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Löwy, Markus
Amschelberger Jugenderinnerungen: 1855-75-80 — Prag: Selbstverlag, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.53414#0056
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52

„Fürwahr, mein Freund! Ich gern geſtehe,
Du warlt wohl einſtens vielsereiſt,

Doch blieb auch ich nicht in der Nähe,
Wie unſer Freund dies Zern beweiſt.

Bis in die Karlsbader Thermen

Erſtreckt ſich meine Wanderung,

Dort fand, im Magen und in Därmen,


Und kehrt' ich heimwärts endlich wieder,
Da brach der hellſte Jubel aus,

Die Jugend ſang mir ſchöne Lieder

und jedes ging beſchenkt nach Haus.

Doch auch in ſchweren Trauerzeiten,

Sn Kummer, Krankheit und in Not,

Da fandet Ihr den Dienſtbereiten

In mir, den Freund ſelbſt bis in den A

„Nie konnt' ich in die Ferne ſchweifen,
Beſchränkte mich aufs Dorf, das nah,
Mußt hier von Haus zu Hauſe ſtreifen,
Der Not gehorchend, blieb ich da,

Bis ich am Freitag heim mich wandte,
Zur Frau und zu dex Kinder Schar,

Wo von der Stirn die Sorg' ich bannte,
Ein and'rer Menſch am Samstag war.
Und wahrlich, hoch von Stolz getragen,
Sah mir zehn Söhne ich erblüh'n,
Erlebte noch in alten Tagen

Das Schönſte, was das Glück verlieh'n!“ —

„Denkſt du, Schlingel, noch der Tage,“
Toͤnt es plötzlich aus dem Grab,

„Wie du, Aepfel mir zu ſtehlen,
Stiegſt in meinen Garten ab?

Wo mit Jonas und mit Kaufmann
Ihr die Bäume mir geleert

Und ich erſt am andern Tage

Sah, was Ihr mir habt beſchert? —

Plötzlich tönen Melodien

Und dem Ohr bekannt es klingt,
Denn Reb Eiſik Ehaſen iſt es,
Der „Chamol ulenu!“ ſingt.
Schaurig wirken ſeine Worte,
Traurig tönt ſein altes Lied
 
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