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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 21,4.1908

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Heft 19 (Erstes Juliheft 1908)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7707#0033

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Hannes (in verträumter Stimmung, seinen eigenen Geüanken nach-
hängend; gleichgültig, nur in dem Bestreben, die Knechte los zu werden.
Zum Oberknecht und dem mittleren Knecht): So geht's halt in 'n Wald
. . . Holz hack'n, oder sonst was . . . (etwas energischer) und die Weiß-
tann' beim Waldzaun — um damit! Verstellt den ganz'n Fahrweg!
(Oberknecht und der mittlere Knecht sehen einander an und gehen kops-
schüttelnd erste Türe links ab; Hannes znm Roßknecht, in dem Bestreben,
ihn gleich los zn werden, gleichgültig schlaff): Und du . .. spann' halt in
Gott'snamen ein und führ' noch zwei, drei Fuder Mist auf die Spitz--
wies'n! Nachher wird's wohl ordentlich 'dungt sein!

Roßknecht (an seiner empfindlichen Stelle getroffen, auffahrend):
Hab' i viclleicht nit ordentlich 'dnngt?

Hannes (seinen eigenen Gedanken nachhängend, ärgerlich): Laß mi
ans mit deiner Dnngerei! Mach, was du willst . . . und fahr' ab!

(Roßknecht brnmmcnd erste Türe links ab.)

Hannes (tritt langsam ans Fenster, sieht ein Weilchcn wie ver-
sonnen gegen das Eishöfl hinauf. Als stände das fröhliche Treiben der
Büblein des Eishofbänerleins ihm noch lebhaft vor Augen. Wie ver-
loren): Wisch mi . . . fang mi . . . da ist's Konridlradl . . . (Setzt sich
seufzcnd auf die Erkerbank.)

Dreizehnte Szene

Hannes. Trine. Dann Mena

Trine (kommt ans der zweiten Türe links; schließt die Türe, bleibt
ergriffen vor derselben stehen. Fn verhaltenem Iubel): Mei Tag . . .
mei Festtag! . . . Ietz' wird für mi auch amal a Festtagschüss'l 'deckt!
(Nähert sich langsam Hannes, der sie nicht bemerkt. Leise, in größter
Innigkeit): Hannes!

Hannes (fährt aus seinen Gedanken auf; beinahe ungehalten; sieht
Trine wie fremd, verwundert an): Was willst . . .

(Trine steht keines Wortes mächtig da.)

Mena (kommt aus der zweiten Türe links, die sie hinter sich wieder
schließt. Lilt geschäftig auf die Wandstelle an der ersten Türe links zu,
von der sie das Aähkörbchen herunterlangt; zieht Hannes an dem frei-
baumelnden Ende des Hosenhälters auf einen Stuhl nieder, den sie rasch
zurechtgerückt hat. Auf den fehlenden Knopf deutend): Da fehlt ja a
Knopf! So schlampig lass' i den (betonend) Bauer nit umgehn! (Schiebt
Trine mit einer breiten Gebärde beiseite) Du, Trinele . . . geh' in die
Kuchl . . . schau, ob 's Kraut siedet! (Macht sich daran, den Knopf an-
zunähen. Mit Hannes liebäugelnd) I werd' di etwan wohl nit stech'n!
Aber wenn's auch a biss'l ins Fleisch geht . . . schreist halt au! Darfst
mi dann zur Straf' auch a bifs'l zwick'n! (Näht.)

Trine (in die plötzlich Leben kommt. Will Mena von Hannes ab°
drängcn): Weg da! Dös ist mei' Platz! Alles i! I näh dcn Knopf
an! (Will Mena Nadel und Faden entwinden.)

Mena (Trine zur Seite schiebend; grimmig freundlich): Geh! Schau
zum Kraut! Sei a brav's Trinele! Einfädcln und Knopfannäh'n tu'
schon i! Alles i!

Trine (will Mena von Hannes abdrängen; mit funkelnden Augen):
Du Lastcr! Di kenn' i schon!

Mena (in drohender Ruhe, aber immer noch lächelud, mit den
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