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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,4.1910

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Heft 19 (1. Juliheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9020#0058
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reste der alten herrlichen Ehoraus-
wölbungen tritt.

And restauriert nicht van de
Velde die thüringische Töpferei in
derselben Weise? — Allein ein
Eang durch ein paar National-
nruseen reicht aus, um Blick für
das zu bekommen, was in dem
berühmten Vürgel noch geleistet
wird. Zunächst stietz ich auf eine

Ruinen. Ls war auch nur das
Einfachste von den alten Mustern
noch übriggeblieben. Tupfen,
Striche; als Grundformen so wohl
am Platz, in der Küche an der
Wand, auf dem Nachmittagstische
auf bunter Decke heiter und kräftig
— abcr ganz ohne Besonderheit.
Bei der Frau, die es zeigte, etwas
Schlichtes, Vornehmes, aber auch

Zeichnung von Wilhelm Roegge aus dem
Bande »Daterland" des „Deutschen Spielmanns".
Derlag von Georg D. W. Callwey in München

große Topffabrik. Später aber
erfuhr ich, daß dort nur moderne
Basen gemacht werden, daß sie
den einzelnen Töpfern — ich
glaubc es sind acht — keinen Ab-
bruch tue. Ich war bei dem
einen Töpfer, sah das Lager, sah
die Arbeit. Die besten Sachen
waren gute alte Tradition. Aber
es fehlte ganz die Erfindung. Man
war am toten Punkt. Es waren

Müdes. Sie machen alles selber.
Zu den kleinsten Gefäßen machen
sie keine Deckelchen, weil niemand
sie machen will, weil es zu mühsam
ist. Immerfort die kleinen Tup-
fen machen, bis spät in die Nacht
hinein, das bringt auch zur Ver-
zweiflung. Ich fragte sie, ob sie
die alte oder die neue Art eigent-
lich lieber mache. Sie sagte, sie
machten beide Arten, der Mittel-

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