Gesamtheit etwas Derartiges gefallen lassen? Soll ein
Einzelner durch seinen schlechten Geschmack eine
ganze Gegend verschandeln dürfen, und soll es ihm
erlaubt sein, alle Bemühungen derer, die ihre Heimat
schön erhalten und gestalten wollen, zu Schanden
zu machen? Und da komme ich wieder auf meine
alte Ansicht zurück: Wir brauchen ein Baugesetz,
das' den Behörden im ganzen deutschen Reich das
Recht gibt, die auszuführenden Bauten auch
vom geschmacklichen Standpunkt aus zu be-
urteilen, und das es ihnen ermöglicht, dieAufführung
solcher Geschmacklosigkeiten ganz einfach zu
verbieten!*)
*) Die Forderung ist alt, sie kann aber nicht oft genug wiederholt
werden. In diesen Baubehörden dürfen jedoch keine Baubeamten
sitzen, sondern es müssen Künstler hinein. D. Schriftl.
Museen und öffentliche Sammlungen.
Im K.upfer Stichkabinett der Berliner Museen
wurde dieser Tage eine Ausstellung eröffnet,
die dem Schaffen des Pieter Breughel des
Älteren, des großen niederländischen Bauern-
malers des 16. Jahrhunderts, gewidmet ist. Da
wird wohl zum überhaupt ersten Male, soweit
das mit den Mittein einer graphischen Sammlung
möglich ist, einem weiteren Kreise ein Blick in
jene großartige Welt geboten, die seine über-
ragende Persönlichkeit aus sich geschaffen hat.
Einen breiten Raum nehmen die Zeichnungen und
Stiche Breughels ein.
Das Dresdener Kupferstichkabinett hat durch
reiche Ankäufe der letzten Jahre eine große Reihe
von Lithographien Honore Daumiers erworben
und diesen prachtvollen Schatz eines Karika-
turisten höchster Stilart jetzt ausgestellt.
Ausstellungen.
Im Berliner Kunstgewerbe-Museum ist eine
Sonderausstellung „Schwarzwälder Volks-
kunstindustrie" eröffnet worden, die von der
Filiale Furtwangen des badischen Landesgewerbe-
amtes zusammengestellt ist. In dieser Ausstellung
sind namentlich die Erzeugnisse der Hausindustrie:
Strohflechtereien, Schachtelmalereien, Gold-
stickereien auf schwarzem Sammet, Holzschnitze-
reien usw. bemerkenswert. Eine Vitrine mit
Trachtenpuppen zeigt charakteristische Arbeiten.
Die rein industriellen Gegenstände haben dagegen
recht wenig künstlerisches Gepräge.
Die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung 1913
hat eine ganze Reihe neuer Verkäufe zu ver-
zeichnen, unter denen wir nur folgende Werke
nennen: Oskar Frenzel, Die Furt; Franz Stassen,
Mittagszauber; Franz v. Stuck, Pan; Karl Wendel,
Der Eichwald; Kayser-Eichberg, Mondnacht in
der Mark; ter Hell, Am Kanal; Karl Albrecht,
Stilleben; Wilhelm Beckmann, Diele in Lübeck;
Ich rufe wirklich nicht gerne nach neuen
Paragraphen und nach der Polizei, aber ich bin
überzeugt, hier geht es nicht mehr anders! Hier
stehen große Werte auf dem Spiele, — das Ge-
samtbild unseres Vaterlandes, das durch solche
„Mitbürger" an allen Orten verschandelt wird.
Es fällt mir gamicht ein, zu verlangen, daß jede
Scheune ein architektonisches Kunstwerk sei, das
ein Heidengeld kostet, aber ich sage: Wenn
jede alte Scheune und jedes alte Bauernhaus
so gebaut werden konnte, daß es in die Land-
schaft paßt, so muß das auch bei jedem neuen
Gebäude möglich sein — und mehr soll nicht
erreicht werden!
Hermann Widmer.
Helene Iversen, Vase mit Rosen. Die
Lotterie der Großen Berliner bringt recht reiche
Ergebnisse für Künstler und Publikum. Die
stattliche Summe von 106000 M hat da für die
Werke Verwendung gefunden, die für die Lotterie
angekauft wurden — das ist wirklich eines der
besten Mittel zur wirtschaftlichen Hebung der
Berliner Künstlerschaft. 70000 M. entfallen auf die
350 großen Gewinne mit Einschluß der Graphiken,
36000 Mark außerdem auf die kleinen Gewinne,
die auf jedes zehnte Los kommen, gleichfalls
originale Werke graphischer Kunst. Den ersten
Preis, der einen Gesamtwert von 10000 M. dar-
stellt, bilden vier Kunstwerke: aus der Sonder-
ausstellung von Prof. Gustav Schönleber der
Wellenbrecher, von Prof. Josef Scheurenberg das
Bild „Unterm Baum", eine Vorarbeit zu dem
bekannten Werke des Künstlers in der Berliner
Nationalgalerie, von Prof. Hans Herrmann ein
Gemälde „Nach dem Fischfang" und die Bronze-
schale von Prof. Husro Lederer. Auch auf den
O
zweiten Preis von 5000 M. entfallen vier Arbeiten,
das große Herbstbild von Willy ter Hell, Prof.
Oskar Frenzeis Gemälde „Am Pfuhl", Prof. Julius
Jacobs Bild „An der Bärke" und Franz von
Stucks Plastik „Die Tänzerin". Die weiteren
Gewanne bringen zahlreiche hervorragende Werke
der Malerei u. a. von Louis Douzette, Max Fabian,
Hans Hartig, Ferdinand Schmutzer, Carl Kapp-
stein. Aus der Plastik kommen Werke von
Theodor von Gosen, Arthur Lewin - Funcke,
Constantin Starck, George Morin zur Verteilung.
Außerdem wurden für die Verlosung eine größere
Zahl silberner und bronzener Exemplare der
Medaille erworben, die Prof. Hermann Hosaeus
im Auftrag der Berliner Akademie der Künste zum
Regierungsjubläum des Kaisers geschaffen hat. *)
Die „Juryfreie Kunstschau 1913" ist im alten
Hause der Berliner Sezession eröffnet worden. Sie
zeigt diesmal ein etwas beruhigteres Gesicht als die
*) Veröffentlicht im vorigen Heft der „Kunstwelt".
Einzelner durch seinen schlechten Geschmack eine
ganze Gegend verschandeln dürfen, und soll es ihm
erlaubt sein, alle Bemühungen derer, die ihre Heimat
schön erhalten und gestalten wollen, zu Schanden
zu machen? Und da komme ich wieder auf meine
alte Ansicht zurück: Wir brauchen ein Baugesetz,
das' den Behörden im ganzen deutschen Reich das
Recht gibt, die auszuführenden Bauten auch
vom geschmacklichen Standpunkt aus zu be-
urteilen, und das es ihnen ermöglicht, dieAufführung
solcher Geschmacklosigkeiten ganz einfach zu
verbieten!*)
*) Die Forderung ist alt, sie kann aber nicht oft genug wiederholt
werden. In diesen Baubehörden dürfen jedoch keine Baubeamten
sitzen, sondern es müssen Künstler hinein. D. Schriftl.
Museen und öffentliche Sammlungen.
Im K.upfer Stichkabinett der Berliner Museen
wurde dieser Tage eine Ausstellung eröffnet,
die dem Schaffen des Pieter Breughel des
Älteren, des großen niederländischen Bauern-
malers des 16. Jahrhunderts, gewidmet ist. Da
wird wohl zum überhaupt ersten Male, soweit
das mit den Mittein einer graphischen Sammlung
möglich ist, einem weiteren Kreise ein Blick in
jene großartige Welt geboten, die seine über-
ragende Persönlichkeit aus sich geschaffen hat.
Einen breiten Raum nehmen die Zeichnungen und
Stiche Breughels ein.
Das Dresdener Kupferstichkabinett hat durch
reiche Ankäufe der letzten Jahre eine große Reihe
von Lithographien Honore Daumiers erworben
und diesen prachtvollen Schatz eines Karika-
turisten höchster Stilart jetzt ausgestellt.
Ausstellungen.
Im Berliner Kunstgewerbe-Museum ist eine
Sonderausstellung „Schwarzwälder Volks-
kunstindustrie" eröffnet worden, die von der
Filiale Furtwangen des badischen Landesgewerbe-
amtes zusammengestellt ist. In dieser Ausstellung
sind namentlich die Erzeugnisse der Hausindustrie:
Strohflechtereien, Schachtelmalereien, Gold-
stickereien auf schwarzem Sammet, Holzschnitze-
reien usw. bemerkenswert. Eine Vitrine mit
Trachtenpuppen zeigt charakteristische Arbeiten.
Die rein industriellen Gegenstände haben dagegen
recht wenig künstlerisches Gepräge.
Die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung 1913
hat eine ganze Reihe neuer Verkäufe zu ver-
zeichnen, unter denen wir nur folgende Werke
nennen: Oskar Frenzel, Die Furt; Franz Stassen,
Mittagszauber; Franz v. Stuck, Pan; Karl Wendel,
Der Eichwald; Kayser-Eichberg, Mondnacht in
der Mark; ter Hell, Am Kanal; Karl Albrecht,
Stilleben; Wilhelm Beckmann, Diele in Lübeck;
Ich rufe wirklich nicht gerne nach neuen
Paragraphen und nach der Polizei, aber ich bin
überzeugt, hier geht es nicht mehr anders! Hier
stehen große Werte auf dem Spiele, — das Ge-
samtbild unseres Vaterlandes, das durch solche
„Mitbürger" an allen Orten verschandelt wird.
Es fällt mir gamicht ein, zu verlangen, daß jede
Scheune ein architektonisches Kunstwerk sei, das
ein Heidengeld kostet, aber ich sage: Wenn
jede alte Scheune und jedes alte Bauernhaus
so gebaut werden konnte, daß es in die Land-
schaft paßt, so muß das auch bei jedem neuen
Gebäude möglich sein — und mehr soll nicht
erreicht werden!
Hermann Widmer.
Helene Iversen, Vase mit Rosen. Die
Lotterie der Großen Berliner bringt recht reiche
Ergebnisse für Künstler und Publikum. Die
stattliche Summe von 106000 M hat da für die
Werke Verwendung gefunden, die für die Lotterie
angekauft wurden — das ist wirklich eines der
besten Mittel zur wirtschaftlichen Hebung der
Berliner Künstlerschaft. 70000 M. entfallen auf die
350 großen Gewinne mit Einschluß der Graphiken,
36000 Mark außerdem auf die kleinen Gewinne,
die auf jedes zehnte Los kommen, gleichfalls
originale Werke graphischer Kunst. Den ersten
Preis, der einen Gesamtwert von 10000 M. dar-
stellt, bilden vier Kunstwerke: aus der Sonder-
ausstellung von Prof. Gustav Schönleber der
Wellenbrecher, von Prof. Josef Scheurenberg das
Bild „Unterm Baum", eine Vorarbeit zu dem
bekannten Werke des Künstlers in der Berliner
Nationalgalerie, von Prof. Hans Herrmann ein
Gemälde „Nach dem Fischfang" und die Bronze-
schale von Prof. Husro Lederer. Auch auf den
O
zweiten Preis von 5000 M. entfallen vier Arbeiten,
das große Herbstbild von Willy ter Hell, Prof.
Oskar Frenzeis Gemälde „Am Pfuhl", Prof. Julius
Jacobs Bild „An der Bärke" und Franz von
Stucks Plastik „Die Tänzerin". Die weiteren
Gewanne bringen zahlreiche hervorragende Werke
der Malerei u. a. von Louis Douzette, Max Fabian,
Hans Hartig, Ferdinand Schmutzer, Carl Kapp-
stein. Aus der Plastik kommen Werke von
Theodor von Gosen, Arthur Lewin - Funcke,
Constantin Starck, George Morin zur Verteilung.
Außerdem wurden für die Verlosung eine größere
Zahl silberner und bronzener Exemplare der
Medaille erworben, die Prof. Hermann Hosaeus
im Auftrag der Berliner Akademie der Künste zum
Regierungsjubläum des Kaisers geschaffen hat. *)
Die „Juryfreie Kunstschau 1913" ist im alten
Hause der Berliner Sezession eröffnet worden. Sie
zeigt diesmal ein etwas beruhigteres Gesicht als die
*) Veröffentlicht im vorigen Heft der „Kunstwelt".