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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Editor]; Kunsthaus Lempertz [Editor]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Contr.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Kunstsammlung und Hauseinrichtung Frau Maria vom Rath geb. Stein, Köln, Domstrasse 19: Gold, Goldemail, Halbedelsteine, alte Silberschmiedearbeiten, Bildnisminiaturen, Dosen, Fächer, Gemälde, Plastiken in Holz, ... ; [25. und 26. März 1936] — Köln, Nr. 379.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.8762#0007
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Vorwort

Frau Maria vom Rath geb. Stein (Köln 1833—1924) gehörte noch in den
Kreis der alten Kölner Sammlergemeinde, deren Anfänge im rheinischen Roman-
tikerboden der Gebrüder Boisseree und Franz Ferdinand Wallrafs wurzeln und
deren letzter künstlerischer Seelsorger der Domherr Alexander Schnütgen war.
Mit ihm pflegte Frau vom Rath eine jahrzehntelange Freundschaft und suchte
sein kundiges Urteil in manchen Zweifelsfällen.

Dabei darf man ruhig unterstellen, daß die Sammlerin bei diesem Freundschafts-
verhältnis nicht immer nur der nehmende Teil war. Sie besaß eine starke kritische
Selbständigkeit des Urteils, die sie wohl zu nicht geringem Teil als Tochter der
alten kunstinteressierten Bankierfamilie Stein schon erblicli überkommen haben
mochte, und die sie dann während ihres langen Lebens zur Virfnosität entwickelte.
Bezeichnend für ihr Sammlertalent ist ihre weltbekannte Kollektion römischer
Gläser, die schon seit Jahrzehnten eine Zierde des Berliner Antikenmuseums ist.
Die literarische Stabilisierung dieser beispiellosen Kollektion der reizvollsten
Werkkunst römischer Kultur auf rheinischem Boden bietet die umfangreiche
Publikation von Dr. Anton Kisa, ,.Die antiken Gläser der Frau Maria
vom Rath" (Bonn 1899, 4°, mit 33 Tafeln).

Daß Frau vom Rath hier in Köln auch eine Kunststickereischule ins Leben gerufen
hat, ist wohl der heutigen Generation nicht mehr im Gedächtnis, erscheint aber zur
Vervollständigung des Charakterbildes dieser Kunstfreundin hier erwähnenswert.
Aus all dem darf man folgern, daß auch die in diesem Katalog verzeichneten, jetzt
noch im Haus der Erblasserin in der Domstraße zu Köln aufgestellten Kunstdinge
mit instinktsicherem Werturteil zusammengetragen worden sind. Trifft solches zu,
so kann hier einerseits wohl jegliche wissenschaftliche Absicht oder irgendwelche
historisierende Tendenz (die bei der Sammlung der römischen Gläser sicherlich
mitgewirkt hat) verneint werden, anderseits aber ist auch hier die Einheitlichkeit
des Sammlerwillens unverkennbar, denn alles, was wir hier sehen, ist umschlossen
von der Kunstgesinnung des Barock und Rokoko.

Wollte man nun innerhalb dieses Ensembles eine vorherrschende Neigung für ein
besonderes Kunstgebiet suchen, so müßte man wohl auf die stattliche Reihe der
Gold-, Silber- und E m a i 1 a r b e i t e n blicken, die in Verbindung mit den
Bildnisminiaturen die Schrank- und Tischvitrinen füllen, denn diesen ent-
zückenden Dingen der Kleinkunst scheint wirklich die ganz besondere Liebe der
Sammlerin gegolten zu haben. Als qualitative Höhepunkte erscheinen hier etwa die

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