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DER MEISTER DER BOCCACCIO-BILDER

Der Meister der Boccaccio-Bilder ist von Passavant so benannt
worden nach den Iiiustrationen, die er für eine 1476 bei Coiard Mansion
in Brügge erschienene französische Ausgabe von Boccaccios Buch
über die berühmten Ungiückiichen: De casibus iüustrium virorum et
muiierum, gestochen hat. Passavant beschränkt sich im wesentiichen
darauf, die Ausführungen Sotzmanns im Kunstbiatt von 1851 abzu-
drucken, die sich nur mit den Boccaccio-Iüustrationen beschäftigen und
durch die Forschungen von David Laing und Sidney Coivin über die
damais noch unbekannte Ausgabe, für weiche die Kupferstiche bestimmt
waren, iängst überhoit istA Was er über den Stecher selbst hinzufügt,
ist ziemiich wertios, und seine unzureichende Vertrautheit mit der
Eigenart des Künstiers, dessen Manier ihn an Israhei van Meckenem
erinnert und den er mögiicherweise für einen Schüier des Bochoiter
Goidschmieds häit, bezeugt auch die Zuweisung von 17 Biättern außer
den Boccaccio-Iüustrationen, die samt und sonders nichts mit unserem
Meister zu tun haben, sondern von den verschiedenartigsten ober-
deutschen, niederrheinischen und niederiändischenStechern herrühren.^
Dagegen hat er den einzigen Kupferstich, den man dem Meister der
Boccaccio-Biider noch mit Sicherheit zuschreiben kann, die Verkiärung
Christi (Nr. 1) im Werk des Meisters °(B- beschrieben.
Ich widmete 1902 im Jahrbuch der preußischen Kunstsammiungen
dem Meister der Boccaccio-Biider eine ziemiich ausführiiche Studie,
in der ich die Forschungsergebnisse meiner Vorgänger zusammen-
zusteüen und zu prüfen bemüht war. In den seither vergangenen
14 Jahren geiang es mir nicht, Neues über die Persöniichkeit und das
Wesen des Künstiers zu entdecken oder die Zahi seiner Arbeiten zu
1 Man vergleiche alle näheren Literaturnachweise im Katalogteil bei Nr. 2—10.
2 Vergl. meine Aufteiiung der 17 Stiche im Jahrbuch a. a. O. p. 136. Anm. 1.
 
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