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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Die Majolikasammlung Adolf von Beckerath: Versteigerung: 4. Novbr. 1913, 5. November 1913 — Berlin, Nr. 1691.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.16180#0008
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ditionen des Gebrauchsgeschirrs festgehalten. Ihr Stil ist durch-
aus keramisch; ob die Ornamente spanischen, islamischen Ein-
fluß verraten oder gotischer Abkunft sind, immer sind sie aus
der Töpferwerkstatt hervorgegangen, und der Töpfer ist hier
nicht bloß der ausführende Maler, sondern auch der erfindende
Schöpfer der Dekoration. Durch diese Einheitlichkeit und innere
Geschlossenheit erweisen sich die Quattrocentomajoliken als echte
Kinder des Mittelalters, dem die Arbeitsteilung zwischen Künstler
und Werkmann im Handwerk noch fremd war.

Der Herkunftsbestimmung der Frühmajoliken stand man bis
vor kurzem ziemlich ratlos gegenüber, da Ortsbezeichnungen
in den Werkstätten des 15. Jahrhunderts nicht üblich waren.
Hier hat erst das im Jahre 1912 erschienene Werk Wilhelm Bodes,
„Die Anfänge der Majolikakunst in Toskana", die erwünschte
Aufklärung geschaffen. Es hat den früher unterschätzten oder
ganz verkannten Anteil Toskanas an der Kunsttöpferei des
15. Jahrhunderts aus der Menge der Quattrocentodenkmäler
herausgehoben und zugleich durch Beobachtung der Fundorte,
Wappen, Werkstattsmarken, Bestellerabzeichen und Gefäßformen
die stilistisch verschiedenen Gattungen der Florentiner Töpferei
festgestellt. Damit ist ein sicherer Wegweiser für die Sammlung
von Beckerath gewonnen, deren Hauptbestände toskanischer
Herkunft sind.

Die dem Trecentostil noch nahestehende Florentiner Gruppe
der hochgeschätzten Gefäße mit pastoser Blaumalerei ist in der
Sammlung von Beckerath mit einer überraschend großen Folge
(Tafel 3—7) vertreten; die Majoliken mit Rankenornament unter
spanischem Einfluß (Nr. 26, Tafel 9; Tafel 10; Nr. 33, Tafel 30)
sind spärlicher, um so zahlreicher dagegen die farbenstarken
gotischen oder gotisierenden Blattornamente, die in vielen Varia-
tionen bald als selbständige Muster, bald in Verbindung mit
Wappen (wie Tafel 13, Tafel 15) oder pharmazeutischen Inschriften
(wie Nr. 67, 90, 36, Tafel 25) auftreten. Innerhalb dieser Gruppe
wie auch bei den verwandten Pfaufedermustern (Tafel 12, Nr. 49,
82, 83) ist die Grenze zwischen Florenz und Faenza ziemlich
schwankend; doch ist daran festzuhalten, daß alle Albarellen mit
Doppelhenkeln (wie Tafel 12, 20, 21) Toskana zuzuschreiben
sind, da diese seltene Form auf faentinischer Seite niemals mit
Sicherheit nachgewiesen wurde.

Nächst Florenz hat Faenza den größten Teil der Quattro-
centogeschirre der Sammlung von Beckerath geliefert. Wie der
von H. K. Krüger mit gewohnter Sorgfalt und bewährter Sach-
kunde ausgearbeitete Katalog richtig angibt, gehören von den
spätgotischen Kannen alle diejenigen nach Faenza, deren Bild-
felder ein radial gestricheltes Band einrahmt (Nr. 40, 82, 83, 84,
97, 102, 120, 125, 142, 144). Das wird durch Faentiner Fund-
 
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