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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 7.1898-1902

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Nr. 34 (26. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8938#0057
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LIMESBLATT.

Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.

Erscheint jährlich in 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.

Jac. Lintz, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Trier.

Nr. 34.

Ausgegeben am 26. Mai

1902.

204. Limesstrecke Graue Berg - Adolfseck.
(Aarübergang bei Adolfseck). In diesem
Herbste sind die Untersuchungen der
Taunusstrecke mit der Feststellung des
Aarübprganges bei Adolfseck beendigt
worden. Die Arbeiten begannen am 9. Sep-
tember und waren mit dem 2. November
zu Ende. Auf der letzten Strecke hat
mich mein Sohn und, besonders beim Aar-
übergang, Herr Ingenieur H. Wehner aus
Frankfurt eifrigst unterstützt, der auch die
Aufnahme besorgt hat. Sämtliche in Frage
kommenden Forstbeamten und Bürger-
meister, sowie die Besitzer des Georgen-
thaler Hofes und des Hotels Burggarten
in Adolfseck waren bemüht, unsere Arbeiten
nach jeder Richtung hin zu fördern.

Der Pfahlgraben ist nunmehr mitsamt
dem Grübchen auf der ganzen 45 km be-
tragenden Linie nachgewiesen, auch auf
dem letzten Stücke, wo er dem Auge nicht
mehr sichtbar ist. Die Vermutung, man
habe sich dort nur mit Türmen begnügt,
ist hinfallig geworden, nachdem Spitz-
graben und das Gräbchen überall durch
Versuchsschnitte festgestellt sind; der Wall
ist eben durch nachweisbare Bodenkulturen
in unserer Zeit eingeebnet wordec Vom !
Zugmautel ab, wo er verschwindet, war die
Untersuchung sehr erschwert, doch gelang
es durch die fast überall erhaltenen Türme
den richtigen Verlauf des Limes zu linden,
den noch Rossel und Cohausen weiter süd-
lich vermuteten. 15 Türme und 4 Hügel
konnten auf 10 km vom Kastell Zugmantel
bis zur Aar in ihren Maasseu bestimmt
werden, wobei 4 Doppeltürme besonders
auffallen. Unmittelbar und parallel neben-
oder hintereinander, und zwar jedesmal
ein grosser und ein kleiner, sagen sie uns
einerseits, dass sie nicht gleichzeitig be-

standen haben können, anderseits aber
auch, da sie beide gleich hoch erhalten
sind, dass sie nicht nacheinander errichtet
wurden. Hier bleibt noch ein später zu
lösendes Rätsel, zumal Brandschutt bei den
meisten überhaupt nicht vorhanden ist,
einzelne aber sicher schon zur Römerzeit
zugeschüttet waren. Die Dimensionen be-
wegen sich in den üblichen Maassen. Da
die Mauern aus dem weichen Taunusschiefer
der näheren Umgebung errichtet sind, wie
er zum 2. Zugmantclkastell (Antoninus
Pius?) verwandt ist, so ist eine zeitliche
Übereinstimmung beider anzunehmen. Zur
Zeit des 8. Kastells (Severus Alexander?)
hatten die Türme vielleicht gar keine Be-
deutung mehr. Fuudstücke wurden mit
Ausnahme weniger Scherben, Nägel und
einer Silbermänze des Antoninus Pius keine
erhoben. Eine den Hügeln vermutlich ent-
sprechende hintere Linie bedarf noch der
Untersuchung.

Der schwierigste uud wichtigste Teil
war die Auffindung des Limesüberganges
über die Aar bei Adolfseck, wo ein Zwischen-
kastell als Thalsperre mit Sicherheit zu
erwarten war. Die Gestaltung des Thaies
und die beim Bau der Aarthalbahu ge-
machten Entdeckungen boten den einzigen
Anhalt, der aber auch genügte, das gesuchte
Kastellchen zu finden. Der Zug des Pfahles
selbst innerhalb des Tlialoinschnittes musste
von den beiden festgelegten Enden aus
ermittelt werden. Die westliche Anschluss-
strecke war bestimmt durch den Turm auf
dem Seifenberg und einen Einschnitt durch
den Spitzgraben mit schönem Profil im
festen Felsen unmittelbar am steilen Ab-
hänge der Aar. Auf der anderen Seite
gab der Turm auf dem „Ilundsküppel" die
Richtung. Durch das Thal selbst die Tracc
 
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