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onkel Gotthold Ephraim Lessing im Tiergarten.
Otto Lessing war Mitglied des Senats der Berliner
Akademie.

Professor Ferdinand Keller in Karlsruhe, der
bekannte Maler, ist aus Anlaß seines 70. Ge-
burtstages von der Technischen Hochschule in
Karlsruhe zum Ehrendoktor-Ingenieur er-
nannt worden in Anerkennung seiner Leistungen
auf dem Gebiete der monumentalen Malerei.

Porträtkunst.

Über Bildnismalerei veröffentlicht die ,,Hilfe"
einen recht bemerkenswerten kleinen Aufsatz
von Hans Wantoch, worin es heißt: Das Schlag-
wort von der malerischen Malerei hatte bei den
Kunstkennern und vielfach auch bei der Künstler-
schaft die verwunderliche Meinung hervorgerufen,
der künstlerische Wert eines Bildnisses liege in
seiner harmonischen Farbenverbindung. Der
Mensch sank zu einer Kostümpuppe herab, deren
bunte Kontraste das eigentliche Darstellungsproblem
wurden. Bei den öffentlichen Kunstschwätzem
las man dann etwa: An diesem Bildnis hätte es
den Maler offenbar interessiert, das brennrote
Ordensband quer über den schwarzen Frack
hinzupinseln, und untrüglich war die Darstellungs-
teilnahme des Malers über diese Äußerlichkeit
nicht hinausgekommen. Kopfform und Haltung
hatten ihm belanglos geschienen; der rote Streifen
über dem schwarzen Tuch galt als Blickpunkt;
alles übrige verschwamm, und der Mensch war
nichts als ein Frack- und Ordensbandträger.
Trotzdem sollte diese degradierende x\uffassung
keine karikaturistische Absicht ausdrücken. Es
war ein ernstes Kunstwollen, es war malerische
Malerei, einen Menschen als dekorativen Farb-
fleck zu empfinden, als wären alle Menschen
bloß Salonschmuck eines Fünfuhrtees. Diese
seltsame Meinung über die Aufgabe des Bildnisses
ging soweit, daß die Frage ernstlich erwogen
werden konnte, ob man bei der Darstellung eines
Menschen, im plastischen Denkmal oder farbigen
Porträt, wirklich einen Menschen geben solle
oder nicht lieber irgendein Zeichen, das die
Empfindung über das Wesen dieses Menschen
ausspricht. Als Olbrich gestorben war, schrieb
Hermann Bahr ungefähr: Sein Olbrich-Denkmal
wäre ein weißes Haus, ein paar Birken auf
grüner Frühlingswiese davor. Diese Vorstellung
assoziierte sich ihm mit dem Begriff Olbrich.

Unleugbar, daß solch eine monumentale Schöp-
fung zum Privatgebrauch die schönste Stimmungs-
szenerie für pietätvolles Gedenken an einen Toten
bieten kann. Allein sie bleibt immer nur Erinne-
rungszeichen für einen Einzelnen. Und Porträt oder
Statue sind bestimmt, die Züge eines bedeutenden
Menschen der Masse von heute und morgen zu

bewahren. Die Bildnismalerei kann für den
Künstler kein höchstpersönliches Bekenntnis: „wie
ich es sehe" sein. Der Abzubildende darf ihm
nicht bloß ein Mittel bedeuten, seine farbigen
Träumereien zu verwirklichen. Das allein aber
kann der Sinn der Bildnismalerei sein, war ihr
Sinn bei allen großen Porträtisten der Vergangenheit
wie der Gegenwart, ist das Ziel eines Leibi,
eines Liebermann, eines Kalchreuth: Menschen
darzustellen, daß man sie in ihrem Wesen er-
kenne, daß man in ihren Gesichtszügen und
ihren Körperformen, wie sie uns alltäglich er-
scheinen, ausgedrückt finde, was sie sind, ihren
charakteristischen Willen, ihr herzliches oder hart-
höriges Gemüt, ihre angespannte Energie und
ihre Verträumtheit, ihr rasches Temperament
und ihr zögerndes Bedenken. Die buntzusammen-
gesetzte Innerlichkeit durch gegebene, allvertraute
Körpererscheinungen nach außen zu kehren: das
allein kann der Sinn der Bildnismalerei sein.
AVas sich verborgen hält, was sich dem ober-
flächlichen Blick nicht offenbart, an die Ober-
fläche zu bringen: das ist die Kunst des Porträ-
tisten. — Diesen guten Worten ist kaum etwas
hinzuzufügen.

Briefkasten.

R. W. in Berlin. Radierungen von neueren
deutschen Künstlern erhalten Sie durch den
Kunstverlag Paul Sonntag, Berlin W. 35. Die
Landschaft von Taormma finden Sie da in einer
Kupferätzung von H. Hiller, die Akropolis in
einer solchen von Emst Körner.

J. K in Würzburg. Das neue Kunstausstellungs-
gebäude in Stuttgart wird im nächsten Jahr ein-
geweiht. — Wenden Sie sich an das Folkwang-
Museum in Hagen.

Frau Dr. B. in Hamburg. Jakob Burckhardts
Kultur der Renaissance. Ferner Saitschick,
Menschen und Kunst der Renaissance. (Verlag
E. Hofmann &: Co.).

K- S. D. in Nordwijk. Ihren Brief haben wir
inzwischen direkt beantwortet. Vielen Dank für
Ihr Interesse.

F. F. in Rom. Goethes sämtliche Hand-
zeichnungen von der italienischen Reise sind
zum ersten Male jetzt in der großen Ausgabe
des Werkes, die der Inselverlag, Leipzig, veran-
staltete, veröffentlicht. Wir kommen auf das
Buch noch zurück.

5/. in Paris. Unseres Wissens ist darüber
nichts erschienen. — Wegen Ihrer Ex libris-
Sammlung inserieren Sie am besten. Lionardos
Codex atlanticus soll jetzt auch ins Deutsche
übertragen werden. Der Verlag scheint noch
nicht festzustehen; wenn wir ihn erfahren, werden
wir Ihnen weiteres mitteilen.

Alle Zuschriften sind zu richten an den Verlag Weise & Co., Berlin W. 62. — Druck: Krey und Sommerlad, Niedersedlitz-Dresden.
 
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