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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (Band 4, Textbd.): [Die Anonymen, 2] — Wien, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.34185#0216
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DER MEISTER DES HEILIGEN DIONYS

DerMeister des heiiigenDionys kann zeitiich schwer begrenzt werden,
doch dürfte seine Tätigkeit, dem Stii und der Abhängigkeit von Schon-
gauer nach, nicht vor die achtziger Jahre faüen. Leichter ist seine
Lokaiisierung. Die Vereinigung der Schutzpatrone von Regensburg:
SS. Woifgang, Emmeram und Dionys auf dem Stich Nr. 3, der auch
das Stadtwappen und jenes des Reichsabtes von St. Emmeram trägt,
sowie die zweite Darsteüung des heiiigen Dionys (Nr. 4) weisen deutiich
auf die Donaustadt ais Wohnsitz des Stechers. Damit stimmt der Fund-
ort eines dritten Biattes, des Aposteis Pauius (Nr. 2), in einer Hand-
schrift aus St. Emmeram in Regensburg gut zusammen. Auch der
größere Stich mit den drei Heiügen dürfte nach den Wurmfraßsteüen
und den Resten von Bemaiung zu schiießen aus einer Handschrift oder
Inkunabei, vieüeicht ebendaher, geiöst sein. Die starke Betonung des
ornamentaien Beiwerks auf den Mitren und Krummstäben der Bischöfe,
der Perienbesatz am Gewand des Pauius, das reich ausgebiidete Maß-
werk des Torbogens über den drei Heiiigen iegen die Vermutung nahe,
daß wir es mit einem Goldschmied zu tun haben. Auf dem Brustkreuz
der Kasei des heiiigen Dionys (Nr. 4) hat er im Tituius vergessen, den
Buchstaben R spiegeiseitig zu stechen, so daß er im Abdruck verkehrt
erscheint, und auf eine ähniiche kieine Gedankeniosigkeit ist es
obfenbar zurückzuführen, daß der bärtige Heilige hier einen bartiosen
Kopf ais Attribut im Arm trägt, was auf dem größeren Stich nicht der
Faü ist.
An Wasserzeichen ßndet sich zweimaP eine hohe Krone mit fünf-
biättriger Biume, die Briquet unter Nr. 4920 ais bayrisch um 1490
abbiidet und die ich in dieser Form bei anderen Stechern des XV. Jahr-
hunderts nicht angetroffen habe, einmaP ein großer Ochsenkopf mit
breiter Stange, Krone und Biume, wie er sich ähniich in einem Stich
Mairs von Landshut^ ßndet und auch in der Konstruktionstafei Hans
Schmuttermayers zu seinem Fiaienbüchiein vorkommt, das zwischen
1484 und 1489 in Nürnberg gedruckt wurdeP
1 Nr. 1 und 4.
2 Nr. 1.
3 B. 10 in Coburg.
4 Vergl. Essenwein im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit XXVIII. (1881)
Sp. 65 und Gebert ebenda XXIX. (1882) Sp. 43.
 
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