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DER MEISTER °(g -ßo*

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lieh alles gesagt, was man über seine Abhängigkeit von älteren Kunst-
werken sagen kann.

Immer wieder muß darauf hingewiesen werden, daß er der selb-
ständigste Stecher des XV. Jahrhunderts ist, der niemals auch nur eine
Figur, ein Bergschloß, einen Baum oder eine Blume älteren Vorbildern
entlehnt hat. Obgleich sein Stil mit zunehmender Entwicklung manieriert
wird und obgleich sich gewisse Stellungen, gewisse Grimassen bei ihm
oft wiederholen, zeigt er doch immer eine unerschöpfliche Erfindungs-
gabe und eine Leichtigkeit, beispielsweise die zahllosen Faltenmotive
der Gewänder zu variieren, die uns noch heute Erstaunen und Be-
wunderung abnötigen.

Es ist darum nur natürlich, daß fast die gesamte zeitgenössische
Produktion aus diesem unversiegbaren Bronnen gespeist wurde, daß
die Stiche des Meisters ■(£• °,ib° nicht allein den Miniatoren und Holz-
schneidern für Zwecke der Illustration von Handschriften und ge-
druckten Büchern von Straßburg, Augsburg und Ulm bis nach Mainz
und Lübeck, von Neapel, Burgos und Lissabon bis nach Culenborch
in Holland als Vorlagen dienten, sondern auch auf Tafelbildern und
Wandmalereien benutzt oder direkt kopiert wurden. Das a aus dem
Figurenalphabet ziert als Initial des Wahlspruchs Herzog Eberhards
im Barte: „attempto“ die Wände des goldenen Saales im Schloß zu
Urach, eine der Dirnen vom großen Liebesgarten (Nr. 215) figuriert
gar als heilige Barbara auf einem Flügelaltar in Donaueschingen, und
der Gekreuzigte (Nr. 31) erscheint durch das Medium einer portugiesi-
schen Holzschnittkopie sogar auf einem spanischen Altarbild. Auch in
Federzeichnungen spiegeln sich die Kupferstiche des Meisters ”(£■
sogar in italienischen1 und in deutschen bis zu den Jahren 1536, 1550
und 1647. Man gravierte einzelne Figuren aus ihnen auf Hausaltär-
chen,2 Reliquiarien3, Ziborien4, Monstranzen5, Vortragskreuzen6,

1 Vergl. über die Benutzung von Buchstaben aus dem Figurenalphabet in Bergamo
und Florenz den CEuvre-Katalog bei Nr. 283 —305.

2 Ibid. Nr. 41.

3 Nr. 66, 77 und 171.

4 Nr. 100 und 108.

5 Nr. 149.

e Nr. 149.
 
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