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Larl Büchner
Der Dichter der „Heidelberger Charaden"
Von Carl Walbrach- Gießen
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z
Carl Friedrich August Büchner ward am 12. Febr. 1800 als Sohn des
Oberforstrats, späteren Hofgerichtsrats Chr. Wilhelm Ludwig Büchner in
Darmstadt geboren. Von 1809 ab besuchte er das dortige Gymnasium. Mitte
Ianuar 1814 gelangte sein erstes Gedicht als Flugblatt in die Öffentlichkeit:
„Lied für die biederen Hessen-Darmstädtischen sreywilligen Jäger". Sein Rektor
meinte allerdings darüber, es lasse nur erkennen, daß die Schüler noch nicht
mit der Interpunktion recht Bescheid wüßten. Dieses entmutigende Arteil
konnte aber den jungen Dichter nicht irre machen, denn bis ins späte Mannes-
alter entfaltete er eine lebhafte schriftstellerische und dichterische Tätigkeit.
Im Herbst 1817 begann er in Gießen Rechtswissenschaft zu studieren und
gehörte zu den sogenannten „Schwarzen", deren bedeutendster der geniale
Feuerkops Karl Follen war. Die „Schwarzen" — wegen ihrer altdeutschen
schwarzen Tracht — gehören zu den vorburschenschaftlichen Verbindungen, und
ihre Ziele waren dieselben wie die der 1817 errichteten allgemeinen deutschen
Burschenschaft: wissenschaftliche und sittliche Ausbildung zum Dienst am freien
und einigen deutschen Vaterland. Diesen alten Burschenschasteridealen, die
heute noch in den Wahlsprüchen der Burschenschaften erhalten sind, ist Carl
Büchner zeit seines Lebens treu geblieben. And noch heute klingt bei festlichen
Gelegenheiten der Burschenschaften sein Lied „Willkommen hier, vielliebe
Brüder" (1818). Vom Winterhalbjahr 1819/20 an finden wir Büchner in
Heidelberg, ohne daß wir näheres über seinen Aufenthalt wissen. Seine dort
verfaßten Gedichte lassen erkennen, daß er sich dem Eindruck der Schönheiten
des Aeckartales, des Schlosses und der bewaldeten Berge mit offenen Augen
und warmem Gefühl hingab — was ja auch seine „Charaden" bezeugen —,
und daß sein bisher freies Herz einen würdigen Gegenstand für seine Neigung
gesunden hatte.
Am 20. Mai 1820 erlebte Büchner in Mannheim die Hinrichtung Sands
mit, jenes überspannten Iünglings, der den Dichter und russischen Staatsrat
Kotzebue ermordet hatte. Büchner schrieb — natürlich ohne Namens-
nennung — 1820 und 1821 eine „Ausführliche Darstellung von K. L. Sands
letzten Tagen und Augenblicken"; ohne Sands Tat zu billigen, dachte er ähn-
lich wie Görres, der sie die notwendige „Folge der Abweisung der billigsten
und gerechtesten Forderungen der Zeit" nannte.
1821 bestand Büchner sein Examen; 1823 wurde er Hofgerichtsadvokat in
Darmstadt. Vorübergehend war er auch als Iustizrat bei der Marschalljustiz-
Deputation im Staatsdienst tätig. Neben seinem Advokatenberuf fand er
Zeit, sich seiner Schriststellerei hinzugeben; ja. man darf vielleicht sagen, daß
er hierin sein eigentliches Arbeitsgebiet fand. Im ersten Abschnitt seiner
schriftstellerischen Betätigung (bis 1830) brachte er hauptsächlich Dramen, Ge-
183
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Larl Büchner
Der Dichter der „Heidelberger Charaden"
Von Carl Walbrach- Gießen
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Carl Friedrich August Büchner ward am 12. Febr. 1800 als Sohn des
Oberforstrats, späteren Hofgerichtsrats Chr. Wilhelm Ludwig Büchner in
Darmstadt geboren. Von 1809 ab besuchte er das dortige Gymnasium. Mitte
Ianuar 1814 gelangte sein erstes Gedicht als Flugblatt in die Öffentlichkeit:
„Lied für die biederen Hessen-Darmstädtischen sreywilligen Jäger". Sein Rektor
meinte allerdings darüber, es lasse nur erkennen, daß die Schüler noch nicht
mit der Interpunktion recht Bescheid wüßten. Dieses entmutigende Arteil
konnte aber den jungen Dichter nicht irre machen, denn bis ins späte Mannes-
alter entfaltete er eine lebhafte schriftstellerische und dichterische Tätigkeit.
Im Herbst 1817 begann er in Gießen Rechtswissenschaft zu studieren und
gehörte zu den sogenannten „Schwarzen", deren bedeutendster der geniale
Feuerkops Karl Follen war. Die „Schwarzen" — wegen ihrer altdeutschen
schwarzen Tracht — gehören zu den vorburschenschaftlichen Verbindungen, und
ihre Ziele waren dieselben wie die der 1817 errichteten allgemeinen deutschen
Burschenschaft: wissenschaftliche und sittliche Ausbildung zum Dienst am freien
und einigen deutschen Vaterland. Diesen alten Burschenschasteridealen, die
heute noch in den Wahlsprüchen der Burschenschaften erhalten sind, ist Carl
Büchner zeit seines Lebens treu geblieben. And noch heute klingt bei festlichen
Gelegenheiten der Burschenschaften sein Lied „Willkommen hier, vielliebe
Brüder" (1818). Vom Winterhalbjahr 1819/20 an finden wir Büchner in
Heidelberg, ohne daß wir näheres über seinen Aufenthalt wissen. Seine dort
verfaßten Gedichte lassen erkennen, daß er sich dem Eindruck der Schönheiten
des Aeckartales, des Schlosses und der bewaldeten Berge mit offenen Augen
und warmem Gefühl hingab — was ja auch seine „Charaden" bezeugen —,
und daß sein bisher freies Herz einen würdigen Gegenstand für seine Neigung
gesunden hatte.
Am 20. Mai 1820 erlebte Büchner in Mannheim die Hinrichtung Sands
mit, jenes überspannten Iünglings, der den Dichter und russischen Staatsrat
Kotzebue ermordet hatte. Büchner schrieb — natürlich ohne Namens-
nennung — 1820 und 1821 eine „Ausführliche Darstellung von K. L. Sands
letzten Tagen und Augenblicken"; ohne Sands Tat zu billigen, dachte er ähn-
lich wie Görres, der sie die notwendige „Folge der Abweisung der billigsten
und gerechtesten Forderungen der Zeit" nannte.
1821 bestand Büchner sein Examen; 1823 wurde er Hofgerichtsadvokat in
Darmstadt. Vorübergehend war er auch als Iustizrat bei der Marschalljustiz-
Deputation im Staatsdienst tätig. Neben seinem Advokatenberuf fand er
Zeit, sich seiner Schriststellerei hinzugeben; ja. man darf vielleicht sagen, daß
er hierin sein eigentliches Arbeitsgebiet fand. Im ersten Abschnitt seiner
schriftstellerischen Betätigung (bis 1830) brachte er hauptsächlich Dramen, Ge-
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