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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

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Nr. 18 (15. Mai 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0019
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— 493

Limesblatt.

494 —

Von der südnördlichen Hauptstrasse
Kesselstadt-Friedberg war bisher das
Stück von Kesselstadt bis zur „Hohen
Strasse" durch den Streckenkommissar
nachgewiesen und der römische Ursprung
des unter dem Namen „Grüne Strasse" noch
gut erhaltenen Teilstückes vom Marien-
hof bis zur Büdesheimer Chaussee durch
Nachgrabungen Koflers sicher gestellt.
Zwischen den genannten Punkten fehlten
auf der 3 km langen Strecke äusserlich
sichtbare Spuren, die Verlängerungen der
bekannten Abschnitte trafen die Nidder
nicht an demselben Punkte; es mussten
also an einem derselben oder an beiden
Knickungen stattgefunden haben. Letzteres
ist der Fall, wie durch zahlreiche Schnitte
nördlich und südlich vom Flusse festge-
stellt wurde, die nicht nur gut erhaltene
Profile des Strassenkörpers mit seineu
Gräben ergaben, sondern auch durch Auf-
deckung eines Kellers am Abhänge süd-
lich der Hohen Strasse und mehrerer
Gräber östlich von Oberdorfelden den rö-
mischen Ursprung der Strasse erwiesen.
Hie Profile bestätigten die seit der Auf-
findung des Kastells Okarben gehegte Ver-
mutimg, dass die Strasse eine jüngere,
möglichst geradlinige Verbindung des Main-
knies bei Hanau mit Friedberg darstellt,
während der ältere, mehr den natürlichen
Terraiuverhältnissen Rechnung tragende
Weg wohl der ebenfalls nachgewiesenen
Linie Kesselstadt - Vilbel folgte und
dann hinter dem linken Niddaufer nach
Okarben führte (vgl. Limesbl. Nr. 13, 100
s- 381). Daraus erklärt es sich, dass die
Nachforschungen nach einem Kastell am
Marienhofe resultatlos geblieben sind (vgl.
Limesblatt S. 409). Die genaue Fest-
legung der Trace unserer Strasse Hess
aufs neue das bei der Anlage der Haupt-
strassen in der Zeit des gesicherten Be-
sitzes befolgte System erkennen. Diesel-
hen sind auf grosse Strecken schnurgerade
auf gewisse weithin sichtbare Punkte —
hier die hohe Strasse und die Höhe ober-
halb des Marienhofes — gerichtet. Die
bei diesem Verfahren sich herausstellenden

UezioUung zu der Quelle einerseits und dem
Pastell Okarbon andererseits suutor berichtot
werden aull.

kleineu Abweichungen wurden, ebenso wie
bei den geradlinigen Limesabschnitten der
Wetterau, bei der Annäherung an einen
Ziel- oder Übergangspunkt durch eine
oder mehrere Knickungen korrigiert, wo-
bei man denn auch unbedeutendere Ter-
rainhinderuisse, die auf den geradlinigen
Hauptstrecken unbeachtet blieben, ver-
mied. Sehr deutlich trat dies bei dem
zwischen der hohen Strasse und der Nid-
der gelegenen Stück hervor, während
die Knickung des nördlichen Abschnitts
offenbar den Zweck hatte, die relativ ge-
eignetste Stelle des Flussbettes dicht ober-
halb der „Schlossrolle", einer natürlichen
Furt, ' zu erreichen. Nachgrabungen am
linken Ufer führten 21/« ni unter dem heu-
tigen Terrain und etwas unter dem Wasser-
spiegel auf zwei tiefschwarze Baumstämme,
die horizontal parallel dem Ufer lagen.
Sie mögen, nach ihrer ungenügenden Be-
arbeitung zu schliessen, kaum von der ur-
sprünglichen Brücke, eher von einer zu
einer Zeit, wo die erstere bereits zerstört
war, die Strasse aber noch benutzt wurde,
hergestellten Notbrücke stammen.

Dass die Strasse gerade dicht unterhalb
der Büdesheimer Chaussee ein Knie bildet,
spricht für die Richtigkeit der vom Strecken-
kommissar schon früher ausgesprochenen
Ansicht, dass die vom Kastell Altenstädt
nach Mainz führende Strasse im allge-
meinen der heutigen Landstrasse entspricht,
ohne jedoch deren unmotivierte Biegun-
gen und Knickungen mitzumachen. Von
Niederdorfelden aus hat sich dieselbe
sicherlich auf das linke Flussufer hinüber-
gezogen, an dem ihre Reste bei Gronau
und Vilbel noch deutlich zu erkennen sind.
Auf diese Strasse stiess bei Gronau eine
andere, welche bei dem genannten Orte
die bereits im 14. Jahrhundert erwähnte
Brücke überschritt und über Rendel nach
der von Kofier am Marienhofe gefunde-
nen Ansiedelung und wohl weiter nach
Oberflorstadt führte. Beim Marieuhof
scheint sie durch die Tiefkultur gänzlich
beseitigt zu sein, da sich bei der Nach-
grabung keine Spuren mehr, fanden. Da-
gegen tritt 1 km südlich, bei der Kreuzung
mit der „grünen Strasse", ihr der letzteren
gleichartiger Körper noch zu Tage; von
 
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