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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 4, Textbd.): [Die Anonymen, 2] — Wien, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.34185#0017
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DER AIEISTER MIT DEN BANDROLLEN

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Aussehen verleiht, „hAnonimo ahe carni pennute", den Meister des
geßederten Fieisches.* Duchesne^erfanddann die bessere Bezeichnung
„Maitre aux banderoies". Daß der von Passavant eingeführte Name
„Meister von 1464" absolut irreführend und ganz zu verwerfen sei,
nachdem man erkannt hat, daß diese auf dem Buchstaben A des
Figurenalphabetes behndliche Jahreszahl mit dem ganzen Aiphabet
nach der Holzschnittfolge von 1464 kopiert wurde, ist schon von mir
a. a. O. p. 10 betont worden. Der bezeichnendere Name „Meister mit
den Bandrollen" hat sich seither so eingebürgert, daß ich ihn nach
reißicher Überiegung doch lieber beibehalten möchte, wenn ich auch
a. a. O. p. 34 für die Verdeutschung des ursprünglich französischen
Wortes „banderoies" in „Schriftbänder" eintrat. Der Ausdruck ist an-
schaulich und verständlich genug, daß man dabei bieiben kann. Es gibt
zwar auch andere Stecher, die sich der Bandrollen bedienen, um ihre
Kupferstiche der Menge zu erkiären, aber der Meister mit den Band-
roüen hat sie viei regeimäßiger ais aüe seine Zeitgenossen verwendet.
38 Stiche, aiso fast ein Drittei des ganzen Werkes, enthaiten jene
eigentümiich ianggezogenen Schriftbänder mit sauberen Minuskei-
iegenden in nicht immer ganz einwandfreiem Latein. Diese Legenden
stehen bei 10 anderen Stichen im Unterrand^ und bei weiteren 9 im
Rahmen,^ so daß die Zahi der mit Inschriften versehenen Biätter 56
ausmacht und die der schriftiosen übersteigt.
Wie schon oben erwähnt, hat man den Meister mit den Bandroüen,
durch den aitertümiichen Charakter seiner Stiche irregeführt, iange
Zeit arg überschätzt. Passavant nahm ihn bereits für einen Voriäufer
des Meisters °0°^°^ und woüte ihn aus technischen Gründen mit
1 Der Ursprung der Bezeichnung, die von Renouvier (Histoire p. 129) mit „le maitre
au piumetis" übersetzt wurde, ist etwas unkiar. Zani spricht a. a. O. p. 173 zunächst
von dem „Anonimo antico Tedesco con le carni degli angeli pennute", weil einer der
Engel auf dem zweiten Schöpfungstag (Nr. 1) in Dresden gehederte Arme habe. Dann
sagt er p. 174: „Riguardo dunque ai detti Anonimi ho voiuto chiamare questo primo
TAnonimo alle carni pennute, coperte cioe con aicuni tratti a punte di penne, che sem-
brano come tante alette."
2 Voyage p. 187.
s Nr. 27-31, 65, 67, 93-95.
4 Nr. 32—39 und 40.
5 Vor ihm schon Renouvier, Des types XV. siecle. p. 67.
 
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