Eine ausgesprochen politische Verbindung war die „Alemannia" keines-
wegs. Allein trotzdem sollte Leben und Treiben im kleinen Kreise der Ver-
bindung alsbald zum Spiegelbild jener großen politischen Strömungen der
Gegenwart werden: allenthalben im Vorgefühle neuen Werdens, neuer Le-
bensinhalte ein Suchen, Tasten, Irren und Finden. Schon lösten sich von der
liberalen Richtung, welche die „Alemannia" begründet hatte, wiederum radi-
kalere Elemente, geführt von dem demagogisch leidenschaftlichen Karl Blind
ab und bedrohten fo durch neuerliche Absplitterung die kaum gewonnene Ein-
heit. Während Blind mit neun weiteren Mitgliedern der „Alemannia" den
„Neckarbund" ins Leben rief, deffen Angehörige infolge ihrer extremen Ein-
stellung fpäter meist in den Strudel der badischen Revolution getrieben wur-
den, ward von den gemäßigteren Elementen eine neue „Alemannia" gestiftet,
deren Verfassung in Karl Schwanitz und Scheffel ihre Schöpfer hatte. Die
Farben waren gleich den Farben der alten „Alemannia": Gold-blau-gold.
Ihr Wahlspruch: „Furchtlos und treu". Die Kneipe befand sich im „Horn"
unweit der alten Neckarbrücke, den heutigen „Vier Iahreszeiten". Die Mit-
glieder waren außer Schwanitz und Scheffel: Bachelin (fpäter Regierungsrat
in Freiburg), Adolf Kußmaul, Eduard Bronner (1849 Flüchtling, später Arzt
in Bradford), Fr. Volk (1849 gleichfalls Flüchtling, danach Bürgermeister in
Offenburg), Frd. Sandberger (Aniversitätsprofessor zu Würzburg), Leopold
von Stetten (Legationsrat in Freiburg). Otto (aus Weilburg, frühzeitig ge-
storben), E. Kamm (Oberlandesgerichtsrat in Karlsruhe), Lepique (Zolldirektor
daselbst), Elsner (Regierungsrat in Merseburg), S. Pfeufer (der spätere
bayrische Minister).
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wegs. Allein trotzdem sollte Leben und Treiben im kleinen Kreise der Ver-
bindung alsbald zum Spiegelbild jener großen politischen Strömungen der
Gegenwart werden: allenthalben im Vorgefühle neuen Werdens, neuer Le-
bensinhalte ein Suchen, Tasten, Irren und Finden. Schon lösten sich von der
liberalen Richtung, welche die „Alemannia" begründet hatte, wiederum radi-
kalere Elemente, geführt von dem demagogisch leidenschaftlichen Karl Blind
ab und bedrohten fo durch neuerliche Absplitterung die kaum gewonnene Ein-
heit. Während Blind mit neun weiteren Mitgliedern der „Alemannia" den
„Neckarbund" ins Leben rief, deffen Angehörige infolge ihrer extremen Ein-
stellung fpäter meist in den Strudel der badischen Revolution getrieben wur-
den, ward von den gemäßigteren Elementen eine neue „Alemannia" gestiftet,
deren Verfassung in Karl Schwanitz und Scheffel ihre Schöpfer hatte. Die
Farben waren gleich den Farben der alten „Alemannia": Gold-blau-gold.
Ihr Wahlspruch: „Furchtlos und treu". Die Kneipe befand sich im „Horn"
unweit der alten Neckarbrücke, den heutigen „Vier Iahreszeiten". Die Mit-
glieder waren außer Schwanitz und Scheffel: Bachelin (fpäter Regierungsrat
in Freiburg), Adolf Kußmaul, Eduard Bronner (1849 Flüchtling, später Arzt
in Bradford), Fr. Volk (1849 gleichfalls Flüchtling, danach Bürgermeister in
Offenburg), Frd. Sandberger (Aniversitätsprofessor zu Würzburg), Leopold
von Stetten (Legationsrat in Freiburg). Otto (aus Weilburg, frühzeitig ge-
storben), E. Kamm (Oberlandesgerichtsrat in Karlsruhe), Lepique (Zolldirektor
daselbst), Elsner (Regierungsrat in Merseburg), S. Pfeufer (der spätere
bayrische Minister).
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