doch erhalten bleiben
sollten. Die Bronzeabgüsse der bekannten Begasschen
Zentaurengruppe brachten 400 bis 1800 M.
An namhaften Gemälden wurden verkauft: Richard
Zimmermann Nr. 265, erworben von Direktor Feyerabend
vom Görlitzer Kaiser-Friedrich-Museum; ein Jules Dupre
zugeschriebenes feines Bild für den billigen Preis vonöisM.
an Hern Burchardt - Lasch; ein Andreas Aschenbach für
goo M. an Direktor Weinkauff. Von Geheimrat Woog
wurde die Zentaurin von Franz v. Stuck für 3400 M., ein
kleiner Leibi für 1900 M., das Porträt der Traumtänzerin
von Kaulbach für ca. 1600 M., ein Bauernmädchen von
Trübner für 2100 M. erworben. In denselben Besitz ge-
langte auch das Porträt der Herzogin von Urach, von Len-
bach gemalt. Hiesige und auswärtige Kunsthändler, unter
denen Hamburg und München besonders stark vertreten
war, erwarben eine große Anzahl von den durchgängig
guten Gemälden zu außerordentlich billigen Preisen.
Von bemerkenswerten Gemälden wurde ein Schmutzler
für 1000 M. ausgeboten, die Namenstagfeier von Sperl ging
für den billigen Preis von 1100 M. in den Besitz eines
Liebhabers über, von Teixera die Spinnerin erzielte 600 M.,
von Voltz zwei Gemälde 750 und 800 M. Das Gesamt-
resultat der drei Versteigerungstage dürfte annähernd
350000 M. erreicht haben.
DER KUNSTMARKT
GALERIE HELBING, MÜNCHEN
Hervorragende Kunstauktionen
Dienstag, den 30. April 1912:
Sammlung Adolph Herbst Triebes
Oelgemälde hervorragendster moderner Meister
Katalog mit Vorwort von F. von Ostini und 61 Kupferdrucktafeln, Preis M. 8— inkl.
Porto. Mit 20 Kupferdrucktafeln, Preis M. 3.— inkl. Porto. Ohne Abbild, gratis geg. Portoersatz.
Ponnerstag, den 2. Mai 1912 und folg. Tage:
Sammlung Otto Wessner, St. Gallen
Hervorragende Kupferstiche, Radierungen, frühe Holzschnitte,
englische u. französischen Schabkunstblätter, Farbendrucke, seltene
farbige Schweizer Ansichten, hervorragende Porträts, sowie ein
prachtvolles Pergam ent-Missale.
Katalog mit 10 Lichtdrucktafeln und 23 Textklischees. Preis Mark 3.— inkl. Porto.
Ohne Tafeln gratis gegen Portoersatz.
Dienstag, den 7. bis Donnerstag, den 9. Mai 1912:
Sammlung Georg Kitzinger, München
Hervorragende fayencen
vorwiegend deutsch und schweizerisch, vom 16. -18. Jahrhundert
Katalog mit Vorwort von Dr. Stegmann, Direktor des Nationalmuseums in München, mit
32 Lichtdrucktafeln und ca. 190 Markenklischees, gebunden Preis M. 8.— inklusive Porto.
Desgleichen broschiert M. 7.— . Desgleichen ohne Tafeln M. 2.—.
Auskunft durch Hugo Helbing, München, Wagmüllerstr. 15
van Mander (Historie vom verlorenen
Sohn), Leonhard Bramer (Anbetung der
Hirten), C. de Heern (Früchtestück) u.
a. m. Unter den deutschen Bildern der
Sammlung beansprucht die erste Stelle
eine dem Meister vom Tode Mariä zu-
geschriebene »Beweinung Christi«. Her-
vorzuheben sind ferner ein kleinerMartin
Schongauer (Geburt Christi), ein Hein-
rich Aldegrever(Herkules und die Hydra)
und zwei gute Bilder der Dürer-Schule.
Bedeutende .Meisternamen verzeichnet
der Katalog unter den Italienern: jacopo
da Ponte Bassano (Jesus bei Martha),
zwei Bilder des Giorgione (Bora-Spieler
und männliches Bildnis), ein dem Pietro
Perugino zugeschriebenes Werk (Ma-
donna mit Kind und Engeln), Bernardo
Luini (Geburt Christi), Andrea del Sarto
(Der junge Johannes), Paris Bordone
(Bildnis eines Edelmannes), ein Ma-
donnenbildnis der Mailänder Schule, ein
»Edelfräulein« des Bernardino de Conti
u. a. — Auch zwei erste Meisternamen
der neuzeitlichen französischen Malerei
sind im Katalog vertreten: J. F. Millet
(Orangenverkäuferin), ein anscheinend
frühes voll bezeichnetes Werk des
Meisters, ferner J. B. C. Corot (Land-
schaft mit Weiher). — Eine große An-
zahl mittlerer und kleinerer Meister ver-
vollständigt die Kollektion, die sowohl
dem verwöhnten Kenner und Sammler
als auch den bescheideneren Bilder-
käufer reiche Auswahl bieten dürfte.
Reinhold Begas’ Künstler-Nachlaß. Versteigerung
im Berliner Kunstauktionshaus Gebr. Heilbron
15 —16. April 1912.
Die große Bismarckbüste brachte 10000 M., Venus mit
Amor, Erwerber Nationalgalerie, 16300 M., Faun und
Psyche, Marmor, Erwerber Geheimrat Woog, 37000 M.;
kleinerer elektrischer Funke in Marmor, derselbe Erwerber,
21200 M. Den großen elektrischen Funken ersteigerte
ebenfalls Herr Geheimrat Woog mit 67500 M. und an klei-
neren Werken erwarb er Adam und Eva in Bronze für 1300M.,
die individualisierte Kindergruppe in Marmor mit 8000 M.,
den lebensgroßen Merkur mit 5500 M. und eine Tänzerin
mit 2700 M. An weiteren Begaswerken wurden am ersten
Tage noch Pan mit flötenspielendem Putto in Marmor für
9550 M. erworben, für einen charakteristischen Moltkekopf
3500 M. gezahlt, während die Atelierbronzen Preise von
1000 bis 2000 Mark brachten.
Die Auktion des zweiten Tages begann mit der Ver-
steigerung des Reproduktionsrechtes sämtlicher Begas-
Werke, das vom Auktionsleiter für den Gesamtpreis von
60000 M. angeboten wurde. Es sollte damit bezweckt
werden, daß nicht kleine Fabriken die Reproduktion von
Einzelwerken in die Hand bekämen.
Die Nationalgalerie erwarb den lebensgroßen Gips-
abguß »Badendes Mädchen« für 1400 M. Einige kleinere
Marmorarbeiten brachten 2400 M. bis 3000 M. Ein Wett-
kampf zwischen Direktor Mackowsky vom Rauch-Museum
und dem Kapitän Begas in Kiel entstand um den Erwerb
eines Tondo, das von Lenbach und Hertel bemalt war.
Kapitän Begas siegte mit dem für diesen Gipsabguß an-
gelegten Preis von 3100 M. Von Gipsskulpturen wurden
eine Tänzerin für 500 M., Abgüsse von den ausgeführten
Werken von Begas in größerer Anzahl noch verkauft.
Am dritten Tage kaufte Direktor Justi für die National-
galerie die Menzelsche Totenmaske und die beiden Menzel-
hände, die ursprünglich von den Erben zurückgezogen
wurden, aber der öffentlichen Galerie doch erhalten bleiben
sollten. Die Bronzeabgüsse der bekannten Begasschen
Zentaurengruppe brachten 400 bis 1800 M.
An namhaften Gemälden wurden verkauft: Richard
Zimmermann Nr. 265, erworben von Direktor Feyerabend
vom Görlitzer Kaiser-Friedrich-Museum; ein Jules Dupre
zugeschriebenes feines Bild für den billigen Preis vonöisM.
an Hern Burchardt - Lasch; ein Andreas Aschenbach für
goo M. an Direktor Weinkauff. Von Geheimrat Woog
wurde die Zentaurin von Franz v. Stuck für 3400 M., ein
kleiner Leibi für 1900 M., das Porträt der Traumtänzerin
von Kaulbach für ca. 1600 M., ein Bauernmädchen von
Trübner für 2100 M. erworben. In denselben Besitz ge-
langte auch das Porträt der Herzogin von Urach, von Len-
bach gemalt. Hiesige und auswärtige Kunsthändler, unter
denen Hamburg und München besonders stark vertreten
war, erwarben eine große Anzahl von den durchgängig
guten Gemälden zu außerordentlich billigen Preisen.
Von bemerkenswerten Gemälden wurde ein Schmutzler
für 1000 M. ausgeboten, die Namenstagfeier von Sperl ging
für den billigen Preis von 1100 M. in den Besitz eines
Liebhabers über, von Teixera die Spinnerin erzielte 600 M.,
von Voltz zwei Gemälde 750 und 800 M. Das Gesamt-
resultat der drei Versteigerungstage dürfte annähernd
350000 M. erreicht haben.