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DER MEISTER MIT DEN BANDROLLEN

sich auch einige Motive wie die der beiden vorderen Paare und die Frau, die von einer
anderen am Arm gezerrt wird, so auffällig übereinstimmend wiederho'en, daß ein
Zusammenhang zweifehos angenommen werden muß, so bin ich doch der Ansicht von
W. Schmidt, daß der Bandrollen-Meister nicht selbständigen Anteil an der Umgestaltung
des italienischen Vorbildes habe, sondern daß hier ein verlorenes niederländisches
Original dem Stich zugrunde liege und daß dies den künstlerisch viel höher stehenden
italienischen Stecher zur Entlehnung verschiedener Motive veranlaßt habe. Der Meister
mit den Bandrollen wäre schwerlich imstande gewesen, eine Komposition so frei zu
benutzen. Er bleibt auch hier ein kümmerlicher Zeichner in der gänzlichen Unfähigkeit,
den sich verkürzenden Fußboden mit dem Hintergrund in Einklang zu bringen. Der
rechte Fuß der Frau mit offenem Haar schwebt in der Luft, und der Hund mit dem
Schellenhalsband, der sich gleichseitig auch zwischen zwei anderen vom Meister
°(B °^^° entlehnten auf dem Absalom (Nr. 7) ßndet, hockt in einer unmöglichen
Stellung auf den Hinterbeinen, während er auf dem verlorenen Original jedenfalls auf
allen Vieren liegend dargestellt war.

90 DAS URTEIL DES PARIS
Taf. 109 Nr. 330 Paris iiegt in volier Rüstung, das Schwert an der Seite, auf einer ge-
mauerten Rasenbank am Fuße eines Zierbrunnens. Er stützt schium-
mernd das jugendlich lockige Haupt auf den rechten Arm, unter dem
sein Name: parf$ steht. Hinter ihm iiegt sein federgeschmückter Helm
und iinks davon hockt ein Affe, der das Wasser des Brunnens in einem
Krug auffangt. Rechts hinter dem Schiafenden steht Mercur in ianger
Schaube und Kappe. Über seinem Kopf der Name: marrurilis auf einem
Zettei. Er hält in der Linken den Apfei und berührt mit seinem Stabe
die iinke Schuiter des Paris. Die rechte Häifte der Darsteüung nehmen
die drei Göttinnen ein: zuerst Venus, ganz nackt mit einer Krone auf
dem iangen Haar. Sie sucht mit der Rechten ihre Biöße zu decken und
wendet den Kopf der Juno zu, die, vom Rücken gesehen, ihr Haar in
einen Zopf gefiochten trägt. Über ihre Arme hat sie ein Tuch geschiagen
und zeigt mit der Rechten auf Paüas, die mit offenem Haar ganz rechts
steht, mit der Linken ein ihre Hüften umgürtendes Tuch und in der
Rechten einen Ring häit. AHe drei tragen Haisketten, und ihre Namen:
UfüUS, iunn, paiias stehen über oder neben den Köpfen. — Der feisige
Boden ist dicht mit Gras und Biattpfianzen bedeckt und von vieien
Tieren beiebt. Links hinter Juno wird derKopf eines Hundes sichtbar,
rechts neben ihr iiegt ein kieineres Hündchen. Den Hintergrund rechts
biidet eine hügeiige, bewaidete Landschaft mit einem Bergschioß, von
 
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