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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 5.1929

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Ginthum, Paul: Drei Pfälzer Tage
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https://doi.org/10.11588/diglit.41982#0091

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gesehenes wird in dem verdämmernden Blau groß und stolz. Das süße Gesicht
dort an der Windung des Weinbergs stirbt mit rätselhaftem Lächeln. Der
Himmel ist erblaßt und wie eine Glocke von tönendem, von innen verklärtem
Blau. Ein stumpfer Schatten schwimmt mit schwerem, lautlosem Ruderschlag
durch die blaugrüne Luft: die Eule.
Die Sterne ziehen herauf. Sie blitzen wie ferne Wundervögel durch das
gerötete Geäst der Bäume, die reglos wie Hüter verwunschener Schätze stehen.



Zwischen dem Trifels, der, einer gewaltigen Sage gleich, aus der bläu-
lichen Ferne leuchtet, und dem nachtschwarzen Block des Hohebergs hängt die
feine, blonde Sichel des Mondes ....
II.
Landau (Pfalz), im Oktober.
Das keifende Warnungszeichen der Elektrischen übertönt den Lärm der
Stadt. Veilchenblauer Nebel, von der Sonne aus der warmen Erde getrieben,
streift schmeichelnd das Siebeldinger Tal. In weiten Windungen fährt der
Wagen an Gärten und stillen Häusern vorbei, verschwindet in den Weinbergen
und erreicht die Höhe von Nuhdorf. Aber die Schau in die Ebene mit dem
lustigen Dörferkranz, dem schweren Schattenriß des Speyerer Doms und dem

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