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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Editor]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Die Majolikasammlung Adolf von Beckerath: Versteigerung: 4. Novbr. 1913, 5. November 1913 — Berlin, Nr. 1691.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.16180#0009
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stücke (von Argnani veröffentlicht) erwiesen, und zu dem wir-
kungsvollsten Stück der Gattung (Nr. 40 auf Tafel 28) besitzt
das Berliner Kunstgewerbemuseum das Gegenstück mit dem
Wappen des Faentiner Dynastengeschlechts der Manfredi. Durch
Scherbenfunde in Faenza wird auch die Heimat der umfang-
reichen Gruppe von Kannen und Albarellen bestimmt (Tafel 46,
Tafel 50), deren Rankenmusterung in saftiger Blaumalerei das
erste Auftreten des ostasiatischen Einflusses in der italienischen
Keramik darstellt.

Bisher unbestimmt ist eine durch kühle Farben und strenge,
meist lineare Zeichnung charakterisierte Gattung von künstlerisch
sehr bemerkenswerten Majoliken, die hier durch die Schüsseln
Nr. 46 (Tafel 27), Nr. 65 (Tafel F), die mit Drachenhenkeln
versehene Vase Nr. 57 (Tafel 14), das Stück Nr. J55a und mehrere
Albarellen vertreten ist. In Faenza ist nichts Verwandtes ge-
funden worden, und auch für Florenz ist die Gruppe nicht zu
beanspruchen. Es ist wahrscheinlich, daß hier die Produktion
von Siena aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vorliegt.
In Siena sind Fayencen des Trecentostils aus dem Anfang des
J5. Jahrhunderts nachgewiesen, dann die bekannten Arbeiten der
Blütezeit nach 1500, die hier insbesondere durch die beiden
Teller auf Tafel U (Nr. 349 und 350) gut vertreten sind. In
die Zwischenzeit gehören die vorgenannten Stücke, welche
mancherlei charakteristische Ornamente mit den jüngeren Sieneser
Majoliken gemein haben.

Als Ganzes bietet die Sammlung von Beckerath eine sehr
instruktive Uebersicht der vielgestaltigen Produktion des 15. Jahr-
hunderts, und daher wird der Katalog als zuverlässiges Verzeichnis
der umfangreichsten Sammlung von Frühmajoliken, die bisher zur
Versteigerung gekommen ist, in der Keramischen Literatur
dauernden Wert behalten.

O. von Falke.
 
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