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Leo Liepmannssohn <Berlin> [Editor]
Autographen von Musikern, Schriftstellern, Gelehrten, Naturforschern, bildenden Künstlern und historischen Persönlichkeiten, sowie von handschriftlichen und gedruckten Tabulaturen: Versteigerung, Freitag, den 15. November und Sonnabend, den 16. November 1929 im "Grünen Saal" des Meistersaales, Berlin W 9 (Katalog Nr. 56) — Berlin, 1929

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17505#0057
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50

TABULATOREN.

deutschen Tabulatur. 1. Dominica. 2. Collecte diaconi. Responsorium
Chori, Deo gratias. 3. Praeludium und Lied. 4. Praeambulum aufs Concert etc.
Breslau 1653. ca. 220 S. 4°. Hlblederbd.

Titelblatt fehlt, auch der Verfasser ist nicht angegeben. Fol. 3 enthält eine Widmung:
,,An Dr. Bernhardum Beier, Musicum insignem et egregium Organoedum, amicum meum
et sincerum et candidum" (mit einem huldigenden Sechszeiler in Hexametern). Darunter
von anderer Hand: „Breslau anno 1653 d. 8. November." Auf S. 204 die Bemerkung:
„Der Glaube, für der Hochmess Predigt, wird mit der Orgel angehoben vnd gespielet absq.
praeambulo, aus dem D.E.F.S.H." Von aller Hand hinzugefügt: Initium factum ad Mar.
Magdal. ao 1649, 1. Adventus. Auf S. 202 findet sich von der Hand des Verfassers der Ver-
merk: „wann Extraordinair . . . Danck und Freudenfest gehalten werden, so wird . . .
das Tedeum laudamus auffen großen Werk . . . angehoben . . . Derogleichen ist geschehen
anno 1650 . . . item anno 1653." Darunter von anderer Hand ( = Datum auf fol. 3) „item
anno 1656 d. 1. Oktober". Weitere spätere Einträge, darunter 1716 — 1723—1725—1742
—1744—1745—1746 und als Abschluß 1786 d. 15. Oct. Als Anhang noch 16 beschriebene
Seiten über die nähere Gestaltung einzelner Gottesdienste (im 18. Jh. geschrieben). Auf
S. 117 außerdem ein Respons. u. Versus 4 s t g. in Orgeltabulatur. Das Ms. ist
für die Entwicklung der Protestant. Liturgie im 17./18. Jahrhundert von großer Bedeutung.

293 Gitarren-und Lautentabulaturen. Kl.-qu.-4°. Schweinsledereinband. 57 beschriebene
Blätter, davon 20 Blätter Gitarrentabulaturen, 37 Blätter
Lautentabulaturen.

Der Außendeckel trägt die fast gänzlich verwischte Bezeichnung: P o u r 1 a G u i -
tarre etpour leLuth. An einer Stelle der Handschrift (Prelude de D u F r e s -
n e a u) steht der Vermerk: 1 e 17. j u i n 1658. Es wäre möglich, daß Du Fresneau, von
dem auch die meisten Stücke des Ms. stammen, dessen Verfasser gewesen ist.

Die Zeichen der Gitarrentabulatur entsprechen den in der französischen
Gitarrentabulatur des 17. Jahrhunderts üblichen: Auf 5 Linien (die
den 5 Chören der Gitarre entsprechen) werden nach der Art der Lautentabulatur kleine
Antiquabuchstaben notiert; die zugrundegelegte Stimmung heißt G c f a d'. Die Stücke
für Gitarre führen die Bezeichnungen: Prelude, Allemande, Courante und Sarabande;
von Komponisten sind genannt: Du Fresneau (5), D u F a u[t] (1) und G a u 11 i e r
(1). Als Lautentabulatur ist die neufranzösische der Gaultier-
schule mit 6 Linien und kleinen Antiquabuchstaben benutzt; die Lautenstimmung
entspricht der damals gebräuchlichen d-moll-Stimmung. Die Lautenstücke des
Ms. weisen größere Mannigfaltigkeit auf als die Gitarrenstücke; sie bestehen aus Preludes,
Allemanden, Couranten, Sarabanden, Gavotte, Gigue, Bourree, Tombeaus (ein Stück führt
den Titel: „Le Testament de Gauttier de L i o n", ein anderes: „Tombeau
de Gauttier"). Als Komponisten dieser Stücke sind mit Namen angeführt: Du
Fresneau (23), G a u 11 i e r (auch Gaulltier und Gauttier geschrieben) (9), Gauttier
de Lion(l), Du F a u[t] (3), Du But (2), M e r q u r e[I] (3).

Über das Leben des Du Fresneau ist nichts Näheres bekannt. Der Name Gaut-
tier de Lion ist gleichbedeutend mit Gaultier le vieux; Gaultier le vieux
war ein Vetter des berühmten Denis Gaultier. D u F a u t, ein Schüler Denis Gaultiers,
lebte als Lautenist in England. Gaultier-Schüler war auch D u B u t [pere] (cf. Oskar
Fleischer, Denis Gaultier, Vierteljahrsschr. f. Musikw. 1886, S. 10). Merqure ist wahr-
scheinlich identisch mit Mercurius Aurelianensis, von dem sich wie Robert
Eitner in seinem Quellenlexikon Band 6, S. 442 mitteilt, Lautenstücke in den Werken
Besards von 1603 und Fuhrmanns von 1615 befinden.

Sehr wertvolles Manuskript.

294 Lautentabulatur. Kl.-Quer-4°. Brauner Ledereinband d. Zeit. 40 beschriebene
Blätter.

Handschrift aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, eine Art
Album. In neufranzösischer Lautentabulatur für 11-chörige
Laute (D-moll-Stimmung).

Inhalt: Sarabande Espagnol de Monsieur Gaultier de Vienne (Bl. 8v).
Adieu de sa maitresse de Monsieur Jean Berdolde Bernard Bleystein
d e Prag(Bl. llv). Nach den Untersuchungen A.Koczirzs („Studien zur Musikwissenschaft"
V, S. 85) stammen die Stücke Bl. 13^-22v von A. C. H ü 1 t z : Ciaconna (Bl. 13v). La
Double, Allegro, Gique A. C. Hültz, Gavotte A. C. H., Gique, Air (Bl. 19), Sonata (Bl. 19v),
Aria (Der Bettelmann genannt), Sarabande de Monsieur A. C. Hültz (Bl. 22v). — Belle

Leo Liepmannssohn. Antiquariat. Berlin SW. 11. Bernburger Str. 14.
 
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