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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Porzellan: Meissen - China - Japan, Elfenbeinskulpturen, Gemälde und Waffen aus den Sächsischen Staatssammlungen - Johanneum - Grünes Gewölbe - Gemäldegalerie in Dresden: Versteigerung ... 12. Oktober bis 14. Oktober im Sächsischen Kunstverein in Dresden, Brühl'sche Terrasse — Berlin, Nr. 1854.1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.18057#0005

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Die Stücke, die dieses Mal aus den Beständen der ehemaligen königlichen, jetzt staat-
lichen Sammlungen zu Dresden zur Versteigerung gelangen, um ihnen weitere Mittel
zu neuen Erwerbungen zu verschaffen, entstammen, wie die der ersten Versteigerung im
Herbst vergangenen Jahres, in ihrer Mehrzahl wieder der Porzellansammlung, dann auch
dem Historischen Museum und der Gewehrgalerie. Doch sind dieses Mal noch eine ganze
Reihe von dem Grünen Gewölbe angehörenden Stücken hinzugekommen sowie auch einige
bedeutende Bilder der Gemäldegalerie. Sie stellen alle zum größten Teil wieder Doppelstücke
dar, an denen viele der genannten Sammlungen so reich sind, im übrigen solche, die
wegen des Vorhandenseins vieler verwandter in den betreffenden Sammlungen entbehrlich
erschienen. In der Hauptsache gehören sie jenen alten Beständen an, die der ebenso
pracht- wie kunstliebende König August der Starke sowie sein nicht minder kunstbegeisterter
Nkchfolger König August III. von Polen im 18. Jahrhundert zusammengebracht haben und
die die Grundlage der weltberühmten Sammlungen Dresdens geworden sind. Ein Teil dagegen
stammt noch aus früheren Jahrhunderten, während der Rest durch Schenkungen oder
Kauf in die Sammlungen erst in späterer Zeit gelangt ist.

Aus dem Bestände der Gemäldegalerie sind neun Bilder zur Versteigerung bei-
gesteuert worden. Die Dresdner Sammlung besitzt eine im Norden einzig dastehende
Fülle von Werken der italienischen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Denn die fürstliche
Sammeltätigkeit hat sich nicht auf das Gebiet der großen klassischen Kunst beschränkt,
sie. hat auch an der lebenden Malerei ihrer Zeit warme Teilnahme bezeigt. Auf den
Kunstliebhaber der Zeit um 1750 mit seiner großen Empfänglichkeit für alle rein malerischen
Bestrebungen übte unter den italienischen Schulen die Malerei Venedigs die stärkste An-
ziehungskraft aus und durch die Sammeltätigkeit des venetianischen Grafen Algarotti für
den sächsischen Hof ist diese Vorliebe für Venedig noch bestärkt worden. Alle hier dar-
gebotenen Bilder gehören daher mit Ausnahme einer noch Poussins Einfluß verratenden
Landschaft (Nr. 4) der venezianischen Schule des 18. Jahrhunderts an. Damals hat im
Pastell wie in der Porzellanplastik der Sinn des Jahrhunderts für zarte Anmut und sinnliche
Heiterkeit seinen glücklichsten Ausdruck gefunden. So stehen an erster Stelle vier Pastelle
von der Hand der berühmtesten Vertreterin dieser damals neu aufkommenden Technik,
Rosalba Carriera’s (1675—1757), die jenem einzig reichen Galeriebesitz von über andert-
halbhundert Werken dieser Künstlerin angehören und die schon 1765 dem Venustempel zu
Pillnitz als Schmuck dienten. Unter den für Rosalbas Stil besonders bezeichnenden drei
Bildnissen schöner Frauen ragt das Porträt der „Dame in gelbem Hermelinmantel“ durch
Eleganz der Erscheinung und Farbengeschmack hervor (Nr. 9). Auch ihre selteneren
religiösen Darstellungen sind durch ein Brustbild der betenden Magdalena vertreten (Nr. 6).
Von den zeitgenössischen Landschaftern Venedigs tritt Marco Ricci (1679—1729) mit
einer wirkungsvollen Vedute auf, der „Landstraße über dem Tal“ (Nr. 5), die 1738 durch
den Unterhändler Rossi aus Venedig nach Dresden kam. Auch der bekannte Dresdener
 
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