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Limesblatt.
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linke liegt unter dem Wege. Die Kastell-
mauer schliesst hier mit der Turmseite.
An der p. decumana Hessen sich keine
Türme nachweisen. Sie hat einen dop-
pelten Eingang, 3,20 und 2,40 m breit,
der durch eine von 4 aufrecht stehenden
Steinen gebildete, 45 cm breite und tiefe
Grube, in der wohl ein schwerer Stein be-
festigt war, auf dem das Thor sich drehte,
geschieden ist. In der Grube lag der
Boden einer Thorpfanne. Das Prätorium
liegt in der Retentura und ist schwach
gebaut, das Sacellum ist nicht unterkellert.
Die Vorderseite stösst an die viaprincipalis;
eine über diese hinaus gebende Vorhalle
liess sich nicht nachweisen. Ebenfalls in
der Retentura rechts von der via praeto-
ria liegen die Reste eines Gebäudes; auch
auf der linken Seite derselben lassen
starke Trümmer auf ein solches schliessen,
das sich an die Westseite des Prätoriums
anschloss.
Die Prütentura zeigte überall von der
v. princip. bis auf 3 m von der Kastell-
mauer eine starke Schicht von Kohlen,
Asche und Scherben. Die Prinzipalstrasse
ist durch eine dünne, etwa 3 m breite
Sandschicht bezeichnet; von der Prätorial-
strasse ist infolge des bruchigen Bodens
nichts zu erkennen. Die Eingänge sind
mit einer 20 Chi dicken Schicht von gelbem,
mit Kies untermischtem Lehm versehen,
wie er bei Miehlen gefunden wird. Sämt-
liche Mauern sind aus Schiefer erbaut, der
im nahen Kuckucksberge gebrochen ist.
Die bürgerliche Niederlassung liegt
hinter der Dekumanseite und ist an vielen
Scherben und Steinen kenntlich.
Ein Badegebäude ist beim Kastell nicht
zu Süden, als solches diente wohl das
nahe gelegene Militärbad in Marienfels.
Funde: Sigillatascherben jüngerer Zeit,
eine Schleuderkugel, eine schlecht erhal-
tene Münze (anscheinend Julia Domna).
Die Aufnahme besorgte in grosser Lie-
benswürdigkeit Herr Landes-Bauinspektor
Eschenbrenner von hier.
Überlahnstein. Bodewig.
Hof heim a. Taunus. (Römische Rund-
schan z e auf d e.m Kap e 11 enb erge).
Wie in Nr. 12 des Limesblattes S. 351 be-
richtet ist, wurden vor dem aus der flavi-
schen Zeit stammenden Hofheimer Kastell
die Reste einer grösseren Befestigung auf-
gedeckt, deren polygonale Gestalt ebenso
wie das Fehlen von Mauern und der Cha-
rakter der Kundstücke auf eine noch
frühere Entstehungszeit hinwiesen und in
Verbindung mit den Ergebnissen der Aus-
grabungen bei Flörsheim und Höchst zu
dem Schlüsse nötigten, dass die Umgebung
von Wiesbaden bis zu dem Mainknie bei
Höchst und dem Taunusvorsprung bei Hof-
heim bereits vor Domitians Chattenkrieg
von den Römern besetzt und wohl nach
der Varusschlacht überhaupt nicht ge-
läumt war (vgl. Nass. Ann. Bd. XXVII,
1895, S. 51). Inzwischen hat diese An-
nahme durch die Beobachtungen Ritter-
lings bei seinen Ausgrabungen in Wies-
baden erwünschte Bestätigung gefunden
(vgl. Limesbl. Nr. 19, 136, S. 525). Sie
führte zu der weiteren Vermutung, dass
das genannte Gebiet noch durch andere
Grenzanlagen auf der Linie Höchst—Hof-
heim— Wiesbaden gesichert war. Eine
solche ist nun in diesem Sommer auf dem
Kapellenbergo, dessen südlichster Vorsprung
sich 2 km nordöstlich vom Kastell steil
über dem Ausgange des Lorsbacher Thaies
erhebt, gefunden worden. Dort war vor
einigen Jahren eine von zwei scheinbar
kreisrunden Gräben umgebene Plattform
von 17 m Durchmesser durch die Herren
Otto Engelhardt und Forstmeister Kehrein
entdeckt worden, welche auf der vom
Taunusklub angebrachten Tafel als „Römer-
rundschanze" bezeichnet wurde, während
von Cohausen in der einschliesslich der
Gräben nur 35 m im Durchmesser grossen
Anlage einen praehistorischen ..Ringwall
von äusserst schwachen Profilen" erkannte
(Nass. Ann. Bd. XXV, 1893, S. 23 ff.), den
er in eine nicht näher bestimmte Verbin-
dung brachte mit den von ihm als „Ab-
schnittswall" bezeichneten Wällen, die
l'/a km nördlich sich über den Rücken
des Kapellenberges ziehen. Es ist in-
zwischen durch die verdienstvollen For-
schungen von Thomas festgestellt worden,
dass diese Wälle die nördliche Schmal-
seite eines grossen Ringwalles bildeten,
der in einer Länge von l'/2 km und einer
durchschnittlichen Breite von 500 m den
Limesblatt.
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linke liegt unter dem Wege. Die Kastell-
mauer schliesst hier mit der Turmseite.
An der p. decumana Hessen sich keine
Türme nachweisen. Sie hat einen dop-
pelten Eingang, 3,20 und 2,40 m breit,
der durch eine von 4 aufrecht stehenden
Steinen gebildete, 45 cm breite und tiefe
Grube, in der wohl ein schwerer Stein be-
festigt war, auf dem das Thor sich drehte,
geschieden ist. In der Grube lag der
Boden einer Thorpfanne. Das Prätorium
liegt in der Retentura und ist schwach
gebaut, das Sacellum ist nicht unterkellert.
Die Vorderseite stösst an die viaprincipalis;
eine über diese hinaus gebende Vorhalle
liess sich nicht nachweisen. Ebenfalls in
der Retentura rechts von der via praeto-
ria liegen die Reste eines Gebäudes; auch
auf der linken Seite derselben lassen
starke Trümmer auf ein solches schliessen,
das sich an die Westseite des Prätoriums
anschloss.
Die Prütentura zeigte überall von der
v. princip. bis auf 3 m von der Kastell-
mauer eine starke Schicht von Kohlen,
Asche und Scherben. Die Prinzipalstrasse
ist durch eine dünne, etwa 3 m breite
Sandschicht bezeichnet; von der Prätorial-
strasse ist infolge des bruchigen Bodens
nichts zu erkennen. Die Eingänge sind
mit einer 20 Chi dicken Schicht von gelbem,
mit Kies untermischtem Lehm versehen,
wie er bei Miehlen gefunden wird. Sämt-
liche Mauern sind aus Schiefer erbaut, der
im nahen Kuckucksberge gebrochen ist.
Die bürgerliche Niederlassung liegt
hinter der Dekumanseite und ist an vielen
Scherben und Steinen kenntlich.
Ein Badegebäude ist beim Kastell nicht
zu Süden, als solches diente wohl das
nahe gelegene Militärbad in Marienfels.
Funde: Sigillatascherben jüngerer Zeit,
eine Schleuderkugel, eine schlecht erhal-
tene Münze (anscheinend Julia Domna).
Die Aufnahme besorgte in grosser Lie-
benswürdigkeit Herr Landes-Bauinspektor
Eschenbrenner von hier.
Überlahnstein. Bodewig.
Hof heim a. Taunus. (Römische Rund-
schan z e auf d e.m Kap e 11 enb erge).
Wie in Nr. 12 des Limesblattes S. 351 be-
richtet ist, wurden vor dem aus der flavi-
schen Zeit stammenden Hofheimer Kastell
die Reste einer grösseren Befestigung auf-
gedeckt, deren polygonale Gestalt ebenso
wie das Fehlen von Mauern und der Cha-
rakter der Kundstücke auf eine noch
frühere Entstehungszeit hinwiesen und in
Verbindung mit den Ergebnissen der Aus-
grabungen bei Flörsheim und Höchst zu
dem Schlüsse nötigten, dass die Umgebung
von Wiesbaden bis zu dem Mainknie bei
Höchst und dem Taunusvorsprung bei Hof-
heim bereits vor Domitians Chattenkrieg
von den Römern besetzt und wohl nach
der Varusschlacht überhaupt nicht ge-
läumt war (vgl. Nass. Ann. Bd. XXVII,
1895, S. 51). Inzwischen hat diese An-
nahme durch die Beobachtungen Ritter-
lings bei seinen Ausgrabungen in Wies-
baden erwünschte Bestätigung gefunden
(vgl. Limesbl. Nr. 19, 136, S. 525). Sie
führte zu der weiteren Vermutung, dass
das genannte Gebiet noch durch andere
Grenzanlagen auf der Linie Höchst—Hof-
heim— Wiesbaden gesichert war. Eine
solche ist nun in diesem Sommer auf dem
Kapellenbergo, dessen südlichster Vorsprung
sich 2 km nordöstlich vom Kastell steil
über dem Ausgange des Lorsbacher Thaies
erhebt, gefunden worden. Dort war vor
einigen Jahren eine von zwei scheinbar
kreisrunden Gräben umgebene Plattform
von 17 m Durchmesser durch die Herren
Otto Engelhardt und Forstmeister Kehrein
entdeckt worden, welche auf der vom
Taunusklub angebrachten Tafel als „Römer-
rundschanze" bezeichnet wurde, während
von Cohausen in der einschliesslich der
Gräben nur 35 m im Durchmesser grossen
Anlage einen praehistorischen ..Ringwall
von äusserst schwachen Profilen" erkannte
(Nass. Ann. Bd. XXV, 1893, S. 23 ff.), den
er in eine nicht näher bestimmte Verbin-
dung brachte mit den von ihm als „Ab-
schnittswall" bezeichneten Wällen, die
l'/a km nördlich sich über den Rücken
des Kapellenberges ziehen. Es ist in-
zwischen durch die verdienstvollen For-
schungen von Thomas festgestellt worden,
dass diese Wälle die nördliche Schmal-
seite eines grossen Ringwalles bildeten,
der in einer Länge von l'/2 km und einer
durchschnittlichen Breite von 500 m den