Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 5.1897

DOI Heft:
Nr. 24 (30. September 1897)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8932#0056
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
679 —

Limesblatt.

680

Wissergewöhnlich stark und unregelmässig
gebaut, vorn 4,00, hinten 3,50 m im Innern
weit, an den Seiten 4,30 m, Mauerstärke
'98 cm. In einer Entfernung von 6 m
gegen Osten, parallel zu ihm, liegt eine
quadratiscbe Unigrabung von 11 m Seiten-
lange. Von Westen her bis zum Turme
läuft das 1 m tief in den Felsen gehauene
■Grübchen 11 m vor der Mauer her. Vom
Turm aus gegen Osten verändert die Mauer
ihre Richtung und wendet sich nach aussen,
das Gräbchen aber behält die seinige bei
und kreuzt 21 m vom Turme entfernt die
Mauer. 9 m östlich dieser Kreuzung be-
findet sich im Gräbchen eine 3,80 weite
Lücke, vielleicht war hier ein Durchgang
durch die Palissaden.

60 m vom Turme entfernt erreicht der
Limes den sehr steilen Abhang des Alt-
mühlthales. Hier bricht er ab und es ist
weder am Hange selbst noch unten im
Thale bis zum Flussufer, eine Strecke von
etwa 900 m, irgend eine Spur von ihm zu
rinden. Der Boden besteht hier aus Lehm,
der in einer nahe gelegenen Ziegelei ver-
wendet wird; durch die fortgesetzte Ab-
fuhr ist wahrscheinlich auch der Limes
vollständig verschwunden. Das linke Fluss-
ufer liegt so hoch, dass hier die Mauer
bis dicht an die Altmühl getreten sein
wird. Das rechte aber liegt bedeutend
tiefer, sodass bei den häufigen Überschwem-
mungen besondere Vorkehrungen notwen-
dig wurden. Von der die rechte Thalseite
bildenden Felswand ab ist der Limes bis
zu einem Punkte, der 205 m vom Flusse
entfernt liegt, als Mauer nachzuweisen,
Hier verläuft er unter einer ihn im spitzen
Winkel schneidenden Strasse und wo er
85 m dem Flusse näher wieder unter ihr
hervortreten sollte, erscheint er nicht mehr
als Mauer, sondern als eine Pfahlreihe.
Die Pfähle bestehen aus unten abgesägten
4, 6 oder 8mal gespaltenen Eichenstämmen
und stehen dicht nebeneinander, mit dem
Kernteil nach innen, der Rindenseite nach
aussen. An einem der besterhaltenen er-
kennt man, dass sie auf 50 cm von unten
herauf unbehauen waren, so weit werden
sie wohl im Boden gesteckt haben. Der
obere Teil ist seitlich etwas behauen, so
•dass, wenn sie mit dem Fussende dicht

nebeneinander standen, sich oben ein
Zwischenraum von etwa 10 cm bildete,
welcher das Flechtwerk aufnahm, von dem
sich Reste in Gestalt von gebogenen
Fichtenästen u. s. w. fanden.

Vor der Pfahlreihe und parallel zu ihr,
durchschnittlich '/2 m entfernt, liegt eine
Reihe mittelgrosser Steine. Sie sind ohne
Zusammenhang mit den Pfählen und kön-
nen keinenfalls zu ihrer Verkeilung ge-
dient haben. Vor der Steinreihe scheint
sich ein 6,50 m breiter und etwa 80 cm
tiefer Graben befunden zu haben, doch
Hess sich dies, da die moderne Strasse
der Pfahlreihe zu nahe bleibt, nicht mit
Sicherheit feststellen. Vielleicht hatten
die Steine den Zweck, zu verhindern, dass
der Rand des Grabens abgeschwemmt und
damit die Pfahlreihe in ihrer Festigkeit
beeinträchtigt wurde, Die Pfahlreihe ist
90 m lang und endet 30 m vom Altmühl-
ufer entfernt am rechten Ufer eines klei-
nen Baches, der etwas unterhalb in die
Altmühl mündet. Zwischen diesem Bache
und der Altmühl findet sich keine Spur
mehr von den Pfählen, es scheint hier
eine grosse Lücke gewesen zu sein, die
dem Hochwasser Raum zum Abflüsse liess.
Dagegen zeigt sich hier 90 cm unter der
jetzigen Oberfläche ein Strassenkörper,
3,50 m breit, gewölbt, sodass die Mitte
40 cm höher stand, als der Rand, aus
grossen dicht aneinander gelegten Bruch-
steinen bestehend. Beschotterung war
nicht vorhanden. Auf der Strasse liegend
fand sich ausser einem mittelalterlichen
Hufeisen die grössere Hälfte eines zweiten,
in der Form den keltischen ähnlich. Die
Strasse führt im rechten Winkel auf die
Altmühl zu. Da wir sie hinter der Pfahl-
reihe nicht finden konnten, so muss sie
vom Flusse weg die Richtung nach rück-
wärts einschlagen. Doch war es leider
nicht möglich, dem beteiligten Grund-
besitzer die Erlaubnis zum Graben in sei-
nen Wiesen abzugewinnen. Sie hätte uns
wahrscheinlich in das den Altmühlüber-
gang deckende Kastell geführt, das aufzu-
finden noch nicht gelungen ist.

(Fortsetzung folgt.)

Will kelmann.

Verantwortliche Redakteure F. Hettner und O. von Sar wi
 
Annotationen