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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Ostasiatische Kunst: Dubletten aus den staatlichen Museen in Berlin ; Versteigerung: 16.-18. März 1920 — Berlin, Nr. 1846.1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.17678#0009

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VORWORT

Die Versteigerung der Dubletten ostasiatischer Kunst aus den staatlichen Museen,
d. h. dem Kunstgewerbemuseum und der Abteilung für ostasiatische Kunst, war
seit Jahren beabsichtigt, wurde aber durch den Krieg und verschiedene andere Umstände
immer wieder hinausgezögert. Im strengsten Sinne des Wortes kennt allerdings die Kunst
Ostasiens keine Dubletten, denn selbst die Werke der vervielfältigenden Kunst fallen hier so
verschieden aus, daß jeder einzelne Abzug ein neues Wesen darstellt. Aber Deutschlands
Museen der fernöstlichen Kunst müssen, bei der weiten Ausdehnung ihres Sammlungs-
gebiets in Zeit und Raum, darauf verzichten alle Abwandlungen dieser Art zu sammeln.
Sie haben genug zu tun, wenn sie versuchen, auch nur die Haupterscheinungen in
bezeichnenden Beispielen zu vereinigen, und müssen, um Raum und Mittel dafür zu
schaffen, immer wieder das Entbehrliche aussondern, wenn Schenkungen oder Ankäufe
erlauben das Gute durch Besseres zu ersetzen.

In der hohen Kunst, die auch in Ostasien im Mittelpunkte steht, ist jedes Werk
von einigem Werte eine Persönlichkeit. Trotz der außerordentlich reichen Schenkungen,
die den Museen in den letzten Jahren zugefallen sind, konnte daher nur eine kleine
Anzahl von Gemälden ausgeschieden werden, meist von Meistern und Schulen, die in
besonders großer Zahl und Güte in der Sammlung vertreten sind. Immerhin wird es
das erste Mal sein, daß chinesische und japanische Gemälde von Qualität in Deutschland
auf einer Versteigerung erscheinen. Noch geringer ist die Anzahl der Bildnereien.
Der Zufall, der eine ganz ähnliche Arbeit von besserer Erhaltung als Geschenk in die
Sammlung brachte, hat es trotzdem ermöglicht, ein Werk wie den Dainichi Nr. 11 zum
Verkauf zu stellen, obwohl eine Plastik des 12. Jahrhunderls natürlich auch in Japan
außerhalb der Tempel zu den äußersten Seltenheiten gehört. Hingewiesen sei noch
auf die kleine Reihe früher chinesischer Skulpturen Nr. 14—22, die trotz ihres hand-
werklichen Charakters die Größe des plastischen Stils der Chinesen deutlich offenbaren.

Unter den Werken der Zierkunst nimmt wie billig das Porzellan den breitesten
Raum ein. Fast alle wichtigen Gattungen sind durch bezeichnende Stücke vertreten,
vom Blauweiß der Ming (z. B. Nr. 818, 837, 838) über die edle Form und Zeichnung
der „grünen Familie" und die glänzenden einfarbigen Glasuren (899—903) der frühen
Mandschuzeit, die reichen Schmelzdekorationen der famille rose zu den prächtigen
Erzeugnissen der japanischen Porzellanmanufakturen von Arita. Daneben aber kommt
auch die strengere Kunst des Steinzeuges zur Geltung, die in Paris schon seit langer
Zeit begeisterte Liebhaber gefunden hat, in Deutschland aber sehr wenig bekannt
ist. Ihre Anfänge reichen nach China zurück (Nr. 858—863), ihre Ausbildung erfuhr
sie erst in Japan, besonders an den unscheinbaren Teepulverdöschen mit geflossenen
Glasuren, deren Form- und Farbenschönheit die geschlossene kleine Sammlung Nr. 931
bis 962 zeigt.

Die Vollendung der ostasiatischen Bronzegüsse ist bekannt. Sie sind in der
Sammlung besonders reich vertreten (Nr. 24—184), von den archäisch strengen, im
Laufe der Jahrhunderte kaum gewandelten Formen der Sakralgeräte bis zu den
zierlichen Schaustücken der modernen Zeit, in denen doch immer noch ein Hauch
monumentaler Größe lebt. Unter den Treibarbeiten ragt das Räucherbecken Nr. 73
besonders hervor. Die vollendete Technik des japanischen Schmiedes und Tausiators
zeigt die kleine Sammlung von Stichblättern und anderen Schwertzieraten.
 
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