Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Leo Liepmannssohn <Berlin> [Hrsg.]
Autographen von Musikern, Schriftstellern, Gelehrten, Naturforschern, bildenden Künstlern und historischen Persönlichkeiten, sowie von handschriftlichen und gedruckten Tabulaturen: Versteigerung, Freitag, den 15. November und Sonnabend, den 16. November 1929 im "Grünen Saal" des Meistersaales, Berlin W 9 (Katalog Nr. 56) — Berlin, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17505#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

MUSIKER-AUTO GR APHEN.

sich Spitta (II, S. 634 ff., S. 840/1 u. S. 692 — 98) ausführlich. Exemplar in bester Erhaltung.

— Äußerst seltene gestochene Originalausgabe, zu Bachs Lebzeiten erschienen (ca. 1735).

7 Basiii (Andrea), italienischer Kirchenkomponist u. Domkapellmeister in seiner
Vaterstadt Loreto (1710—1777). Eig. B. m. U. Loreto, 8. April 1746. 2 S. kl. 4°.

An Padre Giambatt. Martini in Bologna. Inhaltsreicher musikal. Brief.

8 Beethoven (Ludw. van). (1770—1827). Portrait in halberFigur. Ölge-
mälde von Ferdin. Georg Waldmüller. In altem Goldrahmen. 58 : 66 cm.
(Format des Bildes.)

Waldmüller hat Beethoven Ende April — Anfang Mai 1823 nach dem Leben
gemalt; Schindler berichtet hierüber in der 3. Auflage seiner Beethovenbiographie in
anschaulicher u. amüsanter Weise: „Waldmüller kam, benahm sich sehr höflich und ehr-
erbietig, aber zu schüchtern, und so sehr er sich mit den Umrissen des Kopfes und dessen
Untermalen beeilte, so wurde dem übellaunigen Beethoven dennoch die Zeit zu lange dabei,
und mit einem Gesicht von Gift und Galle ging er im Zimmer umher, zum Unglück für
den Maler noch mit einer Komposition beschäftigt, die ihn immer an den Schreibtisch ins
anstoßende Zimmer zog."

Von der zweiten hier vorliegenden Fassung, der einzigen Wiederholung)
die bekannt ist (vgl. Frimmel, Beethoven-Studien I, S. 117, Anm., der an eine Wieder-
holung des Bildes in Darmstadt nicht glaubt), sagt Lütge a. a. O. S. 40: „Beide Bilder, d. h.
das Breitkopfsche Original und jene (d. h. die vorliegende) Kopie, stimmen in jeder Weise,
bis in die kleinsten Einzelheiten des Ausdrucks, so sehr überein, daß man sicher nicht fehlgeht,
wenn man diese Kopie als eine von Waldmüller selbst herrührende anspricht. Zu bemerken
wäre höchstens, daß auf ihr die gelbe Farbe der Weste um ein geringes satter erscheint als auf
dem Original, und daß die linke Seite der Stirn in der Farbengebung etwas mehr Rot enthält."

An der äußersten Ecke des Rockkragens eine kleine Ausbesserung.

Nur sechs zeitgenössische Maler haben Beethovens ausdrucksvolles Gigantenhaupt
durch Original-Ölgemälde der Nachwelt überliefert. Ihre Meister heißen Klöber, Mähler,
Neugaß, Schimon, Stieler und Waldmüller.

Derjenige, der Beethoven zuletzt malte, war der Wiener Ferdinand Georg Wald-
müller, der von 1793 bis 1865 lebte. „Er war einer der besten Portraitisten seiner Zeit
und schuf im Jahre 1823 im Auftrag von Gottfried Christoph Härtel ein Beethovenbild, das
sich noch heute im Besitz des Verlages Breitkopf & Härtel befindet____Der Mal er Waldmüller

— das ist auch eine der Entdeckungen, die unsere Kunstwissenschaft in den letzten Jahren
gemacht hat. Man erkannte in ihm einen der Begründer und einen der größten Meister
der Freilichtmalerei, den die deutsche Kunstgeschichte aufzuweisen hat." [Wilh. Lütge,
Waldmüllers Beethovenbild („Der Bär, Jahrb. von Breitkopf & Härtel, Leipz. 1927)].
„Er steht in der Reihe jener Künstler, die bei Lebzeiten ungebührlich verkannt und ver-
letzt, nach ihrem Tode die Ehren erfahren, als Bahnbrecher gepriesen, als Revolutionäre
bestaunt und als Genius der damals in Wien herrschenden akademischen Enge, bewundert
zu werden. Er zerbrach in freudiger Erkenntnis einer neuen, einzigen und dauernden Wahr-
heit die bequemen Formen der Überlieferung. . . und teilte so das Schicksal so mancher
verweilender Künstler, deren vollen Wert zu erkennen erst der nachwachsenden Generation
bestimmtist..." [Max Haynk, F. G. Waldmüller. (Die Bergstadt, Jg. 15, Heft 1, Okt. 1926.)]

— „Waldmüller ist als Maler — wie Beethoven als Musiker — die erste moderne Künstler-
persönlichkeit, der erste, der, jede Protektion ablehnend, von der Souveränität der Kunst
durchdrungen, auch sein äußeres Dasein rein auf seine Kunst stellte, der sich an seiner
Staffelei reicher und mächtiger fühlte als jeder Souverain. „Der echte Künstler beneidet
niemand um den Rang oder Reichtum, ihm steht die Kunst über all diese Lappalien er-
haben . . ." schreibt er einmal. Klingt dieses Wort nicht ganz Beethovensch ? Aus diesem
stolzen Wort, das die Maxime seines Lebens und Schaffens bildete, spricht jene Gesinnung
die, geboren aus jenem großen Zusammenbruch, der äußerlich durch die französische Revolu-

Leo Liepmannssohn. Antiquariat. Berlin SW. 11. Bernburger Str. 14.
 
Annotationen