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Diese Nummer der Kunstnachrichten ist 8 Seiten stark. Anflage: 13000

KUNSTNACHRICHTEN

BEIBLATT DER KUNSTWELT

Erscheint monatlich. Redaktion und Expedition:

Abonnementspreis: Jährlich 3 Mark. §x*fr2kÜ BERLIN W. 62 ■ Kurfürstenstr. 131

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H. JAHRG. " No. 11/12. 1913

Die Kunstnachrichten sind ständiges Nachrichtenorgan für folgende KUNST- UND KUNSTGEWERBE-VEREINE Deutschlands, Oesterreich»,
der Schweiz und Rußlands: Aachen, Allenstein, Altenburg, Altona, Augsburg, Baden-Baden, Bayreuth, Bernburg, Biel, Bielefeld,
Braunschweig, Bremen, Breslau, Bromberg, Brünn, Chemnitz, Chur, Danzig, Darmstadt, Dessau, Dresden, Düsseldorf, Eisenach,
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Münster (Westf.), Neiße, Nordhausen, Nürnberg, Oldenburg, Olmütz, Plauen (Vogtl.), Posen, Prag, Regensburg, Riga, Rosenheim,
Rostock, Salzburg, Schaffhausen, Schwerin. (Meckl.), Speyer, Stralsund, Straßburg (Eis.), Stuttgart, Teschen (Oesterreich), Thorn, Trier

Ulm (Donau), Ülzen, Varel, Wiesbaden, Winterthur, Würzburg, Zürich, Zwickau.

Unverständige Kunstbetrachtung.

Zur Stuttgarter Kunstausstellung. *) Von Emil Petzold.

Im Frühjahr sagte mir ein junger Künstler er mir in vertraulichem Gespräch verriet. Und

und Dichter, als wir über das Persönliche, das zweitens war es mir gar nicht um den Ruhm

in den Werken des bildenden Künstlers zum Aus- des großen MaleiS zu tun, weil der feststeht,

druck kommen müsse, ein lebhaftes Gespräch als vielmehr um meinen eigenen Kunstverstand,

führten, Raffael sei als Maler ein ganz unehr- welchen ich bis dahin in dieser Richtung noch

licher Mensch gewesen. Ich erschrak daiüber gar nicht überprüft hatte.

sehr und schämte mich im Innersten, daß ich Eigentlich pflege ich mich, so oft mich Kunst-

das noch nicht gewußt hatte. Dann habe ich werke zu s'iller und tieferer Betrachtung nötigen,

mich zwar wieder beruhigt, weil ich mir sagte, mit dem Kunstverstand gar nicht herumzuschlagen,

daß im Frühling mancher vorlaute Trieb hervor- Vielmehr bin ich dabei immer mit dem Gefühl

schießt, der wieder erfrieren muß. ausgekommen und habe mich geärgert, wenn sich

Aber aus der munteren Darlegung des Künst- dazu der Verstand mit dem Seziermesser gesellen

lers ging hervor, daß man jetzt überhaupt auf und das Kunstwerk zerfasern oder mir erklären

alle Unehrlichen in der Kunst mehr als jemals wollte, warum und weshalb das schön sei.

fahndet, sodaß mir scheint, die „Kunstwelt" Aber ich bin durch den Kunstjünger belehrt

müßte zu ihren Beilagen eigentlich noch eine worden, daß man Künstverstand haben muß,

Art „Fahndungsblatt" herausgeben, in welchem um ihn wenigstens bei Gelegenheit vorzeigen

der Laie durch das Heer der diebischen Künstler, zu können.

die anderen ihre Auffassungen stehlen, hindurch- Da sagt mir aber nun eben dieser Verstand,
geführt würde. daß es meinem Gefühl ganz einerlei ist, ob das
Der Kunstjünger hatte mir nämlich auch einen Kunstwerk, welches mich fesselt und mein Inneres
berühmten Porträtisten der Gegenwart als einen ergreift, nach dieser oder jener Manier gebildet
Unehrlichen, der nichts Eigenes in seine Bilder ist. Ich nehme mir auch nicht die Zeit darüber
hineingebe, bezeichnet. Diesen Künstler, für den zu grübeln, ob dieses Porträt nach der Art des
ich bisher die höchste Achtung empfand und den Gainsborough oder nach dei des Rembrandt ge-
ich niemals sah, will ich gar nicht nennen. Denn malt wurde, denn das Gemüt ist glücklich und
erstens kann ich doch dem jungen Brausekopf zufrieden, wenn aus dem Kunstwerke Seele,
keine Unannehmlichkeiten machen für das, was Wahrheit und Schönheit sprechen. Denn diese
_ zu uns reden zu lassen, scheint mir die erste

•) Wir haben diesem „Laienkapitel" gern Raum gegeben, weil Aufgabe der KüllSte ZU sein,

es Gedanken verfolgt, die heute von Künstlern und Kritikern verma? nicrit zu erfassen, warum nur der-

heftig debattiert und auch im kunstliebenden Publikum lebhaft . . . , , ,, - . . ,

erörtert werden. Die Schriftleitung. jenige ein „ehrlicher" Kunstler sein soll, der m
 
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