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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 4.1896

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Nr. 20 (30. September 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8933#0053
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— 561 —

Limesblatt.

— 562 —

zwischen den Steinen. Das ist vielmehr
zweifellos eine später angelegte Grenzver-
Bteinung mit Kohlen und Gefässscherben,
wie sie auch hier zwischen den Steinen
gefunden wurden.

Diese Palissadenreihe hat nun 24 m
vom Beigraben eine Lücke von 8.5 m Länge.
Als Schlusspf&hl beiderseits steht ein star-
ker Rundstamm. Hier an diesen beiden
Enden der Pfahllinie fanden sich auch,
sowohl vor als hinter den Pfählen. Längs-
balken, durch welche sie verbunden und
testgehalten waren. Diese Lücke ist aus-
gefüllt mit vier Reihen von nur 20 cm
dicken, unten zugespitzten, also eingeramm-
ten, teilweise viereckig behauenen Pfählen,
welche zu der grossen Pfahlreihe recht-
winklig stehen, 45 cm über dieselbe hin-
ausragen und nach Süden abgegrenzt wer-
den durch eine vierfache Reihe von eben-
solchen dicht beisammen stehenden Pfäh-'
len in der Gesamtlänge von 7,5 m und
der Breite von 1 m; die ersteren sind als
die Fundamentpfälile der Holztürme oder

besser wohl Blockhäuser

von je £fl-

-3,5 m

Innenraum, die letzteren als die Unterlage
zu einer Plattform hinter diesen Block-
häusern anzusehen. Diese Lücke wird wohl
auch der ältere Wasserdurchlass gewesen
sein. Wir hätten also
hier auf Pfählen das,
was sonst in den Be-
gleithügeln gefunden
wird, einen Doppel-
Holzturm der aller-
ersten Anlage. An den
Rändern des von diesen
Fundamentpfeilern ge-
bildeten länglichen
Viereckes fanden sich
viele Balken, Dielen
und Stücke von abge-
hauenen Balken, wohl
Überreste des Holz-
baues selbst; einige der
Pfähle sind besonders
merkwürdig. Sie sind
stark zugespitzt, haben
in ihrer Mitte eine vier-
eckige Durchbohrung
u. oben einen vierecki-
gen Falz zum Einlegen
10 eines Querbalkens.

Nun ergab sich bei weiterer Ausgra-
bung, dass nach beiden Seiten von der
Plattform, d. h. von den in 4faeher Beihe
stehenden stärkeren Pfählen sich dün-
nere (10—15 cm dicke) zugespitzte
Pfähle fortsetzten, hie und da 3 neben-
einander, meistenteils zu zweien in 0,50
bis 0,70 cm Entfernung von einander. Sie
sind schwächer, wie die ersteren, aber
eben so tief eingerammt. Zwischen ihnen
fanden sich Stücke von gebogenen bis zu
2 cm starken Asten und Ruten, von denen
nichts Anderes vermutet w erden kann, als
dass sie von einem diese dünneren Pfähle
verbindenden Flechtwerk herrühren.
Nach Westen zu wurde diese Doppelreihe
von Pfählen fast 9 m lang gänzlich blos-
gelegt, dann wieder Einige in 16,5 m, von
da in 36,5 m und von da nochmals in
150 m Entfernung. An der letzteren Stelle
zeigten sie sich als schwarze Holzfasern in
höheren Schichten, an den übrigen Stellen
aber fanden sich die schmalen Pfähle im
Letten gut erhalten bis in eine Tiefe von
1,89 m. Auch nach Osten hin stiess man
immer wieder auf diese Pfähle, in sechs
Durchschnitten wurden sie immer paar-
weise neben einander gefunden, 1,40 m
tief. Ihr Verlauf war indes nicht parallel
zur vorderen Palissadenreihe. An der
letzten westl. Stelle waren sie 4,50 m, an
der drittletzten 4,05 m, an der Plattform
2,20 m, dann östlich vom Beigraben 2,20,.
8 m weiter 1,60, 15 m weiter 1,40 m von
den Palissaden entfernt. Die hintere Dop-
pelpfahlreihe verläuft also in völlig selb-
ständiger Linie und hat wohl kaum mit
der anderen Palissadenreihe etwas zu
thun is. No 1).

Es liegt hiernach ganz dieselbe Doppel-
pfahlreihe vor, wie in den Ackern westlich
und östlich von Gundelshalm (vgl. Limesbl.
Nr. 13), nur mit dem Unterschied, dass
hier sich wohlerhaltene gespitzte Pfähle vor-
fanden, dort nur das vermoderte schwarze
Holz, ganz so aussehend wie Holzkohle,
in dem rötlichen Sand sich eingezeichnet
fand. Mir war es jetzt schon zweifellos,
dass diese Doppelpfähle hier im Altmühl-
thal nicht etwa als die Stützen eines
Steges, sondern als eine spätere Limes-
Pfahllinie aufzufassen sind; denn einen
Steg baut man zwar durch ein oft über-
 
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