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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,4.1910

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Heft 23 (1. Septemberheft 1910)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9020#0410
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Lebende Worte

mern, so daß er gleich stark wird
zum Genießen wie zum Schaffen.
So berührt sich unsre Forderung
auch mit ihr. P. Hoche

Kunst und Geschichte

«)Unstwerke sind die feinsteu histo-
-dVrischen Quellen.

Karl Friedrich Schinkel
V

Die Kunst gleicht einer empfind-

samen Silberplatte in der Dun-
kelkamera der Geschichte, ohne Vor-
urteil verzeichnet sie das geistige
und physische Leben dcr Mensch-
heit, sobald ein Strahl auf sie
fällt. Walter Lrane

Iede Zeit schreibt ihre Geschichte
am wahrsten in den Kunstwerken,
die sie schafft.

Herman Grimm

Unsre Brlder und Noten

er Steindruck nach W. L. Lehmanns „Dorfteich", der vor unserm
^A^tHcfte steht, rein malerisch wohl eins der schönsten Blätter, die wir

unsern Lesern bishcr überhaupt mitgeben konnten, will in noch
höherem Maße, als dies von allen Bildern gilt, besehen, nicht besprochen
sein. Der von den Künstlern längst außerordentlich geschätzte bisherige
Mitleiter dcr Münchner Sezession, der jetzt wieder in der Schweiz lebt,
ist wohl dort, nicht aber in Deutschland dcm größcren Publikum der
Kunstfreunde so bckannt, wie er's vcrdicnt. Ansre Leser kenncn ihn
aus großräumigen und im besten Sinne auch poetischen Naturgemälden.
Hicr gibt er sich einmal „nur" als Malcr, dcr aus Farben Akkorde zu
cinem volltönigen Lied ohne Worte zusammenwebt.

Nach der malerisch-musikalischen Idhlle ein Landschaftsbild, das der
Künstler mit ganz wenig Stilisierung leicht zu einer heroischen Landschaft
HLtte verwenden können. Wer sich noch cben der Vildchen aus Alt-Halle
gefreut hat, die wir in unserm Texte (XXIII, 2f) brachten, würde Hans
von Volkmann kaum wieder kennen, begegnete er ihm hier zum
erstenmal. Aber dcr Schritt zum Heroischen, zu dem die Konturen auf-
zufordern scheinen, ist ja auch nicht getan, wird bei Volkmann nirgend
getan. Lr würde für dicses Künstlers Persönlichkeit eine Schauspielerei
bedeuten, während doch gerade seine echte Innerlichkeit uns Volkmann
vor so vielen andern lieb macht. Ls ist deshalb wahrlich nicht minder
Wertvolles, was er uns gibt, sondern im Gegenteil: es ist wertvoll in
höherem Grade, weil er auch die Werte dcs Erhabenen auf eigeneN
Wegen sucht. Volkmann ist eincr der rccht wenigen in deutschen Landen,
die auch Fernblicke zu Bildern gcstalten können, ohue daß wir jc an Vednten,
an „Aussichten" denken. Nun ist der Frieden dieses atmenden Landes,
nun sind seinc Ruhe und seine Weite auch in ihrer Größe gefühlt
und dargcstellt.

SH2

Kunstwart XXIII, 23
 
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