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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Sammlung des verstorbenen Herrn A. von Kolasinski - Warschau (Nr. 1784): Gemälde alter Meister ersten Ranges: Versteigerung: 5. Juni 1917 — Berlin, [1917]

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https://doi.org/10.11588/diglit.18017#0007
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VORWORT

Zeigte schon die im März veranstaltete umfangreiche Versteigerung von
Werken des Kunstgewerbes aus dem Besitze Adalbert von Kolasinskis,
daß der Warschauer Künstler und Sammler ein feinsinniger Kenner war, so
legt die jetzt zur Auktion gelangende Sammlung seiner Gemälde erst recht von
seinem Geschmack und Verständnis beredtes Zeugnis ab. Denn auf dem
Gebiete der Malerei war Adalbert von Kolasinski durch Geburt, Neigung und
Beruf ganz zu Hause. Wie sein Vater, der Blumenmaler Anton, und wie sein
Großvater Lorenz, der Schöpfer religiöser Werke, war auch der im fahre 1852
geborene Adalbert von Kolasinski ein befähigter Maler, dem der gebührende
Erfolg nicht versagt geblieben ist. Bereits im Alter von 24 fahren wurde er,
nachdem er seine künstlerischen Studien im Atelier von Professor Gerson
vollendet hatte, bei einem Wettbewerb mit dem ersten Preise ausgezeichnet
und zwei fahre später verlieh die Akademie zu St. Petersburg dem jungen
Künster die silberne Medaille. Kolasinski malte damals im Sinne seines Vaters
und Großvaters Blumenstücke und religiöse Szenen. Er war auf dem besten
Wege, sich als schaffender Künstler einen gefeierten Namen zu erwerben, als
sein Interesse teils durch eigene Neigung, teils auf Anraten angesehener Kunst-
freunde vom produktiven Schaffen abgelenkt wurde. Er fand Lust am
Wiederherstellen alter Meisterwerke und wurde bald einer der geschätztesten
und beschäftigtsten Restauratoren. Sein Atelier wurde mit beschädigten Kunst-
werken überhäuft, man vertraute ihm auch berühmte neuere Gemälde wie
etwa Siemiradzkis „Neros lebendige Fackeln“ zum Ausbessern an. Als er
gelegentlich nach Italien reiste, war ihm daher sein Ruhm als Restaurator bereits
vorausgeeilt, so daß er hier durch zahlreiche Aufträge längere Zeit festgehalten
wurde, ln die Heimat zurückgekehrt, widmete er sich fast ausschließlich dem
Sammeln und Restaurieren alter Bilder; denn durch die gründliche und intime
Beschäftigung mit den Gemälden alter Meister in seinem Atelier war die
Lust am Sammeln in ihm erwacht und es drängte ihn, sich dauernd mit aus-
erlesenen Meisterwerken zu umgeben. Da er an die Objekte mit dem Blick
des Künstlers und Restaurators herantrat, so ging er nicht nach der Art laien-
hafter Sammler auf das Erlangen berühmter „Namen“ aus, und auch wissen-
schaftliche Kuriositäten, die nur den Kunsthistoriker interessieren, reizten ihn
nicht allzu sehr. Das gute solide handwerkliche Können der alten Meister
erfreute ihn als fachmännisch gebildeten Restaurator vor allem und der Künstler
in ihm fand Anregung und Genuß an rein malerischen Qualitäten der Bilder.
So kam eine ebenso mannigfaltige wie gute Sammlung zustande. Sie enthält
primitive Italiener und frühe Niederländer, sehr viele Arbeiten aus der
Blütezeit der flämischen und holländischen Schule des 17. f ahrhunderts
und auch die Meister des italienischen Barock und Rokoko sind der Zahl
und der Qualität nach würdig vertreten. Dazu kommen noch feine Proben
der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts, die zum Teil aus Polen
stammen, wo damals wie überall in Europa die höfische Kultur Frankreichs
bewundernd nachgeahmt wurde. Auch deutsche Maler des 18. Jahr-
hunderts sind infolge der engen Verbindung Polens mit Sachsen in dieser
Warschauer Sammlung zahlreich anzutreffen. Daß die polnischen Maler,
vor allem die polnischen Porträtisten des 18- und mit einigen Proben auch
die des 19. Jahrhunderts gut und durch seltene Namen vertreten sind, kann
nicht weiter überraschen.
 
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