Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Plastik

samm

avens

ist den Fachleuten, den Sammlern, den Kunsthändlern und Antiquaren seit
langem bekannt. Schon über eine Generation. Der Besitzer, Professor Theodor
Schnell (f), hat seinen Besitz gerne gezeigt, und vor zwanzig Jahren hat Julius
Baum durch eine Veröffentlichung im Cicerone (XI. 1919) die -wichtigsten Werke
der Öffentlichkeit vorgestellt. Aber sehen kann man die Sammlung erst jetzt,
nachdem die Plastiken geordnet und gereinigt sind, und nachdem sie das Atelier
Schnell verlassen haben, wo sie schonungslos aufgestapelt waren. Jetzt erst ist
der Gesamteindruck überraschend gut. Schon früher hat von den Hauptwerken
der Sammlung das Deutsche Museum in Berlin einige erworben, darunter zwei
schöne, spätgotische Sebastiane. Auch das Liebighaus Frankfurt hat durch Schnell
ein paar bedeutende Erwerbungen gemacht. Die heutige Sammlung enthält außer
dem köstlich farbig gefaßten Tonmodell von Wenzinger, einer kleinen Imma-
culata, die schon mehrfach veröffentlicht wurde, noch eine stattliche Reihe von
guten und sehr guten Arbeiten, die eine Ergänzung und Bereicherung jeder Samm-
lung bilden können. Jeder Kenner wird zugestehen, daß das Niveau dieser Auktion
Schnell sehr respektabel ist, und daß die Mannigfaltigkeit der Sammlung sehr
groß ist.

Die Sammlung ist aus der Praxis erwachsen. Theodor Schnell war Bildhauer
und Restaurator. Er hatte in der Vorkriegszeit ein gutgehendes Atelier, das die
Kirchen in Bodensee-Schwaben und weit in die Schweiz hinein mit Ausstattungen
versorgte. Gesammelt hat er die Skulpturen, die vielleicht in Gefahr standen,
verschleudert zu werden. So ist eine große Anzahl von Werken, unter denen
recht viele beaditenswerte Leistungen sind, in sein Atelier gekommen. Der
Schwerpunkt liegt auf der Plastik der Spätgotik und auf der Plastik des
17. Jahrhunderts. Aus dieser Spätzeit, der Epoche des sogenannten Manierismus,
ist schon lange keine so umfassende und so wertvolle Sammlung von Skulpturen
in den Handel gekommen.

Aufgabe des Vorwortes zu einem Auktionskatalog wäre es, das Wertvolle
nochmals zu beleuchten und die Vorzüge der Sammlung zu unterstreichen. Dieser
Aufgabe hat mich der Katalog enthoben, der in den Beschreibungen die Meister
sorgfältig verzeichnet und in den Abbildungen alles Bemerkenswerte hervorhebt.
Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Trotzdem: Niemand wird in einem
dichten Wald beim ersten Durchschreiten alle guten Pilze finden. Wer sorgfältig-
sucht, kann auch hier noch die eine oder andere Entdeckung machen.

ADOLF FEULNEK.
 
Annotationen