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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 5.1929

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Ginthum, Paul: Drei Pfälzer Tage
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https://doi.org/10.11588/diglit.41982#0093

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Eine ehemalige Ritterstube winkt zur Einkehr. Im Römer lächelt die
Sonne, die Wärme und Kraft und Süße das Iahr über auf das Rebenland
geschüttet: da, vom Fenster aus schlägt es in goldenen Wogen hinunter bis
zum nebelverhangenen Horizont. Im Rhein scheint es zu ertrinken.
Aus hallendem Pflaster gehts bergauf, an breit und hoch geschwungenen,
mit Kronen und Wappen gezierten Torbögen vorbei. Auf den alten breiten
Häusern stehen Iahreszahlen: 1771, 178O.... Hoch über einer Quadermauer,
auf dem Platz vor der Kirche, flammt eine einzige gelbe Rose.


(Das tzofgut Neukästel gehört Prof. Llevogt)
Gleisweiler steht wie ein altes italienisches Bergstädtchen hechtgrau gegen
den sanft verfärbenden Himmel. Eine steingewordene Ritterballade. Frauen
sammeln das blutrote Laub der Kastanien aus der Straße. Kinder singen auf
dem Graskarren, den die Kühe in schaukelndem, gemessenem Trott heimwärts
ziehen. Ein Park von südländischen Bäumen gähnt blaugrün zur Seite; er
geht wie eine zauberhafte Höhle in den Berg hinein. Das Kurhaus ist von
fremdländischen Bäumen ganz umsponnen.
Die Sonne übergießt wieder feuerrot die Hügelkette des Wasgaus. Die
Luftgeister springen den steilen Berg herab in die Ebene. Strähnen ihrer

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