Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Editor]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0057
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
565 —

Limesblatt.

— 566

tieferen 0,45 m, einen höheren 0,80 m von
■der Sohle entfernt. Es waren die Holz-
spuren deutlich an der Felswand fort-
laufend zu sehen. An der senkrechten,
nördlichen Felswand fanden sich nur hie
und da, 0,70 m über der Sohle, die Spuren
eines Langholzes und zwar immer an
Stellen, an denen die Felswand etwas aus-
gebuchtet war. Ich folgerte daraus, dass
die römischen Soldaten immer eine gewisse
Reihe von Palissaden vor dem Einstellen
durch zwei Langhölzer an der südlichen
Seite der Pfahle fest mit einander ver-
bunden, die ganze Pfahlreihe dann über
die schräge Felswand hinab in den Graben
gleiten Hessen und sie dort grade stellten.
Dann Messen sie die benachbarte Pfahl-
reihe ebenso hinab und verbanden dann
die letzten neben einander stehenden Pa-
lissaden durch einen kürzeren Längsbalken
an der Nordseite der Pfähle ungefähr
gegenüber dem südlichen oberen Längs-
balken. Damit aber ein Mann dies be-
werkstelligen und hinabsteigen konnte, war
■die Ausbiegung der nördlichen Graben-
wand hergestellt

In diesem Graben, ca. in der Höhe des
oberen Querbalkens, lagen grosse Tier-
knochen, Ziegelbrocken, zahlreiche ge-
wöhnliche und Terra-Sigillata - Scherben,
Glasscherben, ein kleines eisernes Messer,
ein Stück Eisen, ein Stückchen Bronze,
ein dünnes Bronzeringelchen, Bronzeschup-
pen eines Panzers — kurzum Funde, wie
in einem Kastell.

Südlich der Mauer, 0,65 m von ihr
entfernt, läuft nun der zweite Graben,
1,05 m tief. Er ist einen halben Meter
tief in den Fels gehauen mit senkrechten
Wänden, unten 0.30, oben 1 m breit. In
ihm fanden sich ganz deutlich die schwar-
zen, wie Holzkohlen aussehenden Spuren
■dünner, spitzer Pfähle, immer zwei
neben einander, durch Steine verkeilt. Es
war deutlich zu sehen, wie die Steine um
die Holzfasern herumstanden, so dass sich
Hohlräume bildeten, in welchen die Pf&hle
staken. Die Quer-Entfernung zwischen den
Pfählen betrug 15—20 cm, die Längs-

1) Diese Krscheinung erklärt sich wohl ein-
facher durch das Setzen von sogen. Lehrpalissaden.

Die Kedaktion.

Entfernung 40—50 cm. Sie standen in
der Regel nicht parallel, sondern im Zick-
zack zu einander.

Ich habe nun die beiden Gräben den
Abhang hinab in zahlreichen Durchschnit-
ten verfolgt. Da ergab sich der merk-
würdige Befund, dass die vordere Palissaden-
reihe sich immer mehr der Mauer näherte,
bis sie in ca. 60 m Entfernung vom Turm
unter der Mauer, und von da an dicht,
hinter ihr verlief und dass die Doppel-
Pfahlreihe sich bis auf 2,6 m der vorderen
Palissadenreihe näherte. Eine Versteinung
vor dieser letzteren (also auch vor der
Mauer ) fand sich nirgends, auf keinem der
langen und tiefen Durchschnitte, die ich
anlegte.

Dies'^A"|iT''ahung auf der Höhe bei
Gundels E
gehauerf co
heben ■ -
den zug
stimmt = w
Altmüh E
 
Annotationen