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Leo Liepmannssohn <Berlin> [Hrsg.]
Autographen von Musikern, Schriftstellern, Gelehrten, Naturforschern, bildenden Künstlern und historischen Persönlichkeiten, sowie von handschriftlichen und gedruckten Tabulaturen: Versteigerung, Freitag, den 15. November und Sonnabend, den 16. November 1929 im "Grünen Saal" des Meistersaales, Berlin W 9 (Katalog Nr. 56) — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.17505#0056
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TABULATOREN. 49

IL TABULATOREN.

a) Handschriften.

291 Hove (Joachim van den). Handschriftliches Lautenbuch. Bei einer Toccata
und an einigen weiteren Stellen des Ms. findet sich die Jahreszahl 1615. Kl.-qu.-8°.
Schweinsledereinband. Am Anfang des Ms. 78 beschriebene Blätter; am Schluß
16 anscheinend von derselben Hand stammende Blätter.

Höchst wertvolle und sehr frühe altfranzösische Lautentabulatur. Weitaus die meisten
Stücke des reichhaltigen Werkes stammen von dem bekannten holländischen Lautenisten
Joachim van den Hove; außer ihm werden nur Orlando [Lasso] und Alessandro
S t r i g g i 0 , als Bearbeiter eines Madrigals von Striggio auch der Lautenist Lorenzino
Romano genannt. In den Stücken gelangen die meisten Formen der zeitgenössischen
Instrumentalmusik zur Anwendung: Toccaten (6), Passemessi (9), Galliarden (12), Couranten
(12), Sarabande (1), Volti (4), Allemanden (4), Pavanen (2), Praeludien (2), Fantasia (1),
Intrada (1), Masquaraden (2), Englische Masquaraden (2), Bergamaschen (2), Ballets (2),
Bouffons (3), Polnische Tänze (8), ferner Bearbeitungen von Madrigalen (3), Villanellen (7),
Chansons (2) und holländischen Liedern (11). Stücke des Lautenisten Laurenzinus
R 0 m a n u s (Lorenzino Romano) finden sich auch in Besards „Thesaurus" von 1603 und
in Fuhrmanns Lautenbuch von 1615. J. B. Besard war ein Schüler des Laurenzinus Romanus
(cf. Bitner, Quellenlexikon Bd. 6, S. 76). — Wahrscheinlich liegt im Ms. ein Autograph des Jo-
achim van den Hove vor. Folgende Anhaltspunkte sprechen dafür: verschiedene Bemer-
kungen und genaue Datenangaben am Schluß einiger Stücke. Bei einer Toccata steht:
„Joachim van den Hove / Ex tempore fecit / An» 1615,14. 7.", das gleiche Datum trägt eine
Galliarda. Als frühestes Datum ist bei einer anderen Galliarda: „Leyden, den 17. Jan.
An» 1615. Joachim van den Hove" angegeben, als spätestes bei einem „Adieu" betitelten
Stück: „Leyden, den 2. August i An« 1615. Vale". Da das letzte Utrechter
Druckwerk des van den Hove („Delitiae musicae") im Jahre 1612, das erste Leidener Druck-
werk („Praeludia testudinis") 1616 erschienen ist, dürfte das vorliegende Ms., das zeitlich
zwischen beiden Werken liegt (1615), die ersten in Leiden entstandenen Kompositionen des
Meisters enthalten. Die Anregung zur Abfassung des Ms. ist wahrscheinlich von einem
gewissen „S r. Adam Leenaerts" ausgegangen; wir vermuten in ihm einen
Mäzen des Meisters, da er dreimal im Ms. mit Widmungen be-
dacht ist und von Joachim van den Hove bald als Freund,
bald als „patrono mio" bezeichnet wird.

Abbildung des Eintrags von Hove siehe auf Tafel VI.

292 Cantionale. Liturgisches Manuscript aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. M i t
cantus choralis in Buchstabennotation, nach Art der

Autographen-Verstelgerung Nr. 56.

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