Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz (5.1929)

acht" vor dem guten Neckar- und Psälzerwein, sonst kann dir passieren, daß
du in Miene und Haltung (Gang) zu einem possierlichen Assen wirst. Den-
selben Gedanken etwa drückt auf köstliche Pfälzer Art der Vers aus. Daß
dies die Idee der damaligen Zeit gewesen sein kann, geht auch daraus hervor,
daß der Affe samt Vers an dem großen Faß Iohann Kasimirs (1591) und
später am dritten großen Faß Ausnahme gefunden hat. Ia, damals, als der
Brückenasfe in aller Munde war und allerorten sein Zauberbann waltete und
alles umschlang, damals schlugen für Heidelberg noch viel feuchtfröhlichere
Stunden als in unserer weingewässerten Zeit! Da hingen, wohin das Auge
blickte, schwere Trauben an den Bergabhängen des Neckartales und in solcher
Menge, daß man Fässer, wie das Riesenfah, einen Weindom, damit füllen
konnte!
And der alte Kurfürst Karl Ludwig (1617—1680), Lifelottens Vater, sang
zum Trunk aus dem Faß ein Neckarweinlied, das durch seine Tochter Liselotte
uns überliefert worden ist:
So lasset das Wasser der gänsen öranck sein,
jedermann, jedermann, drincket gern wein
And sonderlich du und ich,
die bawern am Neckar und über den Rhein,
sie haben viel Wasser undt drincken undt örincken den wein.
So berichtet Liselotte in einem Briefe an die Kurfürstin Sophie von Han-
nover vom 25. Februar 1714. Sie bemerkt dazu, daß das Liedchen von ihrem
Vater Karl Ludwig „über alle melodeyen" geliebt wurde, und ferner: „diß ist
woll ein alt liedt, ich glaube, daß E. L. es auch woll werden gehört haben."
Wenn der alte Affe uns auch jetzt körperlich entrückt ist, fo waltet sein
Geist heute noch in Alt-Heidelbergs Mauern und heute noch begegnet man
auf Straßen und Gassen Menschen mit freundlich zwinkernden Mienen, die
an die Zeiten des alten Brückenaffen erinnern!

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