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Professors Emil Högg Professor Ericli Klein-
hempel berufen wurden, der seit langer Zeit
an der Dresdener Kunstgewerbeschule als Lehrer
wirkt.

Prof. Richard Riemerschmied wurde zum
Direktor der Münchener Kunstgewerbe-
schule an Stelle des in den Ruhestand tretenden
Direktors Emil v. Lange ernannt.

Professor Max Kutschmann ist zum ordent-
lichen Lehrer an der Unterrichtsanstalt des könig-
lichen Kunstgewerbemuseums in Berlin ernannt
worden.

Vermischtes.

Ein kupfernes Büchschen — für 75 000 Mark.

Viele Leute in Paris und London haben heiden-
mäßig viel überflüssiges Geld. Immer höher,
weit über den wirklichen künstlerischen Wert,
werden die Preise für Kunstobjekte bei den
Versteigerungen emporgeschraubt. So wurden bei
der Auktion der Sammlung des Herrn John
Edward Taylor, Eigentümers des „Manchester
Guardian", ein Paar venetianische Leuchter aus
dem 16. Jahrhundert, 35 Zoll hoch, für 9660 Pfund,
d. i. nach unserem Gelde fast 200000 Mark
an den Mann gebracht. Und ein kleines Büchschen
mit einer Taube aus emailliertem Kupfer, 7 Zoll
hoch, eine französische Arbeit des 13. Jahrhunderts,
fand für 75000 Mark einen Liebhaber!

Kunstmaler in 8 Tagen. Ein drolliges Kunst-
inserat findet sich in der neuesten Nummer des
„Artist": AVer Kunstmaler werden will, und
zwar in 8 bis 10 Tagen, dem ist jetzt Gelegenheit
geboten, auf Grund meiner, von mir erfundenen
Methode, gegen Zahlung einer einmaligen Gebühr
von 2000 Mk. (Zweitausend). Fort mit der lang-
wierigen, Tausende kostenden Studienzeit, die
sogar noch für viele ohne Erfolg ist! Ich garantiere
dafür, das jeder, auch der Nichttalentierte, innerhalb
wenigen Tagen in der Lage ist, hochkünstlerische
Gemälde nach dem Leben herzustellen, gleich
welche Motive! welche sofort auf der Kunstaus-
stellung angenommen werden, und großen Beifall
finden!!! Strengste Diskretion, kein Risiko,
da ich Honorar zurückzahle, falls obiges nicht
voll und ganz eintrifft. Die Kunstakademie wird
durch meine Erfinduno; überflüssig. In fünf bis
zehn Tagen sind Sie in den Augen der Welt
vollendeter Künstler. Ich werde nur einige Herren
ausbilden. Offelten unter Kunstmaler an den
„Artist". — Wir sehen schon alle deutschen
Kunstakademien infolge dieser Umwälzung vom
Erdboden verschwinden.

Das Modell im Jesuitenkloster. Eine amüsante
Geschichte erzählt der römische Korrespondent
des „Berl. Tagebl." Er schreibt: Ganz Rom
lacht über ein Abenteuer a. la Boccaccio, das

sich gestern im alter* Jesuitenkloster in der Via
Repetta abgespielt hat. Dort befinden sich im
ersten Stockwerk die Redaktionsräume des Tesuiten-
organs „Civilta Cattolica". Im zweiten Stockwerk
hat derspanische Maler Gallegos sein Atelier.
Als gestern die Jesuitenpaters an ihren Schreib-
tischen saßen, öffnete sich plötzlich die Decke
und ein allerliebstes junges Mädchen fiel in
dekolletiertem Zustande vom Himmel. Leider
war dies liebliche Geschenk des Himmels oder
auch der Hölle mit einigen Hindernissen ver-
knüpft. Es handelte sich nämlich um das Modell
des spanischen Malers, unter dessen leichten
Füßchen unbegreiflicherweise der morsche Fuß-
boden des Ateliers geborsten war, und das dann
im Verein mit allerlei Ateliergerümpel und Schutt
den Mönchen auf den Kopf fiel. Nachdem
die Paters sich vom ersten Schrecken erholt
hatten, zogen sie das Mädchen unter dem Schutt
hervor und brachten es, da es sich bei dem
Sturz einige Kontusionen zugezogen hatte, ins
Spital. Noch nie hat wohl ein Jesuitenkloster
einen so angenehmen Besuch aus den Lüften
erhalten!

Briefkasten.

Herrn Lindemann, Oron, Southern Nigeria.

Ihr Brief, aus dem wir mit Vergnügen ersahen,
daß unsere Zeitschrift bei Ihnen und den anderen
dortigen Deutschen so reges Interesse findet, hat
uns aufrichtig gefreut. Herzlichen Dank und ver-
bindliche Grüße.

Fräulein Erika V. in Luxemburg. Vielleicht
wenden Sie sich an die Gesellschaft der Kunst-
freunde in Saarbrücken, bei der kürzlich Radie-
rungen von Charles Cottet ausgestellt waren.

Herrn B. Korn in Boston U. S. A. Sie meinen
wahrscheinlich das schöne Bekenntnisbuch von
Hans Thoma „Im Herbste des Lebens". Es ist
vor einigen Jahren erschienen und durch jede
Buchhandlung beziehbar. — Das beliebteste
Künstleratelier-Viertel in Rom ist das an der
Via Babuino (Via Margutta usw.) in der Nähe
der spanischen Treppe.

P. S. in Berlin. Die Münchener Sezession
war auf der Großen Dresdener Ausstellung ver-
treten, darunter auch Max Kuschel und Ch. Tooby,
von denen die „Kunstwelt" Arbeiten veröffentlicht
hat (Heft XI/XII, erster Jahrgang).

Frau V. R. in Köln. Architektinnen sind durch-
aus nichts Neues. In Amerika gibt es eine ganze
Anzahl von Baukünstlerinnen. Die Königin Maud
von Norwegen beschäftigt sich ebenfalls sehr mit
der Architektur; sie hat kürzlich erst eine Villa
für sich selbst entworfen, die bei Klampenborg ge-
baut wurde und von der man sagt, daß sie
ebenso gefällig von Aussehen als praktisch ein-
gerichtet sei.

Alle Zuschriften sind zu richten an den Verlag; Weise & Co., Berlin W. 62. —

Druck: Krey und Sommerlad, Niedersedlitz-Dresden.
 
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