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Leo Liepmannssohn <Berlin> [Hrsg.]
Autographen von Musikern, Schriftstellern, Gelehrten, Naturforschern, bildenden Künstlern und historischen Persönlichkeiten, sowie von handschriftlichen und gedruckten Tabulaturen: Versteigerung, Freitag, den 15. November und Sonnabend, den 16. November 1929 im "Grünen Saal" des Meistersaales, Berlin W 9 (Katalog Nr. 56) — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.17505#0053
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MUSIKER-AUTOGRAPHEN.

farbenreiche Melodie und Harmonie, wie kühne Rhythmik,
alles getragen von seelenvollem Fantasieschwunge. Dieser durch-
zieht selbst den reizenden Humor des unvergleichlichen Menuetts mit seinem dem Wesen des
Menuetts eigentlich widerstrebenden Elemente, und zwar in ganz gleicher Weise, wie derselbe
schon das erste Allegro und das Adagio der Sonate ausschließlich beherrscht und sich erst
im Schlußsatz zu anmutsvoller Grazie auflöst." Jahns erwähnt und zitiert dann die Kritik
von Rochlitz über diese und die Sonate in C-dur: „Der Verfasser hat in jeder und dann
wieder in jedem Satz derselben, sich über die erwählten, ihm eigentümlichen und stets be-
deutenden Motive ganz und vollständig aussprechen wollen bis zur Erschöpfung des Gegen-
standes ... in größter Fülle von Harmonie und Figuren, ohne alle Rücksicht auf mehre
oder mindere Schwierigkeiten für den Vortrag ... In Betracht dieser Momente gehören
beide Werke, so sehr verschieden sie übrigens voneinander und auch wieder von den früheren
ähnlichen desselben Meisters sind — unter das Ausgezeichnetste, was in
dieser Gattung überhaupt vorhanden ist, und unter das Eigentüm-
lichste, ja Individuellste gleichfalls." — Jähns fährt dann fort: „Auf die einzelnen Sätze
der As-dur-Sonate speziell übergehend, scheint Rochlitz, bei großer Würdigung aller vier
Sätze derselben, dem ,Menuetto Capriccio' jedoch den Vorzug zu geben, indem
er ferner sagt: „Dieser Satz ist ein fast sechs (enge) Seiten ununterbrochen fortströmender
Erguß einer leidenschaftlichen, heftig aufgeregten Seele und doch mit bewunderungswürdiger
Fertigkeit zusammengehalten — er ist ohne Zweifel eins der originellsten, trefflichsten
und effectvollsten Stücke dieser uns so wert gewordenen Gattung, seit Haydn sie eingeführt,
nachdem C. Ph. E. Bach sie geschaffen hatte. Es ist dieser Satz so bes timmt und so vollständig,
was er sein will u. soll, daß sich eben nichts weiter darüber sagen läßt, als: er ist es"."

Weber hat bis zur Vollendung des Werkes etwas mehr
als 2% Jahre gebraucht. Der früheste von ihm komponierte Teil ist das
Rondo des 4. Satzes, dieses schrieb er am 16. u. 17. Febr. 1814, das Menuett im selben
Jahr am 24. April nieder. Die anderen Teile des Werkes wurden erst 1816 begonnen und
dann Ende Oktober dieses Jahres die vorliegende vollständige Reinschrift vollendet. Nach
Jähns und M. M. v. Weber findet sich in C. M. v. Webers Tagebuch am 31. Okt. 1816 die
Notiz: „Adagio zur As vollendet, also die ganze Sonate", was durch seine Eintragung am
Ende des 2. Satzes in der vorliegenden Reinschrift bestätigt wird.

Gedruckt wurde die Sonate erst Ende Dezember 1816. Nach Jähns hat sie Weber zum
1. Mal am 10. November 1816 ganz vorgetragen, nach der Tagebuch-Notiz unter jenem Datum:
„Bei Jordan-Friedel die Sonate in As gespielt".

Die vorliegende Handschrift ist mit außerordentlicher Sorgfalt und Sauberkeit abgefaßt,
fast ohne irgend eine Korrektur. Die beiden ersten Sätze, von denen Weber den zweiten
zuletzt schrieb, sind durch eine leer gelassene Seite von den beiden letzten Sätzen getrennt.

Auf der ersten, leeren Seite findet sich folgender Besitzvermerk: „erhalten 1839 von
Caroline von Weber. Sophie Kaskel". Caroline von Weber, geb. Brandt, die Gattin des
Komponisten, hatte also vorliegende Originalhandschrift der Sonate der Sophie Kaskel,
die sich später mit dem bekannten Moliere-Übersetzer Grafen Wolf Baudissin verheiratete,
zum Geschenk gemacht, was Jähns unbekannt geblieben ist.

Autograph eines der berühmtesten Werke Webers von großem Wert.

Abbildung auf Tafel VIII.

279 Weber (Carl Maria von). Eig. musikal. Stammbuchblatt m. U. („Zum Andenken
von ihrem sie ewig liebenden und verehrenden Freundes C. M. v. Weber".) Salz-
burg den8ten Juli 1802. IS. Qu.-8°.

„Canone a T r e": „Wenn Du im Arm der Liebe einst ruhest dann denk auch mein
des Freundes denk". Jähns (Verzeichnis von W.'s sämtlichen Kompositionen) unbe-
kannter kleiner Kanon des 16 jährigen Weber, Jähns führt als ältestes erhaltenes
Lied W.'s eine Komposition vom Oktober 1802 an.

280 Wolf (Hugo), Komponist (1860—1903). Eig. B. m. U. Ober-Döbling, 14. Januar
1891. 3% S. 8°. M. eigenh. Briefumschlag an Dr. O. Grohe in Philippsburg.

Leo Liepmannssohn. Antiquariat. Berlin SW. 11. Bernburger Str. 14.
 
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