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Arbeiten, die sich auf die Freiheitskriege beziehen:
köstliche Zeichnungen des alten Schadow, Werners
Karton für den „Breslauer Markt 1813", eine
Jugendarbeit; Herters Arndt- und Körner-Reliefs
und vieles andere.

Berliner Akademie-Neuwahlen. An Stelle des
verstorbenen Bildhauers Prof. Otto Lessing ist
jetzt sein Fachgenosse Prof. Peter Breuer in den
Senat der Berliner Akademie der Künste
gewählt und vom Kultusminister bestätigt worden.
Breuers Amtszeit läuft bis zum Ende der Wahl-
periode Lessings, bis Ende September dieses
Jahres. Vier Berliner Kürstler sind jetzt auch
von der Genossenschaft der ordentlichen Mit-
glieder der Berliner Akademie der Künste in
diese Körperschaft gewählt worden, und die
Wahlen fanden die Bestätigung des vorgeordneten
Ministers. Gewählt wurden die Maler Prof.
Hans Looschen und Prof. Rudolf Schulte im
Hofe, die Bildhauer Reinhold Felderhoff und
Prof. Max Kruse.

In den Studien-Ateliers für Malerei und
Plastik, Berlin - Charlottenburg, beginnt mit
dem Sommersemester ein Freilichtkursus, dessen
Leitung E. Pottner, das bekannte Mitglied der
Berliner Sezession, übernommen hat. E. Pottner
wird im Landschaftlichen unterrichten, doch wird
dabei beständige Gelegenheit gegeben werden,
Menschen- und Tierstudien im Freien zu treiben.
Anmeldungen: Kantstr. 159.

Personalien.

Stadtbaurat Reinh. Kiehl, der Städtebauer des
Zweckverbandes Groß-Berlin, ist plötzlich, erst
39 Jahre alt, einem Herzschlage erlegen. Das
unerwartete Ableben dieses hervorragenden Archi-
tekten, der sich um die Entwicklung des Städte-
baues so große Verdienste erworben hat, wird bei
allen, die ihn als Künstler wie als Mensch schätzten,
schmerzliche Teilnahme wecken. Was er besonders
als Neugestalter der Stadt Neukölln geleistet hat,
wird stets unvergessen bleiben. Eines seiner
wertvollsten Bauwerke, das neue Krankenhaus
in der genannten Gemeinde, hat die „Kunstwelt"
in Heft 1 des vorigen Jahrgangs veröffentlicht.

Theodor Schindler wurde , als Vertreter des
Prof. Gari Melchers an die Kunstakademie in
Weimar berufen.. Schindler ist ein Schüler der
Karlsruher Akademie und hat sich durch außer-
ordentliche Strebsamkeit bereits seit einigen Jahren
einen Namen gemacht, wofür jetzt diese Er-
nennung ehrenvoller Ausdruck ist.

Alexander Horath, als Professor der Dresdner
Kunstgewerbeschule der Nachfolger von Wilhelm
Kreis, einer der begabtesten jüngeren Dresdner
Architek en, ist, wie aus Dresden gemeldet wird,
an de t Folgen einer Operation im Alter von

36 Jahren gestorben. Horath, der neben zahl-
reichen Landhäusern in Dresden auch an den
Bauten der großen Ausstellungen in den letzten
Jahren verschiedentlich beteiligt war, war ein
Schüler Paul Wallots und wußte in seinen
Schöpfungen den Begriff moderner Zweckmäßigkeit
mit den Vorzügen einer ausgezeichneten Tradition
zu verbinden.

Die Futuristen in Rom.

Die Römer haben zwei hervorstechende Eigen-
schaften, die zum größten Teil wahrscheinlich das
Erbteil ihrer Größe und ausgedehntenVergangenheit
sind: eine weitgehende Skepsis und eine majestäti-
sche Gleichgültigkeit. In richtiger Einschätzung
dieser beiden Eigenschaften haben die Begründer
der futuristischen Bewegung in Literatur und Kunst
sich bis heute nicht nach Rom gewagt, während
Herr Marinetti mit seinen Genossen, wie be-
kannt, bereits die meisten Städte des Auslandes
und natürlich Italiens mit seinen Vorträgen und
Veranstaltungen beglückt hat. Endlich haben es
die Futuristen doch für richtig gefunden, auch
an die Eroberung der einstigen Hauptstadt der
Welt und der heutigen Hauptstadt Italiens zu
gehen und sind vielleicht, um sich gegenseitig
Mut zu machen, in Masse angerückt, um im
Teatro Constanzi einen futuristischen Abend und
eine futuristische Kunstausstellung zu veranstalten.
Vielleicht wäre die Sache glatter gegangen, als
sie selber gedacht haben mochten, denn die er-
wähnte majestätische Gleichgültigkeit der Römer,
die solche stürmische Bewegungen leicht wie
Regenwasser an sich abfließen läßt, hatte es ver-
anlaßt, daß überhaupt nur die Kreise erschienen
waren, die schon genau wußten, um was es sich
handelt, und die sich für die Literatur und Kunst
aktiv interessieren. Es war, wie die Wiener „Zeit"
schreibt, in diesen Kreisen sogar ein gewisses
Wohlwollen oder doch wenigstens die vorgefaßte
Neigung vorhanden, sich die Sache ruhig anzu-
hören, und so hätte Herr Marinetti mit seinen
Gefährten vielleicht von einem kampflosen Sieg
sprechen können, wenn nicht unglücklicherweise
dem Vertreter der Philosophie unter den Futu-
risten, einem Professor aus einer toskanischen
Kleinstadt, eingefallen wäre, seine Ausführungen
mit einer unglaublichen Schimpferei auf Rom zu
beginnen, in das er als der verruchten Haupt-
stadt der Vergangenheit nur mit AYiderwillen
seinen Fuß setze. Damit war das gefährliche
lokalpatriotische Empfinden der anwesenden Römer
ausgelöst, und die Futuristen erreichten auch hier,
daß ihre Veranstaltungen unter Johlen und Pfeifen
abgebrochen werden mußten. Die futuristische
Kunstausstellung findet in Rom dieselbe Beur-
teilung, die sie überall von Seiten auch der fort-
schrittlichst gesinnten Kenner erfahren hat.

Alle Zuschriften sind zu richten an den Verlag Weise & Co., Berlin W. 62. —

Druck: Krey und Sommerlad, Niederiedlitz-Dreaden.
 
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