Frankfarl a. M. Die diesjährige Sommeraus-
stellung des Frankfurter Kunstvereins zeigt eine
Auswahl der schönsten und wertvollsten Gemälde
des 19. Jahrhunderts aus Frankfurter Privatbesitz.
Wenn man hier auch keine Hauptwerke sieht, so
zeigt die Ausstellung doch das hohe Geschmacks-
niveau, mit dem die Frankfurter Kunstfreunde
gesammelt haben. Aus der deutschen Romantik
sieht man Veit und Steinle, ferner Schwind
und Waldmüller; von Menzel sind ein paar
köstliche Früharbeiten da, von Spitzweg mehrere
seiner humorvollsten und „deutschesten" Sachen.
Die Impressionisten treten mit einer Reihe er-
lesener Stücke auf; die neuen Franzosen kommen
weniger zur Geltuno-
Kunstverein München. Im September dieses
Jahres veranstaltet der Kunst verein München
gemeinschaftlich mit dem Verein bavrischer
Kunstfreunde in seinen Räumen eine Aus-
stellung von Werken der Plastik und Malerei,
die im 18. Jahrhundert in Bavern und
Grenzländern entstanden sind. Die Ausstellung
findet unter dem hohen Protektorat S. Kgl.
Hoheit des Prinzen Rupprecht von Bayern
und der kunstwissenschaftlichen Leitung des
Herrn Direktor Dr. H. Braune und Kon-
servators Dr. F. Hofmann statt. Sammler und
Kunstfreunde, die Werke jener Zeit besitzen,
und den genannten Vereinen zu Ausstellungs-
zwecken überlassen wollen, werden gebeten, die-
selben beim Sekretariat des Kunstvereins Mün-
chen anzumelden. Um einige Künstlernamen
als Beispiele dieser künstlerisch wichtigen Ver-
anstaltung zu nennen, erwähnen wir J. Günther,
J. Zick, M. Knoller, G. de Marees, Chr. Wink,
die beiden Asam, J. E. Bergmüller, Tiepolo,
Holzer, Wagner u. a. m. Vorher veranstaltet der
Münchener Kunstverein eine große Gedächtnis-
Ausstellung zu Ehren seines im Vorjahre ver-
storbenen Mitglieds Karl Haider.
Potsdam. Der Potsdamer Kunstverein hat
die Ebbe der drei Sommermonate geschickt ver-
wertet, ja zu einer gewissen Flut gestaltet, indem
er den Einheimischen und Fremden eine Aus-
stellung von Potsdamer Bildern, zugleich von
Potsdamer Künstlern bietet. Die Gaben sind
sehr verschiedenartig, die da ausgestellt sind,
so verschiedenartig wie die Künstler, die sie
bieten. Da findet man saubere Bildchen, die
keinen weiter aufregen, aber auch kraftvolle
Offenbarungen wirklichen Kunstschauens und
-Schaffens, dem die Natur mehr ist als eine
seelenlose Oberfläche. Fritz Rumpf stellt Bilder
aus verschiedener Zeit aus. Sie sind zum Teil
so verschiedenartig, daß man sie nicht derselben
Hand zutraut. Aber sie sind gerade dadurch
interessant, daß sie zeigen, wie eine leicht empfäng-
liche Künstlerseele sich von kräftigen Eindrücken,
namentlich auch von der Entwicklung im künst-
lerischen Schaffen in den letzten Jahrzehnten,
beeinflussen läßt. Alfred Liedtke behandelt das
Motiv des Schlosses Sanssouci sehr kraftvoll,
Heinrich Basedow liebt elegischere Töne.
Personalien.
Dem Berliner Bildhauer Franz Dorrenbach
wurde der Titel Professor verliehen. Der Künstler
ist 1870 in Düsseldorf geboren. Von seinen
Arbeiten seien besonders erwähnt die bekannte
Marmorgruppe „Eine Mutter", die Bronze „Junges
Mädchen", die ihm im Pariser Salon und in Wien
die goldene Staatsmedaille einbrachten und die
interessante Frauenbüste, welche die „Kunstwelt"
in Heft 8, Jahrgang I, veröffentlicht hat. — Den
Professortitel erhielten auch der Bildhauer Lewin-
Funcke, Berlin, und der Landschaftsmaler Dr.
Müller-Kurzwelly, Berlin.
Die Leichenhalle als Untergrundbahnhof
Alle Leute, die einigermaßen darauf achten,
was in künstlerischen Dingen um sie herum vor-
geht, sieht man jetzt in der Reichshauptstadt
kopfschüttelnd über den Wittenbergplatz gehen,
der bisher zu den größten und — soweit man
dies von Berliner Plätzen überhaupt sagen kann —
angenehmsten Raumausdehnungen der Stadt ge-
hörte. Das Kopfschütteln kommt daher, daß
diese ganze hübsche Raumausdehnung urplötzlich
wie verschwunden ist, denn den dominierenden,
in die Straßenperspektive gestellten Teil des
Platzes nimmt jetzt eine große, antikisierende
Leichenhalle ein, deren Zweck recht lange ver-
borgen blieb, bis sich endlich herausstellte, daß
diese Leichenhalle eigentlich ein — Untergrund-
bahnhof ist! Wenn es schon einen erstaunlichen
Widerspruch bedeutet, einem Untergrundbahn-
hof nach oben hin eine so riesige Tempelhalle
drauf zusetzen, so versteht man noch weniger,
wie ein ganz moderner x\rchitekt von Ruf
hier an dieser Stelle eine verkable Leichenhalle
statt eines Bahnhofes errichten konnte. Noch
dazu, wo der großzügige, völlig moderne Bau des
Kaufhauses des Westens von Schaudt die Gegend
rings beherrschte. Der Eindruck diesen Waren-
hauses ist natürlich durch den vorgelagerten
Tempelbahnhof ebenso wie der ganze Platz selbst
zum Teufel, und ebenso sind die guten Perspek-
tiven, welche man die verbindenden Avenuen
der Tauentzien- und Kleiststraße hinauf und
hinunter genoß, ein für allemal zerstört. Armes
Berlin! Dir wird niemals das Heil erblühen, vor
dem Viel-zu-Vielen bewahrt zu bleiben! L.
Verantwortlich: Felix Lorenz, Berlin-Wilmersdorf. Alle redaktionellen Zuschriften sind an die Redaktion der Kunstwelt"
Berlin W. 62, alle geschäftlichen Mitteilungen an die Kunstwelt-Verlagsgesellschaft, Berlin W. 62 zu richten.
Druck: Krey und Sommerlad, Niedersedlitz-Dresden.
stellung des Frankfurter Kunstvereins zeigt eine
Auswahl der schönsten und wertvollsten Gemälde
des 19. Jahrhunderts aus Frankfurter Privatbesitz.
Wenn man hier auch keine Hauptwerke sieht, so
zeigt die Ausstellung doch das hohe Geschmacks-
niveau, mit dem die Frankfurter Kunstfreunde
gesammelt haben. Aus der deutschen Romantik
sieht man Veit und Steinle, ferner Schwind
und Waldmüller; von Menzel sind ein paar
köstliche Früharbeiten da, von Spitzweg mehrere
seiner humorvollsten und „deutschesten" Sachen.
Die Impressionisten treten mit einer Reihe er-
lesener Stücke auf; die neuen Franzosen kommen
weniger zur Geltuno-
Kunstverein München. Im September dieses
Jahres veranstaltet der Kunst verein München
gemeinschaftlich mit dem Verein bavrischer
Kunstfreunde in seinen Räumen eine Aus-
stellung von Werken der Plastik und Malerei,
die im 18. Jahrhundert in Bavern und
Grenzländern entstanden sind. Die Ausstellung
findet unter dem hohen Protektorat S. Kgl.
Hoheit des Prinzen Rupprecht von Bayern
und der kunstwissenschaftlichen Leitung des
Herrn Direktor Dr. H. Braune und Kon-
servators Dr. F. Hofmann statt. Sammler und
Kunstfreunde, die Werke jener Zeit besitzen,
und den genannten Vereinen zu Ausstellungs-
zwecken überlassen wollen, werden gebeten, die-
selben beim Sekretariat des Kunstvereins Mün-
chen anzumelden. Um einige Künstlernamen
als Beispiele dieser künstlerisch wichtigen Ver-
anstaltung zu nennen, erwähnen wir J. Günther,
J. Zick, M. Knoller, G. de Marees, Chr. Wink,
die beiden Asam, J. E. Bergmüller, Tiepolo,
Holzer, Wagner u. a. m. Vorher veranstaltet der
Münchener Kunstverein eine große Gedächtnis-
Ausstellung zu Ehren seines im Vorjahre ver-
storbenen Mitglieds Karl Haider.
Potsdam. Der Potsdamer Kunstverein hat
die Ebbe der drei Sommermonate geschickt ver-
wertet, ja zu einer gewissen Flut gestaltet, indem
er den Einheimischen und Fremden eine Aus-
stellung von Potsdamer Bildern, zugleich von
Potsdamer Künstlern bietet. Die Gaben sind
sehr verschiedenartig, die da ausgestellt sind,
so verschiedenartig wie die Künstler, die sie
bieten. Da findet man saubere Bildchen, die
keinen weiter aufregen, aber auch kraftvolle
Offenbarungen wirklichen Kunstschauens und
-Schaffens, dem die Natur mehr ist als eine
seelenlose Oberfläche. Fritz Rumpf stellt Bilder
aus verschiedener Zeit aus. Sie sind zum Teil
so verschiedenartig, daß man sie nicht derselben
Hand zutraut. Aber sie sind gerade dadurch
interessant, daß sie zeigen, wie eine leicht empfäng-
liche Künstlerseele sich von kräftigen Eindrücken,
namentlich auch von der Entwicklung im künst-
lerischen Schaffen in den letzten Jahrzehnten,
beeinflussen läßt. Alfred Liedtke behandelt das
Motiv des Schlosses Sanssouci sehr kraftvoll,
Heinrich Basedow liebt elegischere Töne.
Personalien.
Dem Berliner Bildhauer Franz Dorrenbach
wurde der Titel Professor verliehen. Der Künstler
ist 1870 in Düsseldorf geboren. Von seinen
Arbeiten seien besonders erwähnt die bekannte
Marmorgruppe „Eine Mutter", die Bronze „Junges
Mädchen", die ihm im Pariser Salon und in Wien
die goldene Staatsmedaille einbrachten und die
interessante Frauenbüste, welche die „Kunstwelt"
in Heft 8, Jahrgang I, veröffentlicht hat. — Den
Professortitel erhielten auch der Bildhauer Lewin-
Funcke, Berlin, und der Landschaftsmaler Dr.
Müller-Kurzwelly, Berlin.
Die Leichenhalle als Untergrundbahnhof
Alle Leute, die einigermaßen darauf achten,
was in künstlerischen Dingen um sie herum vor-
geht, sieht man jetzt in der Reichshauptstadt
kopfschüttelnd über den Wittenbergplatz gehen,
der bisher zu den größten und — soweit man
dies von Berliner Plätzen überhaupt sagen kann —
angenehmsten Raumausdehnungen der Stadt ge-
hörte. Das Kopfschütteln kommt daher, daß
diese ganze hübsche Raumausdehnung urplötzlich
wie verschwunden ist, denn den dominierenden,
in die Straßenperspektive gestellten Teil des
Platzes nimmt jetzt eine große, antikisierende
Leichenhalle ein, deren Zweck recht lange ver-
borgen blieb, bis sich endlich herausstellte, daß
diese Leichenhalle eigentlich ein — Untergrund-
bahnhof ist! Wenn es schon einen erstaunlichen
Widerspruch bedeutet, einem Untergrundbahn-
hof nach oben hin eine so riesige Tempelhalle
drauf zusetzen, so versteht man noch weniger,
wie ein ganz moderner x\rchitekt von Ruf
hier an dieser Stelle eine verkable Leichenhalle
statt eines Bahnhofes errichten konnte. Noch
dazu, wo der großzügige, völlig moderne Bau des
Kaufhauses des Westens von Schaudt die Gegend
rings beherrschte. Der Eindruck diesen Waren-
hauses ist natürlich durch den vorgelagerten
Tempelbahnhof ebenso wie der ganze Platz selbst
zum Teufel, und ebenso sind die guten Perspek-
tiven, welche man die verbindenden Avenuen
der Tauentzien- und Kleiststraße hinauf und
hinunter genoß, ein für allemal zerstört. Armes
Berlin! Dir wird niemals das Heil erblühen, vor
dem Viel-zu-Vielen bewahrt zu bleiben! L.
Verantwortlich: Felix Lorenz, Berlin-Wilmersdorf. Alle redaktionellen Zuschriften sind an die Redaktion der Kunstwelt"
Berlin W. 62, alle geschäftlichen Mitteilungen an die Kunstwelt-Verlagsgesellschaft, Berlin W. 62 zu richten.
Druck: Krey und Sommerlad, Niedersedlitz-Dresden.