Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PSALIGRAPHIE
SILHOUETTEN. SCHABLONEN. SCHATTEN»
SPIELFIGUREN

DER Name Silhouette ist um dieMitte des 18.Jahrhunderts aufgekommen,
»A la Silhouette« nannte man in Paris die neuen Erfindungen der
Mode, welche dem kargen Finanzsystem des Ministers Etienne de
Silhouette <1709—1767) Rechnung trugen. Der Name blieb allein an den
schon seit einiger Zeit beliebten »portraits ombres«, den Schattenbildnissen, haften.
Für uns hat sich der Begriff Silhouette allmählich dahin erweitert, daß wir jedes
nur durch den äußeren Umriß gegebene Bild mit diesem Wort bezeichnen.
Die Umrißkunst ist so alt wie die Malerei selbst, deren Erfindung eine
griechische Sage der Korinthia zuschreibt, die den Schatten des scheidenden
Geliebten an der Mauer nachzeichnete, um sein Bild zu bewahren, <Nr. 1)
Primitive Kunst hält sich gerne nur an den Umriß, und die entwickelte
beschränkt sich oft auf ihn, um besondere Wirkungen der Flächen, der Farben,
der Gegensätze zu erreichen, — auf griechischen Vasen, pompejanischen
Wandgemälden, Mosaikbildern, japanischen Lackarbeiten, modernen Plakaten usw.
Die erste Silhouette war, wie Demokritos=Weber sagt, der Erdschatten auf
dem Monde. Der Schatten, der stete Begleiter des Körpers, ist zugleich sein
einfachstes Abbild, In Indien gab es schon in der vorbuddhistischen Zeit
Schattenspiele. Man schnitt Figuren aus und ließ zum gesprochenen Wort
ihre Schatten vorüberziehen. In China, in Siam, auf Ceylon, auf Java kann
das Schattentheater im 11, Jahrhundert nachgewiesen werden, vom 13. an in
den Ländern des Islam. Von Tunis aus kam es im 17. Jahrhundert über
Italien nach Deutschland, Frankreich, England. Die Figuren der orientalischen
Spiele sind aus Leder, Häuten oder starkem Papier geschnitten, gefärbt, und
oft mit Ölen transparent gemacht, so daß sich auch »bunte Schatten« er-
zeugen ließen, wie bei der im 17. Jahrhundert erfundenen Laterna magica.
Wir können auf die verschiedenartigen Typen der alten, neueren und neuesten
Schattenspielfiguren hier nicht eingehen und müssen uns mit wenigen heraus^
gegriffenen Beispielen begnügen, die den Weg dieser Kunst von Indien bis
Schwabing <Rolf von Hoerschelmann, Otto Blümel) nur mangelhaft andeuten,
Einige Köpfe der chinesischen Schattenspielfiguren haben innerhalb der LIm-
risse Einschnitte, durch die das Licht' als Innenzeichnung der Schatten^
Silhouette auf die Wand fällt. Genau wie hier bei der kunstvoll durchbrochenen
Figur das Licht sich durchzeichnet, so wird bei der Schablonenmalerei die
Farbe durch die Einschnitte der Schablonen hindurch aufgetragen. Die
Schabionierkunst ist Jahrtausende alt. Die Römer bedienten sich ihrer bei der
Schrift, In der Wandmalerei ist sie von je bekannt gewesen. In der Buch-
technik fand sie häufig Verwendung, z. B, bei der Herstellung von ChoraL
büchern. Wie sie heute geübt wird, sehen wir an einem Buchtitel und an

191
 
Annotationen