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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 7.1898-1902

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Nr. 31 (6. März 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8938#0009
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LIMESBLATT.

Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.

Krscheint jährlich iu 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.
Jacob Lintz, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Trier.

Nr. 31. Ausgegeben am 6. März 1899.

^88. Niederbieber. [Kastell.] Die diesjährigen
Grabungen, welche vom 15. September bis
7. November ausgeführt wurden, hatten
sich zur Aufgabe gestellt, das Praetorium,
welches im vergangenen Jahre nur berührt
worden war, aufzudecken, zweitens den
nahe dem Nordthor die Umfassungsmauer
'durchschneidenden Kanal nebst den zu
vermutenden Seitenkanäh'n in das Innere
des Kastells zu verfolgen, und endlich für
■die Verteilung der Truppen im Kastell,
sowie deren Lagerungsweise im Einzelnen,
Anhaltspunkte zu gewinnen. Diese Auf-
gaben konnten, mit Ausnahme der zweiten,
infolge der geringen Anzahl der zur Ver-
fügung stehenden Grundstücke sowie des
Mangels an geeigneten Arbeitskräften nur
sehr unvollkommen gelost werden.

I. Die „in praetorio" befindlichen Bau-
Jichkeiten, d. h. die an das Fahnenheilig-
tum rechts und links sich anschliessenden
Zimmerreihen, sowie die den offenen Hof
zu beiden Seiten begrenzenden langen
Flügelbauten, haben etwa 53,30 m Breite
und 52,50 m Tiefe, bilden also nahezu ein
'Quadrat von 180 römischen Fuss Seiten-
lange. Auch die übrigen Hauptmasse las-
sen sich meist auf runde Zahlen des rö-
mischen Fussmasses zurückführen. — Die
östliche rechts vom Sacellum gelegene
Zimmerreihe, welche allein zusammenhän-
gend, wenigstens im nördlichen Teile, un-
tersucht werden konnte, hat einschliesslich
•der halben Breite der sie vom Sacellum
tretinenden Matter eine Länge von etwas
über 22 m (= 75 pedes). Von den hier
gelegenen drei, durch noch vorhandene
Zwischenmauern geschiedenen Räumen
waren die beiden östlich gelegenen sicher,
•der dritte wahrscheinlich ebenfalls, heiz-
bar, doch zeegte sich das Innere hier, wohl

infolge der Hoft'mannschen Ausgrabungen,
so tiefgehend zerstört, dass selbst die un-
teren Estrichböden, auf denen die nach
den gefundenen Resten durchaus aus ge-
hauenen Britzblöcken bestehenden Ilypo-
kaustpfeiler geruht haben müssen, fast
ganz verschwunden waren; die Umfassungs-
mauern dagegen standen z. T. noch 150 cm
hoch über der Fundamentstickung. Das
Sacellum, das nur zum kleinsten Teil un-
tersucht werden konnte, scheint nicht
unterkellert gewesen zu sein; seine Wände
waren mit einem schwarz-weiss-roten
Verputz bedeckt, von welchem sich im
Schutt grössere Bruchstücke fanden. Die
vier Räume der westlichen Zimmerreihe
waren mit Ausnahme eines kleinen nur
3,20 m breiten, der wohl als Durchgang
gedient hat und nur durch eine in Lehm
gesetzte Mauer von dem westlich anstossen-
den getrenunt war'), ebenfalls heizbar.

In dem Schutte des einen am wenigsten
zerstörten Raumes (des zweiten von Westen
aus) fanden sich neben Bruchstücken einer
inschriftlosen Platte aus milchweissem,
sehr grob-krystallinischen Marmor die Reste
einer Inschrifttafel aus schwarzem Mar-
mor, die, wie sich aus dem Mangel jeder
Umrahmung wird schliessen lassen, in
eine Mauer eingefügt, oder an der Vor-
derseite einer Basis befestigt gewesen
war. Die Breite der Tafel, deren Dicke
von oben (20 mm) nach unten (12 mm)
und von links nach rechts abnimmt, be-
trug etwa 54 cm, die Höhe lässt sich nicht

1) Wahrscheinlich ist die Raumointeilung im
östlichen Fitigel dieselbe gewesen, wie im west-
lichen, und die schwache l.ehinmauer infolge der
weitergehendeu Zersörung verschwunden: denn
an derselben Stelle, au welcher im westlichen
Flügel der als Durchgang angesehene Raum liegt,
betindat stell im östlichen eine 2,83 m breite Thür.
 
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